19. Kapitel

2.5K 203 35
                                    

Sehun's POV:

Ich blickte hoch.
Vivi hörte für einen kurzen Augenblick auf, meine Wange mit seiner rauen Zunge abzulecken und hob ebenfalls seinen zierlichen, kleinen, weißen Kopf.
Mein schlaues Kerlchen.
Luhans erschrockener Blick war direkt auf mich gerichtet, wobei seine dunklen Augen leicht geweitet waren.
Ähnlich wie bei meiner zierlichen Mutter.
Sie erwartete eine ehrliche Antwort.
Und die sollte sie bekommen.
"Eomma. Sei nicht sauer. Bitte. Ich will dich nicht verlieren und ich weiß nicht, wie du auf meine Antwort reagieren wirst.
Aber...
Dieser Junge...
Ich liebe ihn.
Und ich bin mit ihm seit einer Woche zusammen.
Bitte...
Hass mich nicht.
Ich weiß, dass das verboten ist, aber ich werde ihn niemals aufgeben.
Egal was geschieht."
Ich spürte, wie mich eine Gänsehaut überfuhr, als augenblicklich alles still wurde.
Kein einziges Geräusch mehr an mein Ohr drang.
Nicht das leiseste Wispern.
Die Worte waren einfach so aus mir herausgesprudelt.
Ich liebe meine Eomma.
Über alles.
Doch...
Ich wusste nicht woher plötzlich dieses Gefühl auftauchte.
Dieses leichte Ziehen in meinem Magen immer wenn er da ist.
Immer wenn Luhan in meiner Nähe ist.
Wie er meinen ganzen Kopf vernebelt.
Alles logische Denken auf einmal ausschaltet und mich dazu bringt, Sachen zu tun, die ich niemals in meinem Leben tun würde.
Ich kann ihn jetzt nicht mehr loslassen.
Und das werde ich auch nicht.
Ich weiß nicht, ob das wirklich Liebe sein soll.
Ob man das so nennen kann, aber über die Konsequenzen werde ich mir später Sorgen machen.
Und über die Wette...
Ich biss mir auf die Lippe.
Ich sollte versuchen, meine Gefühle zu verdrängen...
Meine Mutter sog geräuschvoll die umherschwirrende, kalte Luft ein.
Mein Herz setzte einen kurzen Moment aus.
Der Schweiß brach mir aus.
Sie würde mich doch niemals verlassen, oder?
Ich richtete mich mit zittrigen Beinen auf und sah auf die schweigende Frau vor mir herab.
Luhan gab keine Regung von sich.
Dann endlich...
Ihre Gesichtszüge glätteten sich.
"Ich bin so erleichtert.
Endlich hast du jemanden gefunden.
Seit der Sache mit deinem Bruder...", ihre Augen füllten sich langsam mit glitzernen Tränen "...hatte ich schon Angst, dass du nie wieder so fühlen würdest.
Dass du dich zurückziehst und nie wieder hervorblickst.
Deswegen akzeptiere ich es und werde euch alle Mittel zur Verfügung stellen, um euch glücklich zu machen. Und jetzt lasse ich euch in Ruhe. Geht in dein Zimmer, ruht euch etwas gemeinsam aus."
Sie kam mit langsamen, etwas holprigen Schritten auf mich zu und nahm mich in eine sanfte Umarmung, in der ich ihren blumigen und vertrauten Duft langsam in mich aufsaugte und mein Gesicht in ihrem weichen, glänzenden Haar vergrub.
Kurz drückte sie mich am Ende noch einmal richtig fest, bis sie daraufhin ihre dünnen Arme kraftlos sinken ließ, zu Luhan ging und bei ihm das Selbe tat, wobei ich seine Reaktion nicht ganz mitbekommen konnte.
Dann verschwand sie grinsend im Wohnzimmer.
Ich nahm mein kleines, flauschiges Besitztum auf den Arm.
"Gehen wir rauf in mein Zimmer?"
Ich hob eine Augenbraue und versuchte so neutral zu wirken, wie es nur ging und schob mein metallernes, kaltes Brillengestell auf meinem Nasenrücken zurück.
Er nickte leicht, wobei er seinen Kopf nachdenklich gesenkt hielt.
Was war nur los mit ihm?
Ich führte ihn die glatte, aus Marmor bestehende, Steintreppe hinauf in das obere Stockwerk, in dem sich mein Zimmer befand.
Ich durchschritt den langen, leblosen Gang, bis ich vor meiner Tür anhielt.
"Hier ist es"
Ich schwang mit meinem Fuß die Tür auf.

Luhan's POV:

Ich war wie gelähmt in diesem Moment.
Er hatte seiner Mutter seine Liebe zu mir gestanden.
Seiner Mutter.
Die einzigste Person, die er noch hatte.
Er hatte riskiert, sie zu verlieren, nur um mit mir zusammen zu sein.
Es fühlte sich an, als ob seit diesem Moment, pure Blitze durch meine Adern schießen und alles greifbare anschmoren und verbrennen würde.
Meine innere Uhr hörte auf, zu ticken.
Hörte auf, zu arbeiten.
Alle Zahnräder, jedes noch so kleine blieb mitten in seiner Bewegung stehen und verankerte in einer position.
Ich konnte nicht mehr klar denken.
Und nun stand ich in seinem Zimmer, fast schon unbewusst und konnte meinen Blick einfach nicht mehr abwenden.
Es war einfach mehr.
Ein riesengroßes Zimmer, in der Größe einer 2-Zimmer-Wohnung, in hellen Tönen gehalten, mit einem sanften Marshmallowgeruch und einem riesigen, flauschigen Himmelbett, wie ich es noch nie gesehen hatte.
Langsam und so vorsichtig, als wäre er aus Glas, stellte er seinen Hund auf dem Boden ab, der gleich zu toben begann.
Dann stellte er sich vor mich und...
...nahm mich direkt in seinen Arm.
Mein Herz pochte.
Was tat er nur?
"Luhan.
Wieso tut der Gedanke so weh, von einander getrennt zu sein?
Es durfte niemals so weit kommen...
Ich wollte mich niemals...."
Ich atmete tief ein und aus.
Ich kannte diese Gefühle.
Ich beendete den Satz leise, wie ein Windhauch flüsternd, für ihn.
"... richtig verlieben"
Wir hoben beide unseren Blick und sahen in unsere Gesichter.
Unfähig, den Blick abzuwenden.
Ich konnte es ihm jetzt sagen.
Jetzt wäre der Moment zu gestehen, dass das alles am Anfang nur eine billige Wette war, dass alles nur gespielt sein sollte.
Doch das etwas anders gelaufen war.
Dass ich anfing, etwas zu.... fühlen.
Ich wusste zwar nicht, was genau, doch mich würde so gut wie nichts daran hindern, weiterzubohren.
Ich konnte ihm nun alles beichten, vielleicht würde er sogar Verständnis zeigen?
Mir verzeihen?
Ich biss mir auf die Lippe.
Ich öffnete den Mund.
Doch Sehun kam mir zuvor.
"Bleib bei mir ja?
Nur noch bis zum Abend okay?
Ich will jetzt nicht so einsam sein....
Und morgen sehen wir uns dann in der Schule wieder?"
Ich schluckte.
Ich könnte es ihm niemals sagen.
Alles in meinem Körper streubte sich dagegen.
Zerfraß sich langsam.
Zu dem wohligen Schauer gesellte sich langsam ein ziehender Schmerz.
Ich nickte und er zog mich langsam zu seinem Bett heran.
Ich sah es mir genau an.
Wollte er...?
Zuerst setzte er sich nahe an der Kante, ohne einen Muks von sich zu geben, auf das hellblau bezogene Bett und zog mich sachte zu sich.
Kurz schien er zu überlegen, doch dann ließ er sich langsam nach hinten sinken und vorderte mich stumm auf, es ihm gleich zu tun.
Ich gesellte mich an seinen warmen Körper und presste mich eng an ihn heran.
Wir sprachen so gut wie kein einzigstes Wort aus, wobei ich aber auch nichts gescheites zusammengebracht hätte, weil in meinem Inneren ein rießiger Kampf tobte.
Bis Sehun seine Stirn zärtlich an meine legte, wobei ihm seine braunen Haare zerzaust in seiner Stirn hingen und er anfing, meine Schultern zu massieren, wobei es eher an Streicheln erinnerte.
Ich seuftzte energielos und schloss zittrig meine Augen.
Sowas nennt man also Kuscheln.
Sowas hatte ich bisher noch nie gemacht.
Aber es gefiel mir....
Aber nur mit Sehun...
Mein Atem wurde immer Ruhiger.
Sehuns tiefe, leicht verschlafene Stimme drang in mein Ohr.
"Versprichst du mir, mir nicht weh zu tun?
Versprichst du mir, dass du für immer an meiner Seite bleiben wirst?
Versprichst du mir, dass du unsere Gruppe niemals verlassen wirst?
Kannst du mir das versprechen?"
Es dauerte keine Sekunde, bis mir die Antwort schon über die Lippen schwebte.
"I promise you"
Flüsterte ich leise zurück.
Kurz daraufhin waren wir beide eingeschlafen.
Dieses leise Versprechen zwischen uns.

-Am Abend-

Es war schwer, uns von einander zu lösen, am meisten weil Vivi mittendrin einfach beschlossen hatte, sich quer auf uns draufzulegen.
Was mich und Sehun irgendwie nicht weiter störte, wobei Vivi aber unsere Wärme genoss.
Das war das erste Mal, dass ich mit jemandem in einem Bett lag, ohne mit ihm zu schlafen.
Ein anderes Problem war, dass ich mega übermüdet war und man mich somit schwer zum Aufstehen bewegen konnte.
Sehun's Mutter hatte es dann aber doch geschafft, mich von Sehun zu lösen, indem sie meinte, dass sie einen Wochenendtrip mache, wenn ich nun ginge.
Und somit brachte sie zeitgleich den Vorschlag, dass dich da ja hier übernachten könne.
Nun schlenderte ich, mit dem schwer bepacktem, leicht demolierten Koffer in der Hand, die dreckige Straße hinunter.
Mit meinen Gedanken ganz bei Sehun und den Anderen.
Ich bekam nicht mal mehr die ganzen, gut aussehenden Leute um mich herum mit.
Plötzlich vibrierte mein Handy und riss mich mitten aus meiner Träumerei.
Eine neue Nachricht.
Ob Sehun...
Wieso schoss mir da automatisch diese Frage durch meinen Kopf?
Ich entsperrte es und klickte ungeduldig auf die Nachricht.
Ich hielt die Luft an.

Hast du Zeit? Ich hatte drei Tage Entzug. Treffpunkt Bar. An der Tür wie beim ersten Mal
~Hunnie

-----------------------------------------------------------

Ich mag das Kapi ;)

Was denkt ihr, wird er sich darauf einlassen?

Ich werde in den Nächsten Tagen die Stimmen abzählen und dann werde ich das extra Kapi zu dem Ship schreiben.
Bin schon gespannt was es wird ;)
Werd's aber vorher nich verrateeen

Danke an:
_No_Jams_
yeunMika♡ &
naamjooned

Two Sided [EXO HunHan FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt