Chapter 2| Die Leiche am Zaunpfahl

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Das Wasser auf dem Schreibtisch des Kommissars schwang unruhig im Glas hin und her, sein Arbeitskollege hatte die Hände auf die raue Holzfläche geschlagen und beugte sich nun zu James Gordon hinüber, indem er sein Gewicht auf die Arme verlagerte.
"Was gibt es Harvey?,
fragte Gordon, ohne auch nur von seinem Papierkram aufzuschauen.
"Neuigkeiten.",
antwortete sein Kollege nur und Jim sah auf.
"Was für Neuigkeiten?"
Der bärtige Polizist kratzte sich an seinem Hinterkopf und starrte seinen Gegenüber noch eine Weile schweigend an.
Dieser ließ ein gereiztes Knurren ertönen.
"Raus damit...", drängte er ihn und deutete zur selben Zeit auf den Stapel von Papieren vor sich.
"Es ist nicht so, als hätte ich momentan Zeit für diesen Quatsch."

"Neuigkeiten, die dich von diesem Mist befreien."
Bullocks Blick fuhr zu dem Schreibtisch und er fuhr fort: "Am Postamt wurde eine Leiche entdeckt und da wir momentan eh so gut wie gar nichts zu tun haben, dachte ich, so ein kleiner Mord wäre zur Abwechslung mal nett.
Soweit ich das richtig verstanden habe, soll es sich dabei auch um nichts Langwieriges handeln."
Jim seufzte.
"In Ordnung."
Er erhob sich von seinem Stuhl und griff nach seiner Jacke.

. . .

Während der Fahrt zum Postamt herrschte ungewohnte Stille,
während Jim darauf konzentriert war, den Streifenwagen durch den Verkehr Gothams zu lenken,
hatte Harvey sich in seinem Sitz zurückgelehnt und beobachtete mit nachdenklicher Miene die Leute, an denen sie vorbei fuhren.
"Diese Stadt ist echt ein Drecksloch.", bemerkte er in Gedanken und sah einem Kind nach,
welches einer älteren Frau soeben die Handtasche entrissen hatte und nun in einer Seitengasse verschwand.
"Hier werden sogar Kinder zu Kriminellen.", grummelte er in seinen Bart und richtete sich im Beifahrersitz des Streifenwagens auf, sobald das Postamt nach einer Weile in Sichtweite kam.

Gordon lenkte den Streifenwagen um die Absperrungen des Tatorts und parkte an einer nahegelegenen Stelle auf dem Gehweg.
Mit einem seufzen sprang Bullock aus dem Wagen und ließ seinen Blick über den Ort des Geschehens wandern, um sich ein Gesamtbild schaffen zu können.
"Puh,
die von der Spurensicherung haben aber schon ganz schöne Arbeit geleistet.",
meinte er da eher zu sich selbst und Gordon warf seinem Kollegen einen kurzen Blick von der Seite zu.
"Was?",
wunderte sich dieser und Jim zuckte mit den Schultern,
während sie nebeneinander auf das Absperrband zuliefen.
"Nichts bestimmtes.", gab er als Antwort.
"Ich habe nur nachgedacht."-"Worüber?"
Wieder zuckte der GCPD-Kommissar nur mit seinen Schultern,
ehe er das Plastikband anhob, um auf die andere Seite und somit in das abgesperrte Gebiet zu gelangen.

"Ich habe mich nur gefragt,
ob Ed wohl auch schon hier ist.
Vorhin habe ich ihn nämlich nirgendwo sehen können."

Bullock legte seinen Kopf schief.
"Muss ja nicht sein,
dass er immer mit unseren Fällen zu tun hat.",
grummelte er und kroch seinem Partner hinterher.

"Und? Wo ist jetzt unsere Leiche?"
Bullock rieb sich in die Hände und schaute sich fragend am Tatort um.
"Das Opfer liegt um die Ecke.",
meinte eine junge Frau
und deutete um eine Häuserecke, während sie auf die Polizisten zugelaufen kam.
"Wir mussten sie vom Pfahl nehmen,
damit sich die Verletzung besser untersuchen lassen."
Nun deutete sie auf ein Zaunstück, direkt neben dem Eingang den Postamtes.
"Der Pfahl ist dort.
Einige unserer Leute sind schon dabei,
die Stelle genauer zu untersuchen."
Jim nickte verstehend.
"Gut, was können sie mir schon sagen?",
fragte er und warf Bullock noch einen kurzen Blick hinterher,
welchrt soeben in Richtung der Leiche verschwunden war.
"Nicht besonders viel, Sir.
Aus einer Stichwunde an der Brust konnten wir entnehmen, dass der Täter das Opfer vorersr niedergestochen haben musste, ehe er sie auf dem Zaunpfahl platzierte."
Gordon nickte erneut.
"Was ist mit der Zeit?
Lässt sich ungefähr sagen,
zu welcher Zeit das Verbrechen geschah?"
Die Frau schüttelte entschuldigend den Kopf.
"Das lässt sich hier nur schwer einschätzen. Wir müssen dafür erst ins Labor. Generell wissen wir viel zu wenig."-"Gibt es Zeugen?"
Ein erneutes Kopfschütteln.
"Ich wünschte, es gäbe welche..."

~Szenenwechsel~

Die braunen Haare hingen der Frau wie ein hauchdünner Schleier vor den Augen,
durch den sie die vorbeieilenden Leute unbemerkt beobachten konnte.

Ihre dunklen Seelenspiegel flackerten unruhig hin und her,
als sie versuchte zwischen all den tummelnden Passanten eine bestimmte Person auszumachen.
Seufzend bließ sie einige der langen Strähnen aus ihrem Gesicht und erhob sich von der Bank,
auf welcher sie soeben noch gesessen hatte.
"Ist ja nicht so,
als hätte ich noch andere Dinge zu erledigen.",
dachte sie mit gespitzten Lippen und warf einen gereizten Blick in die Menge.
Die Frau stämmte ihre Hände in die Hüfte und ließ ein Schnauben ertönen- ja sie war ungeduldig.
Aber wer wärde das nicht,
wenn der eigene "Terminkalender" ohnehin schon voll genug war und man dann den halben Tag damut verbringen durfte,
auf die eine Person zu warten,
die es nicht einmal auf die Reihe brachte,
zu einer abgemachten Zeit am Treffpunkt zu erscheinen?

"Und das ist nicht das erste Mal,
mein Lieber...",
zischte sie innerlich und beobachtete mit zusammengekniffenen Augen,
wie ein großgewachsener Mann, man könnte meinen, er würde fast die 2 Meter erreichen, um eine Straßenecke geeilt kam und mit zügigen Schritten auf die Frau zugesteuert kam.

"Was war dieses Mal das Problem?"
Die Frau verschränkte ihre Arme vor der Brust und musterte ihren Gegenüber gespannt.
"Dieses Mal?
Das klingt ja so, als würde ich mich immer verspäten."
Die Braunhaarige zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Du weißt doch genau,
dass ich nicht viel Zeit habe.",
informierte sie ihn und er stöhnte genervt auf.
"Du hast NIE Zeit für irgendwas, das war schon so, als ich dich kennengelernt habe."
Die Frau zuckte auf diese Bemerkung hin nur unbkümmert mit den Schultern.
"Und wenn es so ist.
Lieber viel zu tun haben,
als sich hängen zu lassen.
Wenigstens weiß ich mir mein Täglich Brot zu verdienen und verprassel mein Einkommen nicht in solchen Spielehallen."
"Oh, wenn du jetzt wieder mit dieser Sache anfängst, kann ich dich nur warnen: Wag es ja nicht.",
warnte ihr Gegenüber sie und versuchte die Frau vor sich auf irgebdeine Weise einzuschüchtern,
doch diese legte nur abwartend ihren Kopf schief.

"Wie dem auch sei, was ist mit dem Geld?",
fragte die Braunhaarige nach einer Weile und streckte dem Schwarzhaarigen abwartend eine Hand entgegen.
"Mensch.",
grummelte dieser und griff in seine Jackentasche.
"Vic möchte es wohl dringend wieder haben, was?"
Die Frau zuckte mit den Schultern.
"Das ist mir eigentlich herzlich egal.",
kam es von ihr.
"Die Sache ist die:
Ich treffe ihn heute Abend und hab' echt keine Lust darauf eure Angelegenheiten noch länger auf mir beruhen zu lassen.
Es ist besser, dass du deine Schulden jetzt begleichst,
als wenn du es in drei Jahren tun würdest,
wie es wahrscheinlich wäre,
wenn es keinen Laufburschen mit meinem Namen geben würde."
Darauf erwiderte der Schwarzhaarige nichts, sondern drückte der Frau nur die Geldscheine in die Hand.
"Zudem bin ich es echt leid,
ständig seine schlechte Laune ertragen zu müssen.
Wenn wir uns schon so selten sehen,
könnte er ja wenigstens mal besser drauf sein.

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ca. 1165 Wörter

Red-backed shrike|Gotham-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt