36.

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»Rede endlich!« Das Ticken der Uhr droht mich wahnsinnig zu machen. Wir sitzen uns gegenüber, er auf meinem Bett und ich auf meinem Schreibtischstuhl.

Kyle sieht geschafft aus, total am Ende seiner Kräfte. Seine Schultern hängen schlaff herunter, seine Unterarme hat er auf den Knien abgelegt und sein Kopf hängt ähnlich müde herunter. Er sieht furchtbar aus.

»Ich weiß ehrlich gesagt nicht so Recht wo ich anfangen soll«, bringt er irgendwann heraus und ich erschrecke dabei, wie gequält seine Stimme klingt.

»Warum hast du mich dort hin mitgenommen?«, stelle ich meine erste Frage und beginne wieder unruhig mit dem Fingern meine Hände zu massieren. Eine Angewohnheit, die ich mir wirklich mal abgewöhnen sollte.

Er seufzt. »Ich war überfordert mit der Situation. Kimberly ging es schlecht, dir ging es schlecht. Man konnte euch beide nicht alleine lassen, also habe ich einfach gehandelt und dich mitgenommen. Ein Fehler, ich weiß.« Er schüttelt den Kopf und fährt sich mit den Händen durchs Haar, ehe er die Arme wieder hängen lässt und nun endlich zu mir aufschaut. »Es war nie der Plan, dass es soweit kommt.«

»Es gab einen Plan?« Sein intensiver Blick lässt eine Gänsehaut über meinen Körper wandern und ich verschränke unwillkürlich die Arme vor der Brust, um irgendwie davor Schutz zu suchen.

»Natürlich gab es den. Und er war zum Scheitern verurteilt, als du kotzend und halbnackt in meinem Bad standest.« Er seufzt erneut und richtet sich gerade auf. »Also. Dann beginnt jetzt wohl die Gruselstunde, was? Aber ich bitte dich um einen Gefallen.« Erst als ich nicke, spricht er weiter. »Hör mir bis zum Ende zu und urteile nicht voreilig. Ich meine, natürlich kannst du darüber urteilen und mich hassen, aber bitte hör dir einfach bis zum Ende an, was ich zu sagen habe.«

»Das werde ich«; versichere ich und nicke kräftig. Ich will endlich wissen, was ihm passiert ist und was mit Kimberly nicht stimmt. Weshalb sie so ist wie sie ist und in diese Zimmer gefangen gehalten wird.

»Also gut. Du kennst Amber. Ich nehme an, Clara hat dir bereits von ihr erzählt und von ihrem... Tod. Und du weißt von dem Unfall?« Ich nicke und er tut es mir gleich. Dann holt er einmal tief Luft und beginnt zu erzählen.



Flashback

Kyle

»Ich bringe die beiden nach Hause!«, rufe ich Léon über den Lärm hinweg zu und er nickt. Noch einmal schaut er erst mich und dann Amber an, eher er mir auf die Schulter klopft. »Pass gut auf sie auf«, sagt er und grinst. Aber irgendwie ist etwas komisch an ihm. »Hey, man. Alles in Ordnung bei dir?«

Er nickt. »Na klar doch. Pass einfach gut auf mein Mädchen auf.« Er gibt der strahlenden Amber einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich von uns abwendet.

»Kommt, Mädels.« Ich schlinge Kimberly einen Arm um die Schultern und ziehe Amber ebenfalls am Arm hinter uns her.

Draußen schlägt uns die Kälte der Winternacht entgegen und ich ziehe Kimberly näher an mich heran.

»Bin ich froh, einen so großen Bruder zu haben«, lallt sie und stolpert etwas unbeholfen auf ihren High Heels neben mir her.

»So einen hätte ich auch gerne«, lacht Amber und hakt sich bei mir ein. Naja, bevor sie noch hinfällt.

»Wie viel habt ihr nur wieder getrunken.« Vor allem Kimberly schaue ich böse an. Ich mag es nicht, wenn sie so ist. Wenn ich nicht dabei bin, kann ihr alles Mögliche passieren und ich will nicht, dass ihr irgendetwas passiert.

HOLD ME TIGHT - abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt