Chapter 3| Treffen

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Am Ende des Tages saß die braunhaarige Frau erneut an der Theke der kleinen Bar.
Mit einem Glas Wasser in ihren Händen, ließ sie ihren Blick immer wieder zur Eingangstür wandern, ehe sie sich dem Barkeeper zuwandte.
"Das Übliche, was?", wollte dieser mit hochgezogenen Augenbrauen wissen und die Frau gab ein leichtes Nicken zur Antwort.
"Wenn man sich mit jemandem wie Victor treffen möchte, muss man eben Geduld mitbringen.", sprach sie und erinnerte sich im selben Moment an die heutige Verabredung.
"Naja,
wenn ich ihn nicht am Abend treffen würde,
sondern zu irgendeinem anderen Zeitpunkt, würd' ich ganz bestimmt die Nerven verlieren.
Josh hatte heute eine Verspätung von 40 Minuten.
Du kannst dir nicht vorstellen,
wie gerne ich ihm den Hals umgedreht hätte."
Ihr Gegenüber schmunzelte amüsiert.
"Ist das nicht dieser komische Typ,
der sich in sämtlichen Spielehallen herumtreibt?"
Die Braunhaarige nickte und warf darauf einen erneuten Blick zur Tür.
"Seit ich diesen Kerl kenne, verspätet er sich.
Ob die Treffen nun geschäftlich sind, oder wir einfach nur einen Abend gemeinsam verbringen wollen.
Bei Vic kann man sich ja wenigstens sicher sein, dass er die geschäftlichen Termine einhält."
Der Mann hinter dem Tresen stimmte ihr zu.
"Er legt viel Wert auf seinen Ruf als Auftragskiller."
"Dabei erledigt er doch hauptsächlich die Aufträge für Falcone, oder nicht?",
überlegte er und schaute zu seiner Gegenüber, welche auch nur mit den Schultern zu zucken wusste.
"Kann sein.",
erwiederte sie.
"Da hab ich ihn noch nicht gefragt, aber ich habe da auch meine Zweifel, ob er auf solche Fragen überhaupt antworten würde.
Bei mir besteht da eine gewisse Schweigepflicht, weißt du?"
Sie lächelte dem Barkeeper geheimnisvoll zu, als einen Moment später die Eingangstür geöffnet wurde und sie ihren Blick auf einen Mann mittlerer Größe fallen ließ.

"Auch schon da?", wollte sie mit einem verwunderten Unterton wissen und grinste den kahlköpfigen Mann frech an.
Victor verdrehte die Augen, erwiederte ihr Grinsen jedoch und ließ sich neben ihr auf einem Hocker nieder.
"Und?" Die Braunhaarige sah ihn abwartend an, während ihre Hand nach dem Wasserglas griff, welches der Mann hinter dem Tresen ihr nachgefüllt hatte.
"Hattest wohl wieder viel zu tun heute?"
Ihr Gesprächspartner gab nur ein "Das Übliche." zur Antwort und ließ seinen Blick durch den Raum wandern.
Die Frau seufzte.
"Wieso bist du ständig so drauf?", verlangte sie zu wissen und Victor schaute sie mit einem fragenden Blick an.
"Was meinst du?" - "Deine Laune. Sobald du dich mit mir triffst, steht dir: 》7 Tage Regenwetter《 ins Gesicht geschrieben.
Woran liegt das?. . ."

Der Auftragsmörder zog eine Augenbraue in die Höhe und ließ die junge Frau vor sich nicht aus den Augen.
"Liegt es an deinem Job bei Falcone? Bezahlt er dich nicht gut? Gab es Ärger?"
Victor legte seinen Kopf schief und hörte ihr weiterhin zu.
". . ., dann kannst du also gerne mit mir darüber reden.", beendete die Braunhaarige ihre "kleine Rede" und wartete geduldig auf eine Antwort seitens Victors.
Auf dessen Gesicht bildete sich, zu ihrer Überraschung, jedoch ein leichtes Schmunzeln.
"Was?", wollte sie wissen und warf ihm einen irritieren Blick zu.
"Findest du das etwa lustig?"
Ein Kopfschütteln.
"Kein Grund zur Sorge, Sam.", antwortete er der Frau.
"Es war nur wieder sehr anstrengend. Wenn bei Menschen der Fluchtinstinkt einsetzt, können sie ganz schön schnell rennen, weißt du... und das Gekreische dieser Göre hängt mir immer noch in den Ohren, echt unerträglicher als eine Polizeisirene."
Samantha nickte verstehend.
"Dann ist also alles in Ordnung, das ist gut zu hören."
Sie griff in ihre Tasche und wühlte darin eine Weile herum.
"Das soll ich dir von Josh geben,
er schuldete dir noch Geld.", informierte sie ihn und wedelte mit den Scheinen vor seiner Nase herum.
"Hat er sich also doch dazu überwinden können?"
Samantha zog ihre Schultern in die Höhe,
während sie ein schiefes Grinsen zustande brachte.
"Das würde ich jetzt nicht behaupten.",
begann sie und stellte das Glas zurück auf den Holztresen.
"Ich war diejenigen, die ihn mehr oder weniger dazu gedrängt hat.
Du weißt genauso gut wie ich,
dass es sonst eine halbe Ewigkeit gedauert hätte.",
fuhr sie fort und legte das Geld vor Victor auf die Holzplatte.

"Ich weiß nicht,
warum ich mich mit diesem Kerl überhaupt abgebe."
Der Auftragsmörder griff nach den Scheinen und schob sie in seine Anzugtaschen.
"Er ist süchtig nach Glücksspielen und verprasselt das Geld, welches man ihm netterweise gibt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.", redete er weiter und mit jedem Wort, das über seine Lippen kam, schien er gereizter zu klingen.
Sam seufzte.
"Nur nicht aufregen.",
murmelte sie ihrem Sitznachbarn zu und warf einen Blick zu dem Barkeeper hinüber, welcher mit dem Rücken zu den Regalen stand und ein Glas abtrocknete, während er dem Gespräch der Beiden ungerührt folgte.
"Wenn du ihn das nächste Mal siehst, leih ihm einfach kein Geld mehr.
Sag' ihm, dass er sich dafpr jemand anderen suchen kann.",
schlug die Frau ihm vor und rückte mit ihrem Hocker näher an den Tresen heran.
"Nun aber genug gelästert.", zwang sie sich die schlechte Stimmung zu überspielen.
"Möchtest du nicht auch etwas trinken?"
Victor seufzte und nickte anschließend.
"Für mich bitte ebenfalls ein Wasser.", teilte er dem Barkeeper mit und bemerkte, wie ihm die Frau zu seiner Seite einen verwunderten Blick zuwarf.

"Was ist los?", wollte er wissen und führte das Glas zu seinem Mund.
"Es wundert mich bloß, warum du nur ein Wasser nimmst, normalerweise greifst du doch auch mal zum Alkohol..."
Der Kahlköpfige zuckte mit den Schultern.
"Hab heute keine Lust darauf.",
meinte er nur und stellte das Glas wieder ab.
"Du bist doch schlecht gelaunt.", widersprach Sam und ihr Gesprächspartner warf ihr nur schweigend einen Blick von der Seite zu.
"Was ist los Vicky?"
Die Braunhaarige stupste den Anzugträger an der Schulter an.
"Nichts. . .nenn mich bitte nicht so."

Nach einer Weile waren die Lippen des Auftragsmörders nurnoch ein schmaler Strich.
Er saß regungslos auf dem Barhocker und ließ seinen Blick unentwegt über die Regale wandern.
Neben ihm hatte Sam ihren Kopf auf die Arme gelegt.
"Was ist dein Problem?",
murrte sie leise vor sich hin und blickte ihm kurz ins Gesicht.
"Es gibt für so ein Verhalten immer eine Erklärung.
Du bist kein, unter Stimmungsschwankungen leidender, Teenager mehr."
"Ich hab' dir doch schon erklärt warum. . . Heute ist einfach nicht mein Tag."

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ca. 1041 Wörter

Red-backed shrike|Gotham-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt