(k)ein geplantes Leben

Kapitel 15

Isabelle's Sicht:

"Grace beruhige dich! Das hat doch nichts zu bedeuten. Ginny lebt doch noch. Sie hat sich umentschieden. Du siehst doch was sie geschrieben hat.", versucht Dad, Mum zu beruhigen. Er versucht es schon seit Stunden. Immer und immer wieder. Er ist der einzige Grund, warum Mum noch nicht auf dem direkten Weg zu Gin ist.

Um was es geht, weiß ich nicht genau. Nur das sie erfahren haben, dass Gin beinahe versucht hat sich umzubringen. Weiterhin ist Mum auch auf mich unglaublich sauer. Ich hätte etwas sagen sollen. Doch ich habe ihr nur trocken geantwortet: 'Wenn du mir nicht sofort sagst um was es geht, bekommst du logischerweise auch keine Antwort'

Urplötzlich eskaliert die Situation. Der Grund: Die Tür geht auf und Gin kommt herein.

Leo's Sicht:

Grace reißt die Küchentüre auf und stürmt in den Flur. Ich versuche sie aufzuhalten, doch ich bin nicht schnell genug.Da ich nichts tun kann, wende ich mich an Isabelle: "Geh in dein Zimmer Isabelle und bleibe dort." "Aber ich muss wissen was los ist! Ihr könnt mich nicht einfach im Dunkeln tappen lassen.", erwidert sie. "Doch das können wir! Ich möchte nicht streng werden. Geh jetzt auf dein Zimmer. Sofort!", ich will sie nicht so anschnauzen, aber mir bleibt keine andere Wahl, denn aus dem Flur ertönt der erste Aufschrei.

Ich stürme in den Flur und sehe das Arya außer sich vor Wut ist und Trixie hemmungslos schluchzet. Luke und Ian versuchen sich schützen vor Ginny zu stellen und gleichzeitig Arya zurück zu halten, die aussieht als will sie Grace die Augen auskratzen.Deshalb dränge ich mich an Grace vorbei und rede lauter, um sie zu übertönen: "Geht jetzt nach Hause. Vielleicht kann ich die ganze Sache dann irgendwie unter Kontrolle bringen." "Wir lassen Gin sicher nicht allein hier zurück. Nehmen sie es mir bitte nicht übel, aber zurzeit ist ihre Frau eine Furie.", sagt Ian. "Keine Sorge, ich regle das, aber ich brauche Zeit und Ruhe, um Grace zu beruhigen. Bitte geht.", ich versuche möglichst ruhig zu sprechen, da Grace immer noch Trixie und Arya anschreit.Trotz der Besorgnis in ihren Gesichtern weichen sie langsam zurück zum Auto und ich nehme behutsam Ginny in meine Arme, um sie abzuschirmen.Doch kaum ist die Türe zu entreißt Ginny sich meinem Griff und schreit Grace an.

Grace's Sicht:

"Wie konntest du nur? Was hat es überhaupt für einen Grund meine Freunde so anzuschreien? Sie haben gar nichts getan!", schreit Ginny.

Doch das bringt mich erst recht auf 180. Ich nehme die Hefte vom Tisch und werfe sie auf den Tisch, Ginny entgegen. "Ja eben, sie haben nichts getan. Sie haben mir nie was davon gesagt, dass du im Krankenhaus warst oder wie schlecht es dir wirklich gegangen ist, all die Jahre.", ich versuche gar nicht einmal mich zu beruhigen, während ich Ginny anschreie.

Auch sie hat mir nie etwas davon erzählt. Herausfordernd schaue ich Ginny an. Diese Schlacht werde ich gewinnen.Doch in ihrem Gesicht sehe ich keine Schuldgefühle wie ich erwartet habe. In ihrem Gesicht zeichnet sich endlose Wut ab, gemischt mit purer Enttäuschung. Sie holt einmal tief Luft, als möchte sie sich beruhigen, doch dann schreit sie nicht, sondern sagt mit einer so ruhigen Stimme, dass es schon beängstigen wirkt: "Woher hast du die?" "Das ist nicht wichtig. Es geht darum was darin steht!", sage ich. "Woher hast du die?", wieder der gleiche Tonfall doch um einiges lauter, "Woher hast du die? Du hast kein Recht in meinen Sachen herumzuwühlen, verdammt noch mal! Wie würde es dir gefallen, wenn ich in deinen Sachen herumwühle?"

Kurz halte ich inne. Sie hat ja auch recht, denn sie hat es nicht gerne, wenn wir ohne ihre Erlaubnis ihr Zimmer gehen und uns das auch oft genug gesagt. Doch da denke ich daran zurück, dass es hier nur um Ginnys Gesundheit geht und darum ihr Leben so lange wie möglich zu erhalten.Doch dumm ist sie nicht (außer wenn es um ihr Leben geht) und bemerkt natürlich sofort das winzige Zögern meinerseits.

Ginny's Sicht:

Ich bemerke, dass Mum zögert und möchte ihr gerade noch einmal eine Schimpfparade an den Kopf werfen und ihr sagen sie solle sich gefälligst bei meinen Freunden entschuldigen gehen. Doch anscheinend ist Mum doch noch etwas dümmeres eingefallen als sie bereits gesagt hat: "Du wolltest dich umbringen!" "Eben nicht! Sonst würde ich nicht hier vor dir stehen, sondern unter deinen Füssen in einem Sarg!", ich kann es nicht fassen, dass Mum nun mit dieser Nummer kommt. "Dennoch ich möchte dich nicht verlieren. Du bist meine Tochter!"

"1. Du hast noch eine Tochter.", beginne ich und kurz schäme ich mich für diesen Satz aber das Adrenalin fließt immer noch durch mich hindurch, "2. Du verlierst mich sowieso. Kapierst du das nicht? ICH STERBE BEREITS!! Du wirst mich verlieren. Begreif das doch endlich. Sieh dem unvermeidlichen ins Auge" Mit diesen Worten schnappe ich mir die Hefe, drehe mich um und verschwinde in meinem Zimmer.

Da ich mir sicher bin das Mum von Dad aufgehalten wird, lass ich den Tränen freien Lauf und frage mich wie das ganze so eskalieren konnte.