Kapitel 1

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Ginny's Sicht:

Mein erster Schultag und schon zu spät und das ist mir aber auch so was von egal.

So oder so, wie soll man sich hier überhaupt zurechtfinden? Riesiges Gebäude, um die 700 Schüler und 1 Lageplan. Aus diesem Grund versuchte ich gar nicht einen Blick auf den Lageplan zu erhaschen, ich begann gleich mit der Praxis.

Nach 27 Minuten suchen, kam ich mit 18 Minuten Verspätung im Klassenzimmer an.Die meisten würden jetzt beschämt eine Entschuldigung murmeln und auf den letzten, freien Platz flüchten, besonders dann, wenn sie mein Aussehen hätten.

Nicht, dass ich ein Punk wäre oder so was. Nein, ich bin ultra mega extrem dünn.

Das ist ja auch meine Besonderheit. Eine blöde Krankheit.

Das Gute daran, bald bin ich tot. Viele würden sich jetzt fragen; 'Was ist an tot sein so gut und warum willst nicht dünn sein?

Das ist doch toll!' Glaubt mir, das ist es nicht. Die einzige Person, die mich nicht bemitleidet, ist Izzy, meine kleine Schwester.

Sie ist mein perfektes Ebenbild in Klein und Gesund. Das heißt; sie hat schwarze, aber lange Haare, strahlende, blaue Augen, ist bleich und zierlich (allerdings sollte man Izzy niemals unterschätzen, sie hat einen starken Schlag).

Aber zurück zum Thema.Ich ging auf meinen neuen Lehrer zu und sagte: "Guten Tag, Mr. Sanders. Es tut mir leid für mein Zuspätkommen, ich habe unser Klassenzimmer nicht gleich gefunden. Würden sie mir bitte diesen Zettel unterschreiben, damit ich ihn später im Sekretariat abgeben kann?"

Sanders sieht sehr perplex aus, warum weiß ich nicht. Vielleicht sind seine Schüler asozial oder er ist von meinem Aussehen geschockt.

Als er sich dann endlich gefangen hatte (es dauert nur etwa 3 Sekunden, dennoch nervig) lächelte er und erwiderte: "Natürlich. Lass ihn hier, du kannst ihn am Ende der Stunde wieder mitnehmen. Nun, würdest du dich bitte noch kurz den Andern vorstellen. Danach sitzt du bitte neben Luke, der Junge am Fenster in der Mitte."

Okay, dann halt eine Vorstellungsrunde... Testen, wie viel Nerven die wohl haben.

"Mein Name ist Ginny Fray, man nennt mich aber meistens nur Gin.", fing ich an, "Ich bin 20 Jahre alt und wohne in Manhattan. Das hier ist meine 5. Schule. Ich habe eine kleine Schwester, Isabelle. In meiner Freizeit lese ich gerne, zeichne oder höre Musik. Zudem habe ich eine Krankheit, sie nennt sich das AC-Syndrom und ist einmalig... So, dass wars"

Fast hätte ich laut losgelacht, so verdattert wie mich alle anschauen. Dieses Mal hatte auch Mr. Sanders sich nicht so schnell gefangen, er brauchte ganze 18 Sekunden, bis er geschockt auf meinen Platz deutete. So wie es scheint, ist keiner darüber informiert worden, dass eine Todkranke sich im Klassenzimmer befindet.

Grinsend lief ich auf meinen Platz zu und setzte mich. In Gedanken fing ich an von 20 runter zu zählen und wie ich dachte, fing das nicht ganz so leise Getuschel an. Haben wohl alle keine Hobbies.

Mr. Sanders machte nun mit seiner Halbjahres-Begrüßung weiter und erklärte mir und den andern Neuen, was für uns wichtig ist.

Als er uns dann aufforderte unseren täglichen Tagebucheintrag zu machen, schaute ich verdutzt Luke an und flüsterte: "Was müssen wir machen?"

"Du hast dir doch ein leeres Heft kaufen müssen, oder?", erklärte er mir, «In dieses müssen wir jeden Tag reinschreiben, was wir am Vortag erlebt haben. Es ist kindisch aber du kannst schreiben was du willst. Er darf es nur im Schnellgang durchblättern, nicht lesen. Einmal habe ich die ganze Seite beschrieben indem ich immer wieder geschrieben habe: 'Das ist ein Stift.' und er hat mich sogar gelobt, dass ich sehr viel geschrieben habe."

Ich lächelte ihn an und flüsterte noch ein kurzes Dankeschön, danach aber begann ich zu schreiben. Ich hoffte aber, dass er mich nicht für eine Streberin hielt. Denn ich schrieb nicht für mich, ich schrieb für Izzy. (Eine Erklärung an sie, ohne Geheimnisse in der Hoffnung, dass sie mir verzeihen kann, dass sie ein letztes Geschenk von mir bekommt, auch wenn ich dann schon tot bin). Zudem mochte ich Luke, er war der Erste der ohne Grund freundlich zu mir war, der keine Fragen stellte oder mich dumm anschaute. Er war einfach nur freundlich.

(k)ein geplantes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt