"Ich wünschte, du hättest das niemals gesehen"
Sehun's POV:
Seine Augen waren nun entsetzt geweitet, er hatte augenblicklich seine zarten Hände zurück gezogen und sich kerzengerade aufgerichtet.
Er hatte eine von ihnen gesehen.
Eine meiner Narben.
Ich schloss meine Augen.
"S..Sehun? Woher... woher hast du diese Narbe?"
Seine Stimme war leise und ein leichtes Zittern drang ebenfalls zu mir herüber.
Im ganzen Haus war es totenstill, doch in meinem Kopf schwirrten so viele Gedanken, als ob ich mich mitten in einer Oper befände.
Stimmen die durcheinander brüllten, schrien, alles versuchten, um auf sich aufmerksam zu machen.
Ich atmete zittrig ein.
Soll ich es ihm erzählen?
Soll ich ihm verraten, was in meiner Vergangenheit geschah?
Wie ich meine Narben bekam?
Der Grund, warum ich eigentlich in keiner Beziehung bin?
Soll ich ihm von dem schlimmsten Erlebnis meines ganzen Lebens erzählen?
Mit geschlossenen Augen atmete ich langsam aus.
Er hatte sie gesehen.
Ich konnte mich jetzt nicht einfach wieder herausreden oder so tun, als ob nichts wäre.
Ich muss es ihm erzählen.
Früher oder später wäre es ihm eh aufgefallen.
Ich werde es tun.
Langsam hob ich meinen Blick und sah ihm direkt in seine funkelnden, dunklen Augen und ballte meine rechte Hand zu einer Faust.
"Ich spreche nicht so gerne darüber. Die einzigsten, die es auch wissen, sind gerade mal Chanyeol, Jongdae und Yixing."
Er sah mir zuerst direkt ins rechte und dann ins linke Auge.
Wie er mich wohl nun sah?
"Sehun du kannst mir vertrauen. Ich... ich will wissen was passiert ist, wer dir das angetan hat.
Aber ich verstehe es, wenn du es nicht sagen willst.
Ich .... ich vertraue dir.
Und ich will dir zur Seite stehen, egal was passiert."
Ein leichtes Ziehen durchfuhr meinen Bauch.
Sowas hatte noch nie jemand zu mir gesagt.
Chanyeol und die Anderen haben natürlich auch schon mal sowas ähnliches erwähnt, doch sie haben es nie mit ganzem Herzen gemeint.
Und nun saß dieser schwarzhaarige Junge vor mir und schaut mich mit so einem intensiven Blick an, dass ich das Gefühl hatte, er würde direkt in meine Seele schauen.
Das war der Moment, in dem sich ein kleiner Schalter in meinem Kopf umlegte.
Langsam lehnte ich mich zurück, gegen die Bettrückwand und starrte ausdruckslos auf meine Hände.
"Früher war einfach alles perfekt.
Meine Mutter war glücklich mit meinem Vater verheiratet, sie haben sich über alles geliebt.
Jeden Moment ausgenutzt, um bei jeweils dem Anderen zu sein.
Und jede Sekunde, die sie nicht zusammen verbrachten, haben sie sich nach dem Anderen gesehnt.
Mein älterer Bruder wiederum war ein Einser-Schüler, mit den besten Aussichten auf einen hochstelligen Beruf.
Er war beliebt.
Wurde von allen geliebt.
Und er war einfach mehr für mich als einfach nur ein Bruder.
Auf brüderliche Weise habe ich ihn auch geliebt.
Ich habe ihn regelrecht vergöttert, genauso wie er mich.
Wir haben jede freie Minute genutzt, um miteinander die Zeit zu verbringen. Haben sogar miteinander gelernt.
Ich erinnere mich noch daran, wie wir immer Paintball mit den Kissen unserer Mutter gespielt und uns danach darunter versteckt hatten, um keinen Ärger zu bekommen."
Ein leises Schmunzeln überkam meine Lippen als ich mich daran zurückerinnerte.
An unsere gemeinsame Zeit.
Augenblicklich wurde mein Gesicht wieder ausdruckslos.
Nichts hält für immer.
"Damals war er 16 und ich 14.
Mit strahlenden Augen kam er in unser Haus gelaufen und erzählte uns aufgeregt, dass er nun mit einem Mädchen zusammen war.
Wir hatten uns so gefreut, sie endlich kennenlernen zu können.
Was wir aber nicht wussten war, dass sie alles zerstören würde.
Sie war ein Jahr jünger und hatte lange, schwarze Haare mit blauen Spitzen und sie war überirdisch schön.
In den ersten Tagen war alles perfekt.
Sie hatte sich perfekt mit meinen Eltern verstanden, sie war höflich, hat viel gelächelt. Sie hat mir sogar bei den Hausaufgaben geholfen.
Und dann, eines Nachts hatte mein Bruder ein Date mit ihr.
Und er kam für drei Tage nicht mehr nach Hause.
Meine Eltern haben sich verrückt gemacht, wir haben die Polizei eingeschalten.
Meine Mutter hatte geweint und mein Vater hat sich ebenso frei genommen um für sie da zu sein.
Als er dann Tage später wieder auftauchte war er nicht mehr der Gleiche.
Er antwortete, dass es unsere Eltern nichts anginge, dass sie nicht verstehen würden, wie "geil" das alles wäre, was er erlebt hatte.
Sie hatte ihn verdorben.
Er rutschte total in der Schule ab, nahm Drogen, fing das Rauchen an.
Doch das war noch nicht das Schlimmste.
Er fing an, gewalttätig zu werden.
Immer, wenn ihm was nicht passte, fing er an alles kaputtzuhauen, was ihm in die Quere kam.
Doch irgendwann reichte ihm das nicht mehr.
Er fing an, mich zu schlagen.
Da ich ja nicht so leicht kaputt ginge.
Am Anfang schubste er mich nur, dann wurde ich geohrfeigt, dann kam die Faust, der Fuß und immer so weiter.
Ich kann mich an keinen Tag mehr erinnern, wo ich keine Schmerzen hatte.
Meine Mum hatte zu der Zeit viel zu tun, hat viel gearbeitet und war kaum zuhause, weswegen sie auch nicht seine Veränderung mitbekam.
Und mein Dad...
Mein Dad kam einmal zufällig in dem Moment in mein Zimmer, wo ich stöhnend auf dem Boden lag, den Fuß, meines Bruders auf meinem Gesicht.
Er blieb ein paar Sekunden stehen, sah sich das eben Geschehene an.
Doch er tat nichts.
Er drehte sich einfach um und ging.
Es hatte ihn einfach nicht mehr interessert.
So ging das ein einhalb Jahre lang.
Jeden Tag.
Immer schlimmer.
Bis zum 13. April.
An dem Tag, wo ich meine Narben erhielt.
Ich war gerade von der Schule heimgekommen, als mich auch schon mein Bruder in mein Zimmer drückte.
Kana hatte an diesem Tag mit ihm Schluss gemacht.
Zuerst versuchte er, seinen Stress normal los zu werden indem er mich trat, schlug und mich auf dem Boden winseln ließ.
Doch es war ihm nicht genug.
Er sah sich um, bis plötzlich ein bestialisches Grinsen auf seinen Lippen erschien.
Er ging langsam auf unseren Kamin zu und schnappte sich den Eisenstab, mit dem man die Glut durchwühlt.
Er hielt den Stab direkt in die Flamme und kam langsam auf mich zu.
Als ich realisierte was er tun wollte, versuchte ich, mich aufzurichten und zu flüchten.
Aber ich war zu stark verletzt."
Mein Körper war bis auf das Letzte angespannt, mein Atem ging zittrig, doch meine Stimme war fest und gleichzeitig eiskalt.
Luhan gab keinen einzigen Mucks von sich.
Ich fuhr fort.
"Er stand direkt über mir und holte aus.
Er traf mich seitlich in die Hüfte, das Eisen brannte sich in wenigen Sekunden direkt durch meinen Stoff und tief in meine Haut hinein.
Meine Schreie waren auf der anderen Straßenseite noch zu hören.
Er holte noch zwei weitere Male aus, einmal schaffte ich es, auszuweichen.
Die andere Narbe befindet sich quer über meinen Rücken.
Er hätte noch ein weiteres Mal zugeschlagen, wäre in diesem Moment nicht meine Mutter hereingekommen.
Sie hatte ihre Unterlagen vergessen und als sie meine Schreie hörte, ist sie nach oben gerannt.
Zuerst war sie wie erstarrt, dann rief sie schnell die Polizei, sperrte meinen Bruder in einem Lagerraum ein und rief ebenso den Krankenwagen.
Mein Bruder wurde festgenommen und in die Klapse gesteckt.
Meine Mutter hatte sich von meinem Vater scheiden lassen.
Seitdem wohnen wir beide alleine.
Meinen Vater sah ich seitdem nur ein paar Mal.
Meinen Bruder nie wieder.
Alle meine Verletzungen sind geheilt, außer die beiden Narben, die mir das Eisen in die Haut gebrannt haben.
Das ist meine Vergangenheit.
Meine Geschichte."
Einen kurzen Moment war Stille.
Niemand sagte etwas.
Ich traute mich noch nicht mal, zu ihm herüber zu sehen.
Was er wohl nun von mir denkt?
Ein Zittern durchfuhr meinen Körper.
Ich traute mich nicht, zu ihm herüber zu sehen.
Ich nahm eine kurze Bewegung neben mir wahr.
Ich hob mein Blick.
Und ich sah direkt in das tränenüberströmte Gesicht von Luhan.--------------------------------------------------------------
So.
Da bin ich wieder.
Ich hab mir wirklich Mühe gegeben, dass es keine 0815-Nummer wird.
Es tut mir leid.
Mehr sag ich nicht dazu.
Bitte killt mich nicht. :"(Ps:
Das ist eine selbst erfundene Story.
Sehuns Familie ist ganz anders und um ehrlich zu sein, hab ich Sehuns Bruder voll gern, er ist nähmlich richtig süß und hat ein schönes Lächeln.
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Two Sided [EXO HunHan FF]
FanfictionNachts ein Playboy und tagsüber der brave Schüler. Sehun hat zwei Seiten, immer wenn er abends raus geht, sprüht er sich seine Haare in den verschiedensten Farben an, schminkt sich und zieht die engsten Klamotten an. Dies alles mit nur einem Ziel: s...