Kapitel 6

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Isabelle's Sicht:

Diese Nacht habe ich so unruhig geschlafen wie schon lange nicht mehr. Gin hat sich den ganzen Abend nicht mehr blicken lassen.

Gestern habe ich mir überlegt, ob ich Mum und Dad von Gin's Selbstmordversuch erzählen sollte, entschied mich aber dagegen. Doch ich nahm mir fest vor, mit ihr darüber zu sprechen und ein weiterer Grund, wenn ich Frieden will, muss ich mich auch friedlich verhalten und nicht Verrat begehen.

Am nächsten Morgen stehe ich auf und gehe runter in die Küche. Dad ist schon längsten gegangen, doch Mum steht am Küchentresen und macht Frühstück für mich. "Guten Morgen, Isabelle. Gut geschlafen?", fragt sie mich. "Es geht", murmle ich und nimm mir mein Jogurt, das Mum mir auf den Tisch gestellt hat. "Wo ischt eigntlisch Gschin?", nuschle ich mit vollem Mund. "Isabelle, man spricht nicht mit vollem Mund. Schluck runter und sag's nochmal.", sagt Mum sichtlich amüsiert. "Wo ist eigentlich Gin?", sage ich als würde ich mit einer 5-jährigen sprechen. "Ginny? Sie isst heute in ihrem Zimmer.", sagt Mum und fügt zögernd hinzu: "Hast du dich schon entschuldigt?" Ich wusste, dass Mum keinen Streit will und sage darum: "Nein, noch nicht. Ich versuche es aber schon seit gestern. Ich dachte, ich lass ihr etwas Zeit. Ich versuch heute Abend nochmal, Okey?" "Mach das.", sagt Mum schlicht.

Nach dem Morgenessen räume ich ab und klopfe an Ginny's Tür. Mit voller Absicht sage ich nicht, dass ich es bin und darum kommt das gewünschte "Herein". Ich mach die Tür auf und sehe wie Gin auf dem Bett liegt, der Schlauch am Bauch angesteckt. Sie legt das Handy weg und sieht mich verwirrt an. "Was willst du?", fragt sie. "Ich bin hier wegen gestern.", sage ich und schaue ihr in die Augen.

Ginny's Sicht:

Es ist mucksmäuschenstill. Izzy sieht mir in die Augen und wartet auf eine Antwort.

Ich hatte gehofft, dass sie mich in Ruhe lässt und ich so tun könnte, als wäre gestern nichts Spezielles passiert. Doch mein Wunsch löst sich in Luft auf.

Doch ich versuche freundlich zu bleiben und meine Panik zu kaschieren."Vergiss das! Mir geht es gut.", sage ich und setzte ein Lächeln auf. "Gin, ich bin doch nicht dumm. Du wolltest dich umbringen. Das ist NICHT Okey!", sagt Izzy, ihre Stimme voller Sorge.

Als ich das letzte Mal einen solchen Tonfall von ihr gehört hatte, war unsere Katze krank und Izzy hatte Angst, sie überlebe es nicht. "Izzy bitte! Wenn ich dir irgendwas bedeute, lass es sein.", ich flehe sie an und Izzy weiß, ich flehe sonst nie. Doch sie sieht mich an, in ihrem Blick liegt Liebe, dieselbe wie in unserer Kindheit und sie setzt sich auf die Bettkante. "Du bedeutest mir unheimlich viel. Ich weiß, man könnte meinen es ist anders aber als ich dich gestern so sah, bemerkte ich wie wichtig du mir bist. Darum möchte ich mich entschuldigen. Nicht nur für Gestern, für alles.", sagt Izzy und mir kommen die Tränen.

Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet? Ich weiß es nicht mehr. Berührt von ihren Worten nimm ich sie in die Arme und flüstere: "Ich liebe dich doch auch Izzy." "Dann werden wir wieder richtige Schwestern?", fragt Izzy. Ihre Augen leuchten richtig und ich kann nicht anders als zu nicken, aber ich hänge noch eine Bedingung daran: "Aber nur, wenn du mir eins Versprichst" "Ja klar!", kommt es zurück. "Ich werde dir nichts erklären. Du wirst meine Gründe für mein Verhalten nicht erfahren, noch nicht, auf jeden Fall. Du wirst mich nicht hinterfragen und wenn ich Nein sage, heißt es auch Nein. Ich weiß du willst es wissen, aber das geht nicht. Du würdest mich noch nicht verstehen. Wenn du das alles erfüllst, es kommen vielleicht noch ein paar Dinge hinzu, können wir wieder so sein wie früher. Versprochen?", frage ich.Izzy rang mit sich aber die Liebe zu mir siegt und sie sagt: "Versprochen Schwesterchen!"

(k)ein geplantes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt