Kapitel 5

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Ginny's Sicht:

Ich stehe da, mit halberhobenen Armen und das Gesicht, mit weit aufgerissenen Augen, zu Izzy gerichtet. Ich sehe in ihr Gesicht, kann aber den Ausdruck nicht deuten. In meinem Kopf kann ich immer noch ihre Stimme hören: 'Tu das nicht.'

Mein Körper hat reagiert, während mein Verstand aussetze. Doch mein Unterbewusstsein reagierte (auf jeden Fall ist das für mich die einzig logische Erklärung) und zwingt meinen Körper das Messer fallen zu lassen.

Ich stand vollkommen neben mir, doch das Klirren als das Messer auf dem Boden landete riss mich aus meiner Trance und ich stürmte an Izzy vorbei in mein Zimmer und schloss ab. Ich sank auf dem Boden zusammen. Mein Adrenalinstoß ist verschwunden und vor Anstrengung erbrach ich Blut auf meinen Teppich.

Isabelle's Sicht:

Mum und Dad kommen in die Küche. Ich bemerke sie, kann mich aber nicht bewegen, ich stehe vermutlich unter Schock. Dad hebt das Messer auf und legt es auf die Ablage. In seinen Augen liegt ein tiefes Misstrauen. Er packt mich an den Schultern und sagt: "Ehrliche Antwort: Hast du Ginny mit dem Messer bedroht?" Ich will Antworten, doch ich kann noch immer nicht. Mum stattdessen schnappt nach Luft und flüstert: "Meine Güte Leo! Das würde Isabelle doch nie tun, nicht wahr?" Dass Mum ein 'nicht wahr' noch angehängt hatte macht mich so wütend, dass ich wieder vollkommen ansprechbar bin. "Ich wollte fertigkochen und da ist mir das Messer aus der Hand gefallen. Ginny war gar nicht da!", lüge ich aus lauter Wut.

Sie glauben mir aber auch nur weil sie es glauben wollen.

Ich gehe aus der Küche und gehe auf Gin's Zimmer zu. Als ich klopfe macht niemand auf. Ich drücke an der Türklinke, doch die Tür ist verschlossen. Ich war noch immer wütend auf Gin doch als ich sie in der Küche gesehen hatte, ging mir auf, wie sehr ich sie liebte. Je länger ich auch darüber nachdachte desto weniger Wut verspürte ich und ich beschloss mich mit Gin zu versöhnen, dass wir noch Zeit miteinander verbringen können, auch wenn ich ihre wahren Gründe für ihr Verhalten nicht verstehe. (Wenigsten habe ich begriffen, dass ich mit meiner Vermutung auf dem Holzweg war.)

Ich klopfe noch einmal und sage: "Gin? Ich bin es. Izzy. Bitte mach auf." "Geh weg", sagte Ginny. Ich hörte das es ihr miserabel ging, doch ich wusste, dass sie sich nichts antun wird, ansonsten hätte sie es in der Küche getan. Also gehe ich langsam ins Esszimmer zurück wo Mum und Dad auf mich warten.

Grace's Sicht:

Isabelle kommt ins Esszimmer. Sie ist niedergeschlagen, ich verstehe es. Ich stehe auf und nehme sie in den Arm. Es tut, mir leid, dass ich ihr nicht zu 100% geglaubt habe. Mit einer auffordernden Handbewegung zeige ich Leo, dass er sich gefälligst entschuldigen soll.

Ich dachte schon er ist schwer von Begriff als er sagt: "Liebes, es tut mir schrecklich leid, dass ich so grob zu dir war. Ich hätte das nicht tun sollen, egal wie stressig mein Tag war. Du bist und bleibst immer meine kleine Isabelle." "Wir wissen doch wie schwer es für dich ist. Für uns ist es das doch auch. Doch wir müssen weitermachen für Dich und Ginny. Wir wollen nur das Beste für euch.", beende ich unsere Entschuldigung.

Leo's Sicht:

Das ist mir ein Abend. Wir haben uns bei Isabelle entschuldigt und es ist wieder ruhiger geworden, aber es bleibt die Frage: 'Was ist mit Ginny?'Ich beschließ, mich nach dem Abendessen um Ginny zu kümmern und jetzt um Isabelle.Doch machte ich mir noch ein wenig Sorgen um Ginny, denn ob sie rufen würde, wenn sie ein Problem hat, bin ich mir nicht so sicher. Allerdings musste ich auch Prioritäten setzten und mich um Isabelle kümmern. Es soll schließlich unseren beiden Töchtern gut gehen.

Grace's Sicht:

Nach dem Essen spülen wir gemeinsam ab und spielen noch ein Spiel. Ich glaube Isabelle tut das sehr gut, denn als sie sich für die Hausaufgaben ausklinken muss, umarmet sie uns und flüstert: "Danke."

Doch jetzt beginne ich mir Sorgen zumachen. Was ist mit Ginny. Hunger hat sie sicher nicht (ich habe dafür gesorgt, dass sie alles notfallmassige im Zimmer hat und täglich von mir kontrolliert wird) aber etwas stimmt nicht. Das sagt mir mein Mutterinstinkt.Leo und ich gehen zu Ginny und klopfen an die Tür.

"Mooomeeent.", ertönt es von der anderen Seite der Tür. Schließlich geht die Tür auf und eine bettfertige Ginny steht vor der Tür. "Ich hatte mich gerade umgezogen.", erklärt sie uns, "Was ist denn?" "Wir wollten nur sehen, warum du nicht beim Abendessen warst.", gebe ich zurück. In der Hoffnung, dass sie meine Erleichterung nicht bemerkt.

"Ich wollte nicht, dass es meinetwegen Streit gibt. Also habe ich hier gegessen und Hausaufgaben gemacht und weil es ein anstrengender Tag war bin ich müde und will einfach nur ins Bett", sagt sie mit einem Tonfall, der darauf hindeutet, dass sie Schuldgefühle hat.Leo bemerkt es auch und wir nehmen Ginny in den Arm. "Du weißt doch, wir werden dich immer lieben. Ganz egal, was du tust. Wir werden dich immer lieben", sagt Leo mit erstickter Stimme. Dann lockerte er seine Umarmung und ich die meine. Ginny wünscht uns einen schönen Abend und schließt die Tür.

Ginny's Sicht:

Ich schließe die Tür und atme zuerst einmal tief aus.

Ich hasse es, meine Eltern anzulügen aber dieses Mal geht es nicht anders. Ich kann ihnen wohl schlecht davon erzählen, dass ich Blut erbrochen habe und deshalb meinen Teppich und meine Klamotten auf meinem Balkon verbrannt habe, um Spuren zu verwischen, nicht gegessen hatte und mich vorhin fast umgebracht habe.

Während ich in die Flammen gestarrt hatte, konnte ich mich ordnen. Ich würde es alles überspielen und so tun, als wäre nichts geschehen. Selbstmord war ein blöder Gedanke, denn wie würden Mum und Dad reagieren, wenn sie meine Blut durchtränkte Leiche finden würden. - Ja, sterben werde ich sowieso bald aber wahrscheinlich im Schlaf und man könnte besser damit klarkommen, ich konnte in dem Fall, dann ja auch nichts dafür.

In der Schule werde ich so wenig Kontakt wie möglich mit den anderen haben, damit sie mich nicht noch mehr ins Herz schließen.Das einzige Problem, dass noch vorhanden ist, ist Izzy. Sie hinderte mich daran mich umzubringen, das heißt ja dann, dass sie gar nicht will, dass ich sterbe. Obwohl es besser für sie wäre.Erklären kann ich es ihr nicht. Überspielen auch nicht.Mir kommt einfach keine Lösung in den Sinn.

Da ich jetzt doch großen Hunger habe, nehme ich ein Notfall Packet und schließe den Schlauch an meinen Bauch an und schlafe ein.

(k)ein geplantes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt