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„Das ist nicht dein Ernst!", schimpfe ich, als Kyle tatsächlich ein Kleidungsstück nach dem anderen zu Boden fallen lässt.
„Hör mal, Prinzessin. Nur weil dein Freund dir noch nicht gezeigt hat, was sich unter seiner Kleidung befindet, musst du mir keine Vorwürfe machen. Sei froh, dass ich dich hier pennen lasse. Mit dem Kleingedruckten musst du dann schon alleine klar kommen. Aber wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich jetzt gerne ins Bett legen. Und zwar ohne, dass du weiterhin wie ein sabbernder Köter auf meinem Bett sitzt."
Ich blinzle verwundert. Scheiße. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich ihn die ganze Zeit mit hochroten Wangen gemustert habe. Aber wie soll man auch nicht? Bislang konnte ich immer nur seine Tattoos an den Armen sehen. Jetzt weiß ich, dass sich auch im Brust und Hüftbereich welche finden lassen. Ganz zu schweigen davon, wie gut sie zu seiner braunen Haut passen, die sich perfekt über seine Muskeln an Schulter, Brust und Bauch spannt.
Um nicht komplett wie ein Spanner dazustehen, räuspere ich mich und laufe dann schnurstracks Richtung Bad. Na gut, vielleicht versuche ich es. Denn kaum habe ich zwei Schritte gemacht, packt mich wieder der Schwindel und ich muss mich am Schreibtisch zu meiner linken abstützen.
„Geht's?", höre ich ihn fragen.
Ich schließe die Augen und atme tief durch. Ruhig bleiben, Mira. Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren.
„Mir geht's gut", sage ich. Vielleicht etwas unsicher, denn ich höre die Bettdecke hinter mir rascheln und dann steht er auch schon neben mir.
Mit seiner Hand wischt er ein paar Haarsträhnen aus meinem Gesicht und schaut mir besorgt in die Augen. Moment mal. Kyle und besorgt? Meinetwegen?
„Du siehst nicht so aus. Verdammt, wie viel hast du denn wieder getrunken? Dich kann man keine Sekunde lang aus den Augen lassen."
„Ich bin kein verdammtes Kind, Kyle!", rufe ich aufgebracht. Seine Worte treffen mich sehr. „Mich kann man alleine lassen, bloß nicht in deiner und der anderen Gegenwart!" Tränen vor Wut steigen mir in die Augen, doch ich blinzle sie weg.
Kyle schaut erst überrascht, dann erscheint ein kleines, wie ich finde provozierendes Grinsen auf seinen Lippen. „Niemand zwingt dich mit uns abzuhängen."
„Schon klar. Wenn es nach dir ginge, würdest du mich ja lieber in irgendeinem Keller mit Büchern vergammeln lassen. Scheiße Kyle, ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst. Aber es mir immer und immer wieder unter die Nase zu reiben, das ist wirklich..."
„Halt die Luft an!" Auch Kyle's Stimme ist lauter geworden. „Hör auf dich wieder so theatralisch aufzuspielen, das hält ja keiner aus! Verdammt, warum hab ich dich überhaupt mit hier her genommen?!"
Er rauft sich die Haare und reibt sich anschließend mit beiden Händen durchs Gesicht. Kurz ist es still im Raum, dann atmet er einmal tief durch und sieht mich wieder an. „Komm, ich helfe dir."
Er packt meinen Arm und schleift mich hinter sich her ins Bad. „Arme hoch!"
Erschrocken sehe ich ihn an. „Bitte was?"
„Du sollst die Arme hochnehmen, damit ich dir dein verschwitztes und mit Alkohol getränktes Shirt ausziehen kann."
„Vergiss es!" Demonstrativ verschränke ich die Arme vor der Brust und mache einen Schritt nach hinten.
Ein Fehler, denn ich verliere das Gleichgewicht und rutsche auf einer Fußmatte aus. Beinahe, denn Kyle packt mich an der Hüfte und hält mich im letzten Moment auf den Füßen.

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HOLD ME TIGHT - abgeschlossen
Ficção Geral»Ich weiß nicht, ob es gut war, hier her zu kommen. Ich weiß nicht, ob es gut war, ihm zu begegnen. Noch schlimmer aber ist es, dass ich nicht weiß, wie sehr sein Schicksal mein Leben verändern wird« _ Mira: jung, hübsch & zurückhaltend Kyle:...