Chapter 30| Changes

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„So, und du schmeißt hier den ganzen Laden?“ Mit einem breiten Grinsen und geringem Respekt für alle anderen Anwesenden ließ sich der Rotschopf auf einem der Stühle nieder, lehnte sich entspannt nach hinten, bis der Stuhl zu kippen begann und ließ seine Schuhe auf der Tischplatte ruhen. Reichlich genervt beobachtete Oswald also wie es sich der Fremde in seinem Revier gemütlich machte, mit erkennbarem Mangel an Manieren. 
Er presste seine Lippen aufeinander, bis diese nur noch eine schmale Linie in seinem Gesicht waren und erhob sich räuspernd von seinem Stuhl, ehe er zum unerwünschten Gast hinüber humpelte. „Was war nochmal dein Name?“ Mit verlorenem Respekt lies Oswald gleich das “Sie“ fallen und funkelte den jungen Mann entnervt an. „Huh?“ Jerome blinzelte der kleinen Gestalt eines Mannes mit wenig Interesse entgegen. „Ich nehme das dann mal als ja auf meine Frage?“, stellte er fest, wobei seine Äußerung sich immer noch wie eine Frage anhörte.  
Oswald lies ein weniger amüsiertes Lächeln über sein blasses Gesicht huschen. „Ja, ich "schmeiße", wie du es sagst, diesen Laden.“, presste er mit angespanntem Kiefer hervor und fügte schnell hinzu, bevor der Quälgeist ihn unterbrechen konnte: „Und da du dich in ‘meinem Laden‘ befindest, muss ich dich bitten, deine Füße von dem Tisch zu nehmen.“ Jerome folgte dem Blick seines Gegenübers und hob gelangweilt eine Augenbraue an. „Wen juckt’s?“, fragte er unbetroffen. Der Schwarzhaarige schloss für einen Moment seine Augen, so als müsse er sich davon abhalten, seinem Gegenüber hier und jetzt an den Hals zu gehen. „Mich ‘juckt’s‘. Nimm die Füße vom Tisch.“, wiederholte er sich mit getäuschter Ruhe und beobachtete zufrieden, wie Jerome mit dem Wippen des Stuhles inne hielt und seine Beine unter den Tisch zog. Er warf einen provokanten Blick in die Richtung seines momentanen Gastgebers, welcher ihm daraufhin nur die kalte Schulter gab und zu seinem Sitzplatz zurückkehrte. „Wer hat dir das Essen versalzen?“, knurrte er gelangweilt und nahm das Kippeln mit dem Stuhl wieder auf, während seine Augen ungeduldig zur Tür hinüber schweiften.
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Nach einer Ewigkeit, jedenfalls kam es den beiden Parteien im Saal so vor, öffnete sich die Tür wieder. Jerome bemerkte zunächst, wie der Typ, den Sam als Victor beschrieben hatte, den Raum wieder betrat. Was sie an ihm fand, konnte der Rothaarige sich immer noch nicht erdichten. Der Mann wirkte auf ihn, wie auch alle anderen anwesend in diesem Raum, ausgeschlossen von seiner Wenigkeit natürlich, viel zu ernst. „Alles talentlose Unbedeutende.“, dachte er und folgte dem Mann einen Moment mit seinem Blick. Geld schien er jedoch zu haben, kam es ihm in den Kopf, als er den Anzug des Assassinen betrachtete. Das war mal wieder typisch Gotham, dachte er sich und verzog angewidert das Gesicht. Da bezahlte man doch tatsächlich diese öden Kleinkriminellen. Die sollten mal alle warten, bis er seinen großen Auftritt hatte. „Ja“, dachte er zu sich und konnte sich den Hauch eines manischen Grinsens nicht verkneifen. „die sollen nur mal sehen.“
Die Blicke der beiden trafen sich, als Victor an dem jungen Kriminellen vorbeischritt. Die Augen des anderen hatte er sofort bemerkt, als er durch die Angeln der Tür getreten war, hatte sie jedoch bis aufs Weitere ignoriert. Warum denn auch nicht, musste er jetzt denken und schüttelte innerlich nur den Kopf. Der Typ war ja auch nicht mehr ganz dicht. Er selbst war nicht gesund im Kopf, das gab Victor zu, aber für besonders zurechnungsfähig hielt er den rothaarigen Mann nicht mehr. Zwischen seiner mentalen Verfassung und blankem Wahnsinn lagen dann doch nochmal ein paar Stufen. Als der bohrende Blick des Eindringlings dann jedoch zu stören begann, sah er ihm direkt ins Gesicht, in dem Moment, als er dieselbe Höhe erreicht hatte. 
Es war nur ein kurzer Blick, das war beiden der Männer klar, doch was auf den einen wie ein abwertender Blick schien, einer wie er es schon von so vielen anderen Menschen in seinem Leben gewohnt war, wie die Augen seiner Mutter und alle anderen, die sich für etwas Besseres hielten, ihn schon immer viel zu stark unterschätzt und doch so gar keine Ahnung von ihm hatten –  für den anderen eine emotionslose Maske, die Resultat von jahrelangem Geschäft war. Augen, die nach Außen nichts preisgaben und zugleich Misstrauen und Sorge um einen Freund bargen. 
Kurz nickte Victor Jerome zu, so als würde er dessen Anwesenheit erst jetzt wahrnehmen, oder auch als Begrüßung. Dann war er auch schon an ihm vorbeigegangen. Samantha folgte ihm, Jerome konnte die Unsicherheit, welche die Frau ausstrahlte beinahe spüren und er zog verwundert seine Augenbrauen zusammen. „Hey, was ist los?“ Er stand auf und folgte seiner Teamkollegin ein kleines Stück, wurde jedoch mit einem raschen Blick, den sie ihm zuwarf in diesem Prozess gestoppt. Abwartend blieb er also zur Seite des Raumes stehen und beobachtete, wie der Mann im Anzug, Victor, mit seinem Boss zu reden begann.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 23, 2020 ⏰

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Red-backed shrike|Gotham-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt