30. Kapitel

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Luhan's POV:

Ich stand an dem eiskalten Fenster in dem Haus meiner Tante.
Ich musste ein paar Unterlagen aus dem alten Zimmer meiner Mutter holen, solange meine verhasste Tante arbeitete.
Mein Atem schien augenblicklich auf der kalten Scheibe hängen zu bleiben.
Ich schloss meine Augen.
"Sehun..."
Dieser eine Name, bestehend aus fünf kleinen Buchstaben hauste schon seit Schulende in meinem Kopf herum.
Ich hab's ihm endlich gesagt.
Ich liebe ihn.
Und noch vieles mehr.
Es hatte so lange gebraucht um dies zu begreifen,
dies zu realisieren.
Endlich zu wissen, was diese ganzen zusammenhangslosen Gefühle in verschiedenen Situationen bedeuten.
Endlich zu verstehen, was es bedeutet eine Person über sich selbst zu stellen.
Eine Person in sein Leben hineinzulassen.
Und für immer festhalten zu wollen.
Ein sachtes, mildes Lächeln ließ meine Mundwinkel nach oben zucken.
Doch das Lächeln verging mir schnell.
Ich hatte eine mir mehr als geliebte Person, meine Mutter, verloren.
Und doch habe ich zeitgleich eine ebenso wichtige Person dazugewonnen, die mein Herz zum Rasen brachte.
Ich hatte die Person gefunden, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen wollte.
Ich wusste es ganz genau, so wie ich ihn ansah, in sein wunderschönes, kantiges Gesicht, mit den dunklen Augen, diesen vollen Lippen und den glatten, braunen Haaren.
Wie es sich anfühlte, wenn er in meiner Nähe war, ich ihn berühren konnte.
Seine wohlige Wärme auf meiner lechtzenden Haut prasselte.
Mich wie eine zärtliche Decke umhüllte.
Ich habe den Jungen gefunden, der mir beigebracht hatte, zu lieben.
Zu fühlen.
Und ich liebte ihn so verdammt intensiv, dass es schon schmerzte.
Doch der Schmerz kam von einer anderen Sache...
Augenblicklich verzerrte sich mein Gesicht und ich schlug wütend mit der geballten Faust auf die Wand, sodass es einen lauten Knall gab und meine Hand im selben Moment anfing, vor Schmerzen zu pulsieren.
Doch ich presste nur meinen Kiefer aufeinander und ballte meine Faust erneut.
Der Schock und Schmerz, meine Mutter verloren zu haben, saß tief in mir drinnen und trieb mir bei bloßem Gedanken schon heiße Tränen in die Augen.
Ich fühlte mich, als ob mir jemand all den angesammelten Schmerz der Jahre zuvor in den Körper gepumpt hätte.
Den Schmerz, den ich erfolgreich verdrängt hatte.
Wie ein Wall aus brennender Kälte, wie pures Stickstoff glitt es durch meine Adern.
Nahm jeden kleinsten Raum meines Körpers ein.
Ich wollte das nicht mehr.
Aber noch etwas anderes war der Auslöser.
Hunnie.
Es zerfraß mich förmlich.
Es hatte so viel Spaß gemacht.
Dieses Spiel.
Sehun etwas vorzumachen, um die Wette mit Kyungie zu gewinnen und gleichzeitig Hunnie sehen zu können.
Hunnie war einfach nur göttlich.
Sein Körper war purer Luxus.
Perfekt, vom Zeh bis zur Haarspitze.
Jeder einzelne Zentimeter.
Seine Art, es mir zu geben war einzigartig.
Es war wundervoll, berauschend, erfüllend wie es mich noch nie jemand hat fühlen lassen.
Er tat mir so gut, dass ich alles vergaß.
Dass ich mich selbst vergaß.
Und er mir für ein paar Stunden meine Schmerzen nehmen konnte.
Ich biss mir so stark auf die Unterlippe, worauf sich dann rasant ein metallerner Geschmack sich in meinem Mund ausbreitete.
Doch ich ignorierte es gekonnt und bückte mich um meine letzten Unterlagen zusammenzuräumen.
Ich stapelte das Pappier zu kleinen Haufen und versuchte, so wenig wie möglich dabei herausfliegen zu lassen.
"Shit"
Es würde eh nichts bringen.
Ich stopfte im endeffekt alles achtlos in meine lederne, zerschlissene Schultasche mit den schwarzen Riemen und eilte aus dem rot gestrichenen, zweistöckigen Haus in die helle, lichtdurchflutete, nach Kirschbaum riechende Außenwelt.
Ich rannte zu meinem blau-gelben, überfüllten Bus in dem mir ein schlecht gelaunter Busfahrer entgegenmurrte und mein Geld widerwillig wechselte.
Ich setzte mich wie immer in einer eleganten Bewegung auf den letzten Sitz.
Ich dachte meinen Gedanken weiter.
Doch es gab eine Sache, die mir Hunnie nicht geben könnte.
Ich lehnte seufzend meine bleiche Stirn gegen das kalte Glas.
Das Gefühl, was mir Sehun gab.
Diese Geborgenheit, die Sicherheit.
Das Gefühl, auf ihn zählen zu können.
Dieses Gefühl gab mir nur ein einziger Mensch, und das war nun mal Sehun.
Ja, es hatte mit dieser Wette begonnen.
Doch geendet hatte es mit was ganz anderem.
Und zwar mit dem Aspekt, dass ich Sehun an meiner Seite haben wollte und niemand anderes außer ihm.
Ich wollte neben ihm einschlafen und das Erste, was meine Augen erblicken sollten, sollte sein wunderschönes Gesicht sein.
Was anderes wollte ich nicht.
Ich wollte Sehun.
Und in diesem Punkt konnte mich nichts mehr erschüttern.
Und deswegen hatte ich mich für eine Sache entschieden.
Ich würde mich heute Abend mit Hunnie treffen.
An unserem normalen Treffort.
Ich hoffte, dass keiner mich da sehen würde.
Ich hatte es Sehun versprochen und daran hielt ich mich.
Ich werde Hunnie sagen, dass ich das nicht mehr kann.
Das ich ihn nie wieder treffen kann.
Weil ich Sehun gefunden habe.
Weil ich mit Sehun glücklich war.
Ich tat das, um abzuschließen.
Und danach könnte ich eine neue Zukunft mit Sehun beginnen.
Mit der Person, die ich wirklich liebte.
Ohne jegliche Lügen, die mich von innen zerfrassen.
Jede Sekunde.
Und die mir die Luft zum Atmen nahmen.
Ich werde es jetzt ein für alle Mal beenden.
Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten.
Immer, wenn Sehun in meiner Nähe war und einer dieser wundervollen Momente geschehen war, fing an sich wieder mein Gewissen, mein Herz sich einzuschalten und mich mit schmerzhaften Impulsen dazu zu schänden, was ich getan hatte.
Als würde mein Herz nur für Sehun schlagen und mich dafür bestrafen wollen, dass ich was mit Hunnie hatte.
Und diesen Schmerz hielt ich langsam nicht mehr aus.
Ich wollte das alles endlich beenden.
Die verschiedenen farbenfrohen Lichter der vorbeifahrenden Autos ließen mich so gut wie erblinden und ich blinzelte mehrmals hintereinander um die funkelnden Flecken aus meinem Blick zu verscheuchen.
Ich biss mir auf die Lippe.
Ich werde Sehun mein ganzes Ich schenken, meine ganze Auffassungsgabe.
Er hatte schon so vieles durchgemacht, so vieles verloren.
So hart für alles gekämpft.
Er sollte endlich belohnt werden.
Und ich will derjenige sein, der dies Tut.
Hunnie wird heute nicht das bekommen, was er will.
Sehun, du bist jetzt mein Leben.
Und ich werde nun nur noch den letzten Schritt machen.

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Nun auch noch Luhan’s Sicht.
Jetzt stellt sich nur noch eine Frage…
Wer ist schneller?
Noch was wichtiges:
Beim nächsten Kapitel werde ich darunter etwas wichtiges schreiben!!
Bitte nicht vergessen und bis zum letzten Wort durchlesen!

Two Sided [EXO HunHan FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt