Chapter 4| Eier und Käse

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Am darauffolgenden Morgen war Samanthas Laune am Tiefpunkt angelangt. Im Bad ihrer kleinen Wohnung betrachtete sie ihr Spiegelbild.

Obwohl sie, für ihre Verhältnisse, doch recht früh zu Bett gegangen war, zeichneten sich unter ihren Augen dunkle Ringe ab. Ihre Haut war noch blasser als sonst und ihre Haare ähnelten eher einem Vogelnest, als den braunen Strähnen, die sie sonst waren. Mit einem Seufzen griff die Frau nach der Haarbürste und versuchte mit aller Mühe, die Knoten zu entfernen.

"So ein Mist.", murmelte Sam und an einer der Strähnen. "Wieso muss sowas immer mir passieren?"

Nach einer Weile ließ sie die Bürste sinken. Die meisten Knoten hatte sie entfernen können, jedoch zog die Braunhaarige es vor, ihre Haare am heutigen Tage unter einer Mütze zu verstecken.

Verschlafen bahnte sich die junge Frau ihren Weg in den winzigen Raum, den sie stolz Küche zu nennen pflegte und öffnete mit einem Gähnen den Kühlschrank. Gähnende Leere blickte der Frau entgegen, nur noch eine Packung und zwei Scheiben Käse waren vorzufinden. Ein genervtes Grummeln verließ die Kehle der Frau, als diese sich etwas wiederwillig zwei Eier schnappte und zum Herd hinüber stapfte. "Zwei Spiegeleier zum Frühstück, na super..." Sam stellte eine kleine Pfanne auf die Herdplatte und erhitzte darin eine kleine Menge Sonnenblumenöl, ehe sie das erste Ei am Rand der Pfanne aufschlug.

"Das wird ja eine richtig ausgiebige Malzeit.", bemerkte sie sarkastisch und brachte neben dem Herd das Wasser zum Kochen. Aus einem kleinen Wandschrank holte sie eine Tasse hervor, aus einem anderen einen Teebeutel und Zucker.


Das warme Getränk dampfte in der kleinen Tasse vor sich hin. Eben diese zwischen den Häden haltend, betrachtete die junge Frau die Flüssigkeit nachdenklich. Heute Nachmittag hatte sie wieder einen Auftrag zu erledigen, der Auftraggeber hatte ihr einen hohen Preis geboten und so war es gekommen, dass Samantha sich sofort dafür bereiterklärt hatte.

Sie schob den Porzellanbehälter beiseite und griff nach der Gabel, zog den Teller mit den, mitlerweile kalten, Spiegeleiern zu sich heran. Mit wenig Appetit stocherte Sam in ihrem Essen herum, nahm einige Bissen und griff darauf wieder zu ihrer Tasse.

. . .

Die Wohnung verließ Sam erst zur späten Mittagsstunde, sie trug eine schwarze Mütze auf dem Kopf, eine aus dünnem Baumwollstoff. Ihren Körper hatte sie ebenfalls in schwarze, bewegliche Kleidung gehüllt, bestehend aus einem weiten Rollkragenpullover und einer lockeren Sporthose. Auf dem Rücken trug sie einen Rucksack.

Mit schnellen Schritten bahnte sie sich ihren Weg durch die Menschenmassen, welche sich in den Straßen Gothams aneinander vorbei drängten. Ihre Augen schauten vorsichtig um sich, als sie bemerkte, wie ein Polizeiwagen auf der Straße ihren Weg kreuzte. Aus dem Augenwinkel konnte sie wahrnehmen, wie der Wagen immer langsamer wurde und schließlich neben ihr her zu fahren schien.

Die Braunhaarige beschleunigte ihr Tempo, das Geräusch des brummenden Motors in ihrem Rücken, versuchte sie die Ruhe zu bewahren und blieb plötzlich stehen, als sie merkte, wie das Fenster des Streifenwagens heruntergefahren wurde und eine Männerstimme etwas nach ihr rief.

"Hey!" Die junge Frau wandte sich zu dem Auto, das erste was ihr auffiel; der Mann auf dem Beifahrersitz wirkte genervt, er warf der Braunhaarigen einen kurzen Blick zu und bemühte sich, ihr für einen Moment grüßend zuzulächeln, wandte sich jedoch schnell ab und drehte seinen Kopf zu seinem Kollegen. "Musss das wirklich sein, Harvey?", konnte sie ihn flüstern hören und sein Partner, ein bärtiger Mann mit Hut auf dem Kopf, nickte nur versichernd und wandte seine Aufmerksamkeit wieder aud Sam. "Einen guten Tag wünsche ich ihnen.", begann er und deutete auf seinen Kollegen. "Lassen sie sich von Jim nicht stören, er nimmt seinen Beruf manchmal etwas zu ernst." Harvey schenkte ihr ein Grinsen, worauf die Frau nur irritiert zu blinzeln wusste.

Der Mann hinter dem Steuer musterte sie interessiert, "Ich hoffe, ich störe nicht?"", wollte er sich vergewissern. Seine Gegenüber warf ihm einen abwartenden Blick zu, um ehrlich zu sein, wäre sie am liebsten einfach weiter gegangen, hätte dem Polizist einen dummen Spruch an den Kopf geworfen oder seine Frage bejat, ihm offen und ehrlich gesagt, dass sie keine Lust und Zeit auf/für Smalltalk habe, doch so, wie sie nun einmal war, legte Samantha nur fragend ihren Kopf schief. "Was wollen sie?", wunderte sie sich und merkte, wie der Hutträger sich über die Gegenfrage, wenn diese auch etwas unhöflich geklungen hatte, zu freuen schien.

"Nichts bestimmtes, sie sind mir nur aufgefallen." Er lächelte ihr zu, Sam verdrehte innerlich ihre Augen. "Nun, ich hoffe mal, dass das nur an meiner Kleidung liegt?", entgegnete sie ihm und zeigte auf ihre Mütze. "Meine Haare sehen momentan nämlich eher aus, wie ein Vogelnest." Der Polizist schüttelte seinen Kopf. "Oh nein, hier in Gotham gibt es Menschen, dei weitaus auffälliger gekleidet sind als sie, meine Liebe."

"Aha.", kam es von der Frau verstehend. "Sie sind aber im Dienst, oder?", wollte sie sich vergewissern und ließ ihren Blick über den Streifenwagen wandern. "Klar doch.", kam es von Bullock, Sam zog ihre Brauen kraus,

"Dann wundert es mich, warum sie so einfach eine Zivilistin ansprechen...hab' ich was verbrochen?"-"Nein, nein. Bitte sorgen sie sich nicht, es ist mir lediglich wichtig, dass sie darüber informiert sind, vorsichtig zu sein." Der Hutträger beugte sich in seinem Sitz ein Stück zum Fenster hinüber. "In Gotham kann man nämlich nie wissen, mit wem man es zu tun hat. Hier in der Nähe hat man eine Leiche gefunden, gleich am Postamt. Ich bin mir sicher, der Täter treibt sich hier irgendwo herum." Samantha nickte ernst. "Nun. danke für die Information. Ich werde aufpassen." Ihr Gesprächspartner lächelte erleichtert. "Gut zu hören, wenn wir uns schon so miteinander unterhalten, hätten sie den Abend vielleicht Zeit?" Die Braunhaarige blickte den Polizisten überrascht an. "Ich kenne da eine nette Bar...", fuhr Harvey fohrt und wurde im nächsten Moment von seinem Kollegen unterbrochen. Jim räusperte sich und warf dem Mann einen warnenden Blick zu. "Nicht im Dienst.", hörte Sam ihn sagen und Harvey verdrehte die Augen. Er verzog sein Gesicht für einen kurzen Moment zu einer Fratze und wandte sich daraufhin wieder der Frau auf dem Gehweg zu. Ganz in Schwarz stand sie da, ihre Haare verschwanden unter einer dünnen Stoffmütze und nur ein paar braune Strähnchen waren noch sichtbar. Ihr blasses Gesicht wurde von einem Paar dunklen Augen gezirrt, aus welchen sie die Polizisten abwartend ansah. Passanten bahnten sich ihren Weg an ihr vorbei, manche warfen ihr bei dem Vorübergehen einen kurzen Blick zu, wunderten sich, was sie wohl dazu veranlasst haben mochte, mitten auf dem Bürgersteig stehen zu bleiben. Den Streifenwagen schienen sie dabei noch nicht einmal zu bemerkten, so gewöhnlich war es in dieser Stadt schon geworden, die Polizei anzutreffen.

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Red-backed shrike|Gotham-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt