Chapter 21| Brilliante Geisteskranke

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„Seid gegrüßt!"

Das plötzliche ertönen einer Stimme ließ Samantha zusammenzucken. Im Raum wurde es augenblicklich still, als alle sich zu dem neuen Insassen umdrehten.

Die Brünette zog verwundert ihre Augenbrauen zusammen und starrte den Neuling abwartend an. Selbst Richard, der kurz zuvor begonnen hatte, eine Geschichte aus seiner Kindheit zu erzählen, verstummte und blickte auf.

„Ich bin Zaardon, der Seelenfänger!", donnerte der fremde Mann in derselben Lautstärke weiter und Sam macht aus, wie sich auf den Gesichtern einiger Patienten ein amüsiertes Schmunzeln bildete. Ein kurzes Augenverdrehen veranlasste die Braunhaarige, sich wieder auf ihr Buch zu konzentrieren, die anderen taten es ihr gleich und widmeten sich erneut ihren Tätigkeiten.

„Also, da waren diese Ponys..."

‚Rückblende/einige Jahre zuvor'

(PoV – Sam)

Auf den nass geregneten Straßen der Stadt spiegelte sich das Licht der Laternen in den Pfützen. Der Rauch der Schornsteine blies mir jedes Mal in mein Gesicht, wenn Wind aufkam. Der Nachthimmel war klar und die Luft angenehm kühl. Von hier oben hätte man beinahe die ganze Stadt erblicken können. In der Ferne war der Lärm des nächtlichen Verkehrs zu hören und die beleuchteten Fenster der Hochhäuser wirkten wie ein glitzerndes Meer aus Lichtern.

Als ich das erste Mal auf eines der Dächer gestiegen war, wäre ich am liebsten auf Ewigkeit dort oben geblieben. Die Aussicht hier war einfach atemberaubend und verlieh Gotham, dessen Straßen doch sonst so düster wirkten, etwas Magisches.

Ich war in dieser Stadt aufgewachsen, groß geworden. Hatte nie etwas anderes gekannt, als diese bedrückende Atmosphäre, die sie mit sich brachte. Das Gefühl, ständig auf der Hut sein zu müssen. Dadurch hervorgeholt, weil man nicht selten tatenlos mit ansehen musste, wie selbst Kinder frühen Alters zur Kriminalität übergriffen, weil man spät in der Nacht beobachten konnte, wie einer Frau die Brieftasche aus der Hand gerissen und ihr lebloser Körper letztendlich in der nächsten Häusergasse vorgefunden wurde.

Ich atmete die kühle Luft durch meine Nase ein, als ich mich über den Rand des Daches beugte, um in die Gasse unter mir zu spähen. Das Licht der Straßenlaternen tauchte den finsteren Gang in schwaches Licht. Ein Seufzen entfuhr mir. Seitdem ich mit diesem Job angefangen hatte, sollte ich mich an das Warten eigentlich schon gewöhnt haben, doch fiel es mir nach all dieser Zeit noch immer schwer, geduldig zu bleiben.

Angespannt wechselte ich meine Sitzposition. Über mir auf dem Schornstein gurrte eine Taube. Das Tier flatterte erschrocken mit seinen Flügeln, als ich mich zu ihm umwandte und hinauf blickte, wo es sich auch schon in die Lüfte schwang und davon flog. „Blöde Luftratte.", zischte ich ihm leise zu und drehte mich wieder in die Richtung des Dachrandes. Dabei hatte ich diese Vögel als kleines Kind doch recht gern gehabt. , schoss es mir in diesem Moment durch den Kopf. Auch wenn sie dank mir ganz schön zu leiden hatten, damals.

In Erinnerungen schwelgend riss mich das Geräusch einer ins Schloss fallenden Tür zurück in die Wirklichkeit.

„Na endlich.", flüsterte ich und rappelte mich auf. Meine Hand glitt an die Seite meiner Hüfte und ich löste die Waffe, konnte gleichzeitig hören, wie ein Schlüssel umgedreht wurde und das Schlüsselbund ein klirrendes Geräusch von sich gab. Die Gestalt einer Frau kam in mein Sichtfeld und sobald der Schein der Laterne sie in ein warmes Licht hüllte, richtete ich den Lauf auf sie. Menschen töten, ein Thema, das bei mir vor einer Weile noch das Gefühl von Abscheu erregt hatte, war etwas ganz gewöhnliches geworden. Menschen starben jeden Tag, ob es nun durch Mord oder Krankheit geschah. Der entscheidende Punkt lag letztendlich an den Menschen selbst. Die meisten Leute scherten sich nicht darum, bis es plötzlich sie selbst betraf, oder jemand nahestehendes um sein Leben zu kämpfen hatte. Ich half lediglich ein wenig nach, senkte die Anzahl dieser Stadt mit jedem Auftrag, den ich erledigte um ein klitzekleines Stück und eventuell würde so irgendwann irgendjemand mal wieder das Leben eines anderen zu schätzen wissen.

Red-backed shrike|Gotham-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt