Chapter 20| Psychospielchen

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„Hat man dir nicht beigebracht, dass es unhöflich ist, zu lauschen?"

Die Brünette zuckte beim plötzlichen Klang der Stimme zusammen, als ihr auch schon jemand das Buch aus der Hand riss. Sam zog sichtlich gestört ihre Augenbrauen zusammen. Was war denn jetzt das Problem, wunderte sie sich und hob langsam ihren Blick.

„Hi!" Ein plötzliches Grinsen überzog sein Gesicht, als Jerome die Hand hob. „Vorstellen brauche ich mich ja nicht mehr." Der Rotschopf legte seinen Kopf leicht zur Seite und begann das Buch näher in Anschein zu nehmen, während er munter weiterredete. „Schließlich hast du so gut wie alles mitbekommen." Er zuckte unbekümmert mit seinen Schultern.

„Naja, ändern lässt es sich nicht mehr." Samantha schwieg, als der junge Mann sich neben sie auf die Fensterbank setzte, rutschte ein gutes Stück zur Seite, als sie bemerkte, dass ihr unerwünschter Besucher sich anscheinend keiner Distanzzone bewusst war und sich direkt zu ihr hinüber beugte.

Die Frau verdrehte ihre Augen und wich, sichtlich unwohl, den Blicken Jeromes aus. „Was hat der für Probleme?", fragte sie sich im Stillen und sah sich im Raum um, darauf konzentriert, die Präsenz des Eindringlings zu ignorieren. „Braucht der so dringend die Aufmerksamkeit einer anderen Person? Wenn ja, warum geht er dann nicht einen der andern Insassen belästigen?" Sam atmete tief durch, als die Person zu ihrer Seite sich räusperte, sich wohl bewusst, dass der Frau diese Situation sichtlich unangenehm war.

„Psst..." Jerome stupste sie an ihrer Schulter an, Sam zuckte bei dieser Berührung leicht zusammen, doch behielt ihren Blick nach vorn gerichtet. Der Rothaarige verzog für einen Moment seinen Mund.

„Hey!" Fuchtelte er mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum, ehe er damit begann, ihr wie ein kleines Kind an den Haaren zu ziehen.

Der Brünette entfuhr ein zorniges Fauchen. „Lass das.", äußerte sie sich knapp und zog ihre Haare aus seiner Hand. „Geh doch jemand anderem auf die Nerven.", murmelte sie darauf. Jerome zog seine Augenbrauen zusammen. „Ich nerve dich?" Auf einmal klang er ein wenig verletzt, er ließ das Buch sinken und schaute sie mit feucht schimmernden Augen an. Samantha biss sich verunsichert auf die Unterlippe, so krochen in diesem Augenblick tatsächlich Schuldgefühle in ihr hoch. Jerome erhob sich. „Dabei wollte ich dir nur...Gesellschaft leisten.", sprach der Rotschopf zögerlich und legte das Buch an die Stelle, an der er noch vor kurzem gesessen hatte.

Das Gesicht der jungen Frau wirkte mit einem Moment ein wenig geschockt, als sie plötzlich aufsprang und nach dem Arm des Mannes griff, nur um ihn daran zu hindern, sich von ihr zu entfernen.

„Warte...", begann sie zögerlich und wartete, bis Jerome sich zu ihr umgewandt hatte, eine leichte Spur von Verwunderung schimmerte sich in seinen Augen wieder. „Tut mir leid, okay?" Sie blickte in seine Augen. „Ich wollte dich in keiner Weise verletzen.", entgegnete sie ihm, Aufrichtigkeit klang in ihrer Stimme und ein Stein fiel von ihrem Herzen, als sie sah, wie sich die Mundwinkel ihres Gegenübers leicht anhoben.

Sam erwiderte sein Lächeln. „Vielleicht ist er ja gar nicht so schlimm.", dachte sie, hatte sie das komplette Gespräch nicht mitbekommen. „Wenn du gelangweilt bist, kannst du dich ruhig zu mir setzen.", bat sie ihm dann plötzlich an und nickte in die Richtung der Fensterbank. „Ich kann verstehen, wenn du dich in dieser Umgebung unwohl fühlst, schließlich sind die meisten Leute hier echt gewöhnungsbedürftig." Sie zuckte leicht mit ihren Schultern und wandte dem Rotschopf ihren Rücken um, im Glauben, dieser würde ihr folgen.

Stattdessen vernahm sie ein leises Lachen. „Wirklich interessant, wie sich Meinungen so schnell ändern können.", hörte sie Jerome amüsiert flüstern. „Da braucht man nur für einen Moment auf die Tränendrüse drücken und dir tut es gleich leid.", kicherte er und zog die Braunhaarige zu sich herum.

„Mich zu dir setzen? Mal ehrlich, warum sollte ich das wollen?", fragte er abfällig und das Lächeln auf seinen Lippen verzog sich zu einem boshaften Grinsen. „Was sollte den Anschein machen, dass ich mich mit jemandem wie dir abgeben wollen würde? Mit so einer eingebildeten Tussi wie dir, einem Langeweiler."

Der Körper der Frau verkrampfte sich, als sie den Tonfall bemerkte, mit dem er sie ansprach und spürte, wie sein Griff auf Zeit begann, zu schmerzen.

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum du überhaupt hier bist...", überlegte Jerome und betrachtete die Brünette in seinem Griff. „Hast du den Bullen irgendetwas vorgespielt, damit du dich besonders fühlen kannst, wenn du nach Arkham kommst? Was für Lügen hast du denen erzählt?" Er machte eine Pause und tastete das Gesicht der Frau mit seinen Augen ab, nur um dort Überraschung und Furcht vorzufinden. Sein Grinsen wurde ein Stückchen breiter. „Oder hast du tatsächlich jemanden auf dem Gewissen?"

Sam schwieg, das Herz klopfte der Braunhaarigen bis zum Halse, als der Rotschopf an ihrem Arm zog, um eine Antwort zu erhalten. „Was geht dich das an?", kam es ein wenig zu leise von ihr und sie starrte dem Irren mit einem sturen Blick entgegen.

„Eine große Klappe hast du auch noch.", stellte Jerome mit einem Kichern fest. „Weißt du, Menschen wie dich kann ich überhaupt nicht leiden. Antworte mir gefälligst."

Samantha zuckte zusammen.

„Ich bin Auftragsmörder und wurde erwischt.", sagte sie rasch und wich einem erneuten Blick aus, als der Rothaarige sie neugierig in Augenschein nahm.

„Auftragsmörderin? Du bist wohl dieser Neuntöter, von dem in der Zeitung stand, ein ziemlich bescheuerter Name, wenn du mich fragst.", kam es von ihm, die Frau blickte verwundert in die Leere. „Neuntöter?", dachte sie sich überrascht. Außerhalb Arkhams schien wohl viel passiert zu sein, wenn man sich schon einen Namen für sie ausgedacht hatte.

„Du hältst dich wohl für was ganz Tolles." Holte sie der Klang von Jeromes Stimme zurück ins Hier und Jetzt.

„Mir ist es jedenfalls scheißegal, wer du vor deiner Zeit in Arkham warst  oder wie viele Leute du auf dem Gewissen haben magst.", machte er ihr klar und schubste sie mit einem kräftigen Stoß von sich.

„Mir ist nur wichtig, dass du dir bewusst bist, wie ungerne ich es doch habe, wenn man so respektlos mit mir umgeht. Ich habe diese Schlampe nicht umgebracht, damit es hier genauso weiter geht.", knurrte er und wurde ernst. „Lass dir das hier also eine Lehre sein und gaff mich das nächste Mal nicht so blöde an, wenn ich mich mit jemand anderem unterhalte." Er machte eine Pause und zog sie ein Stück zu sich heran. „Und hab nicht so eine verdammt große Fresse. Sei dankbar, wenn dir jemand wie ich die Chance gibt, seine Zeit mit dir zu verbringen."

Stumm blickte die Frau ihm entgegen und brachte ein knappes Nicken zustande, als auch schon wieder das Grinsen auf dem Gesicht ihres Gegenübers zurück war.

„Großartig.", äußerte er sich mit einer Stimme, in der unnatürlich viel Freude mitschwang und schob sie von sich. „Dann haben wir uns ja verstanden.", erneut dieser Stimmungswechsel.

Sam schaute dem Rothaarigen noch eine Weile hinterher, als sie sich erneut auf die Fensterbank sinken ließ und schweigend nach ihrem Buch tastete.

Eine Sache konnte sie sich für die Zukunft merken. Es wäre besser, wenn sie sich von Jerome Valeska fern halten würde.

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ca. 1145 Wörter

A/N: Dieses Kapitel hat sich in eine eigentlich ungeplante Richtung entwickelt und ich bin nicht wirklich zufrieden mit Jeromes Darstellung, naja...falls irgendwer Verbesserungsvorschläge haben sollte xD

Danke für 1.6k :)

Red-backed shrike|Gotham-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt