~ 38 ~
»Was hat er dir erzählt?« Erschrocken halte ich inne, als Kyle's Stimme durch den Raum donnert.
»Wie zum Teufel kommst du in mein Zimmer!?«, rufe ich schockiert und kann es nicht fassen! »Bist du denn total bescheuert, mich so zu erschrecken?« Meine Schlüssel werfe ich wütend auf die Kommode neben der Tür und sehe ihn dann wieder wütend an.
»Bist du total bescheuert, dich so lange mit ihm umherzutreiben?«, kontert er und ballt die Hände an den Seiten zu Fäusten. »Was habt ihr so lange gemacht?«
Ich schnalze mit der Zunge und entledige mich dann erstmal meiner Jacke. »Du hast echt nerven, dich hier so aufzuspielen. Was denkst du wer du bist? Mein Vater?«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Ja, du beantwortest ja auch keine von meinen. Zumindest nicht ehrlich.« Als ich an ihm vorbei laufe, schubse ich ihn mit Absicht ein Stück zur Seite. »Es ist Zeit zu gehen, mach's gut.«
Also wirklich. Ich muss von Léon erfahren, dass er mich angelogen hat, zumindest nicht einhundert Prozent ehrlich zu mir war.
Die Hälfte der Geschichte hat er mir verheimlicht, stattdessen so getan, als wäre er das Opfer.
»Er hat dir erzählt, dass ich mit Amber geschlafen habe?«
»Bingo.« Ich drehe mich nicht zu ihm um, verschränke stattdessen die Arme vor der Brust und starre durch das kleine Fenster nach draußen. Es ist bereits stockdunkel, weshalb ich nur mein eigenes Spiegelbild sehe.
»Ich wollte es dir sagen, aber... ich konnte nicht«, sagt er leise und ich sehe im Fenster, wie er die Arme sinken lässt und sich zu mir umdreht. »Mira... ich wollte nicht...«
»Was?! Was wolltest du nicht?!« Ich kann nicht anders. Seine Anwesenheit, seine Lügen, die halben Wahrheiten und einfach diese Gefühle die er in mir weckt, mit seiner bloßen Nähe, bringen mich um den Verstand. »Ich verstehe dich nicht, Kyle! Du bist einfach... unberechenbar. Erst das totale Arschloch, dann küsst du mich, stößt mich weg, küsst mich wieder, beschützt mich, setzt dich für mich ein, stellst mich deiner kranken Schwester vor und dann sowas?« Ich schüttle den Kopf und versuche die aufkommenden Tränen weg zublinzeln. »Du hast mit Amber geschlafen, sie ausgenutzt. Du hast deinem besten Freund das Herz gebrochen und ihm seine Liebe genommen. Dir war egal, wie das alles enden wird...«
»Hör auf!« Er unterbricht mich und hält sich die Hände über die Ohren, als wäre er ein 8 jähriger Junge, der etwas verbotenes hört. »Hör bitte auf. Ich kann nicht...«
»Du kannst mich belügen, also kannst du auch zu deinen Fehlern stehen!« Ich weiß das klingt hart, aber so ist es nun mal. Ich behaupte nicht, dass Kyle schuld ist, dass Amber gestorben ist. Aber es ist sein Verschulden, dass Léon das verloren hat, was ihm so viel bedeutet hat.
»Ich wollte nie... du solltest nicht...« Er rauft sich die Haare und wirft verzweifelt den Kopf in den Nacken. Dann sieht er mich wieder an, kommt einige Schritte auf mich zu und greift nach meinen Händen, bevor ich sie zurückziehen kann. »Mira, ich...«, beginnt er, schluckt und sieht mir dann endlich in die Augen. »Ich bin verdammt schlecht in sowas, mit Gefühlen meine ich. Ich kann sie nicht... beschreiben. Nicht ausdrücken und nicht mal im Entferntesten dazu stehen. Aber du zwingst mich dazu. Du bringst mich dazu, dass ich dir das alles unbedingt sagen will und...«
Er schluckt nochmal und sieht auf unsere Hände.
»Ich wollte nicht, dass du wieder schlecht von mir denkst. Wir haben uns so gut verstanden. Du hast dich endlich auf mich eingelassen und alles war... schön. Oder keine Ahnung wie man das nennt.« Ein trauriges Lächeln blitzt kurz auf, was sofort wieder erlischt. »Ich wollte dir nicht sagen, dass ich mit der Freundin meines ehemals besten Kumpel geschlafen habe. Du hättest mich verurteilt, mich wieder gehasst und das wollte ich nicht. Ich wollte nicht von dir fallen gelassen werden, nachdem du mich erst aufgefangen hattest und mich...« Er bricht wieder ab und ich kann nicht anders als ihn fassungslos anzustarren. Offenbart er mir etwa gerade seine Gefühle? Kyle? Kyle King redet über seine Gefühle?
DU LIEST GERADE
HOLD ME TIGHT - abgeschlossen
Fiksi Umum»Ich weiß nicht, ob es gut war, hier her zu kommen. Ich weiß nicht, ob es gut war, ihm zu begegnen. Noch schlimmer aber ist es, dass ich nicht weiß, wie sehr sein Schicksal mein Leben verändern wird« _ Mira: jung, hübsch & zurückhaltend Kyle:...