HOLD ME TIGHT - abgeschlossen

31.

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Ich fühle mich unwohl. So unwohl wie schon lange nicht mehr. Überall an meinem Körper zwickt und juckt es. Ich traue mich kaum zu atmen aus Angst, dann auch noch ohne den letzten Rest des sowieso schon sehr geringen Stoffes hier zu stehen. Jeder Atemzug kann zum Platzen der Nähte führen. Gut, vielleicht übertreibe ich ein klein wenig und das Kleid ist einfach nur figurbetont, aber ich fühle mich einfach nicht wohl in meiner Haut. Und ist das nicht eigentlich das wichtigste?

»Jetzt mach dich mal locker!« Clara und ich laufen gerade über den Parkplatz zu Matt's Wagen. Obwohl der See wohl nur ein paar Meter entfernt ist, hat Clara darauf bestanden, dass uns jemand hinfahren muss. Wieso sie diese Forderung gestellt hat wird schnell klar, wenn man ihre Schuhe sieht. Auf diesen könnte ich nicht 3 Schritte gehen, ohne mir vermutlich den Hals zu brechen. Meinen Einwand, dass die Party an einem See mit künstlich angelegtem Sandstrand stattfindet, hat sie gar nicht erst zur Kenntnis genommen und stattdessen einfach mit den Schultern gezuckt.

»Du siehst toll aus, Mira! Die Männer werden sich fragen wer du überhaupt bist, weil sie dich nicht wiedererkennen werden.«

»Und genau hier liegt das Problem!« Ich will nicht angesehen werden. Ich will nicht einmal wahrgenommen werden. Leider bewirkt dieses dunkelblaue, sehr kurze Kleid aber eben genau das Gegenteil.

Immerhin konnte ich das schlimmere Übel vermeiden, indem ich eine halbe Stunde mit Clara diskutiert habe, dass ich auf keinen Fall dieses rote Kleid anziehen werde, welches einen Ausschnitt bis zum Bauchnabel bietet. Gut, vielleicht ist das jetzt auch wieder übertrieben, aber ich bin nun mal nicht so. Dieser Rückenausschnitt an meinem Kleid ist mir schon jetzt unangenehm, auch wenn er nicht wirklich tief ist. Trotzdem überkommt mich jedes mal eine Gänsehaut, wenn der Wind um uns herum weht. Immerhin ist das Kleid langärmlig, sodass mir nicht allzu kalt werden wird. Und für den Notfall habe ich noch immer meine Lederjacke mit dabei.

Glücklicherweise aber ist im Moment nichts von Herbst zu spüren. Es fühlt sich eher nach Spätsommer an. Das Wetter kann wirklich manchmal verrückt spielen.

»Wow, Mira!« Matt steht mit geöffnetem Mund vor mir, hält mich eine Armlänge auf Abstand und scannt mich von oben bis unten. »Du siehst Hammer scharf aus! Darf ich heute Abend bitte dein Date sein?«

Bevor ich irgendwas antworten kann, stolziert Clara auch schon an uns vorbei und greift nach der Beifahrertür des schicken BMW's. Matt's Eltern scheinen wirklich gutes Geld zu haben. »Hör auf zu flirten. Steig ein und bring uns endlich auf die Party.«

»Zu Befehl!« Ich kann es nicht glauben, aber er salutiert tatsächlich. »Ma'am.« Er hält mir galant die hintere Tür auf und verbeugt sich leicht, als ich einsteige. Ich lache und schüttle einfach nur mit dem Kopf.

Die Fahrt dauert genau drei Minuten. Es ist geradezu lächerlich, dass Clara den Weg wirklich nicht laufen wollte.

Als wir aussteigen sehe ich unten am Ufer schon viele bunte Lichter und einzelne Feuerschalen. Links davon ist ein großes Zelt aufgebaut. In der Mitte befindet sich eine Art Tanzfläche, schätze ich mal. Jedenfalls sieht es so aus, als ob jemand irgendwelche Bretter auf den Sand gelegt hat, damit die Leute sich darauf bewegen können.

»Los, auf geht's!« Clara hakt sich bei mir unter und marschiert los. Weit kommt sie aber nicht, denn sobald wir den kleinen Hand hinunter gestiegen sind und zwei Schritte im Sand getan haben, fängt sie an zu fluchen. »Diese verdammten Schuhe!« Tatsächlich bleibt sie mit den Absätzen im Sand stecken und hat sofort Sand in den Schuhen.

Ich zucke mit den Schultern. »Du wolltest ja nicht auf mich hören.« Ein Weilchen beobachte ich sie noch ein bisschen dabei, wie sie verzweifelt versucht ein Schritt nach dem anderen zu tätigen. Letztendlich bekomme ich aber doch Mitleid und fange an in meiner Tasche zu graben. »Hier.« Ich halte ihr ihre schwarzen Sneaker hin, die ich vorhin heimlich eingepackt habe. Mir war einfach klar, wie das enden würde.