"Danke", sagte ich noch mal, da ich nicht wusste, was ich sonst noch sagen sollte.
Wir saßen schon seit einer Gefühlten Ewigkeit hier, aber niemand hatte etwas gesagt. Theoretisch könnte ich auch gehen, dich mein Gefühl sagte mir bleiben zu müssen. Wahrscheinlich waren es meine Schuldgefühle, die ich immer noch hatte, weil ich ihn damals angelogen hatte. Auch wenn es nur eine Lüge war, sie verfolgte mich mich jetzt immer noch und ich konnte sie einfach nicht vergessen.
"Das hast du eben schon gesagt", lachte Nico und sah mich mit seinen hellbraunen Augen an, die zu schimmern schienen.
"Ja." Mehr sagte ich nicht. Ich sah öfters zu Nico rüber, aber er konzentrierte sich auf die Sterne über uns.
Am liebsten würde ich meinen Mund aufmachen und mich einfach dafür entschuldigen, auch wenn es schon Jahre zurück lag, aber das ist es erste Mal, wo ich einfach nicht das sagen konnte, was ich wollte.
Immer wieder öffnete ich meinen Mund und nahm mir vor das jetzt zu sagen, nur war ich dann wieder zu feige und schwieg wieder.
"Es ist schon mitten in der Nacht, ich sollte dich nach Hause bringen", meinte Nico und stand von der Bank auf.
Nein, er durfte nicht gehen. Das war meine einzige Chance, um mich zu entschuldigen und die Schuldgefühle loszuwerden. Ich wollte sie nicht vergeuden, denn sobald er mich nach Hause bracht, war es zu spät, dann war es das mit der Chance.
Ich griff nach dem Saum seines T-Shirts und Nico blieb überrascht stehen. Jetzt war meine Chance und ich musste sie nutzen. Es war zu spät für einen Rückzug, da ich ihn schon gestoppt hatte.
"Nico, bitte bleib", nuschelte ich sah ihn verlegen an.
Wortlos setzte sich Nico wieder neben mich und sah mich abwartend an. Wenn er mich so ansah, konnte ich es erst recht nicht sagen. Dachte er überhaupt noch an damals? Oder hatte er es, im Gegensatz zu mir, schon hinter sich gelassen und vergessen? Was würde er von mir denken, wenn ich das Thema wieder ansprach?
"Es...es tut mir leid", begann ich und fand, dass es ein ziemlich guter Start war, dafür, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte.
"Was tut dir leid?", fragte Nico und sah mich verwirrt an.
"Ich habe dich damals angelogen", gestand ich und fühlte, wie mir eine schwere Last von den Schultern genommen wurde.
"Damals?" Zuerst schien er total verwirrt zu sein, aber verstand, was ich meinte.
"Ich hatte damals keinen Freund, es war eine Lüge gewesen."
"Warum...", fing er an, aber ich wusste schon, was er fragen wollte.
"Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Du warst der erste, der mir gesagt hat, dass er mich liebte", erklärte ich.
Zu meiner Überraschung lächelte er mich an und sah belustigt aus. Jetzt war ich diejenige, die ihm verwirrt anguckte.
"Das wollte ich nicht wissen", meinte Nico. Nicht? Was denn? "Warum entschuldigst du dich? Es ist dich schon Jahre her."
"Seit dem Tag, an dem ich dich angelogen habe, habe ich es bereut. Es war ein Fehler dich anzulügen."
"Also hast du seit dem Tag nie aufgehört an mich zu denken?", fragte er erstaunt und ich musste zugeben, dass es stimmte. Ja, ich hatte nie aufgehört an ihn zu denken.
Ich nickte und beobachtete Nicos Reaktion. Wenn ich mich nicht versah, röteten sich seine Wangen und er guckte verlegen zu Boden. Auch wenn es dunkel war, ich war mir ziemlich sicher, dass seine Wangen rot wurden.
"Das habe ich nicht erwartet", sagte er mir. "Nach all den Jahren, dachte ich, dass du mich schon längst vergessen has."
Was? Was sagte er? Wenn ich seine Worte richtig verstand, hatte er auch die ganze Zeit an mich gedacht. Ich könnte auch total falsch liegen, aber irgendwie wusste ich es einfach.
"Was meinst du damit?", fragte ich trotzdem, um es genau zu wissen.
"Genau so, wie du wahrscheinlich denkst." Sollte das ein weiteres Geständnis sein? Nico lachte leise. "Ich habe dich über die ganze Jahre auch nicht vergessen." Er rutschte näher zu mir rüber und nahm meine Hand. "Auch wenn du wahrscheinlich nicht an eine Ewig haltenden Liebe glaubst, bei mir ist es so. Über die Jahre hatte ich es mit anderen Mädchen versucht. Ich habe versucht mich für all die Mädchen zu öffnen und paar Mal dachte ich wirklich, aus uns könnte etwas werden. Doch jedes Mal tauchst du plötzlich vor meinen Augen auf, und ich dachte, wie naiv ich doch war zu glauben, dass da noch jemand anderes geben könnte. Du hast es nie bemerkt, aber ich habe dich beobachtet."
Bis vor einigen Minuten, Sekunden, dachte ich noch dass es nur um unsere Vergangenheit ging, aber man konnte es kaum Vergangenheit nennen, wenn es bei jetzt in anhielt.
"Nico, es tut mir leid, aber so empfinde ich nicht", sagte ich.
"Ich weiß, ich wusste es schon die ganze Zeit. Ich dachte, wenn ich die es noch einmal sagen würde, würde es vielleicht besser werden."
"Es wird besser werden", versicherte ich ihn und stand auf. "Ist es zu früh, um Leb wohl zu sagen?"
"Ist es etwa schon so weit?" Nico stand auch auf und sah verletzt aus.
"Es wird Zeit für mich zu gehen", sagte ich ihm und sah hoch zum Himmel, wo ein Flugzeug an uns vorbei flog.
Ich hatte es noch niemanden gesagt, aber ich hatte die Prüfung bestanden. Im zwei Wochen würde ich von hier verschwinden und alles hinter mir lassen. In letzter Zeit war das Leben hier unerträglich und ich wollte so schnell es ging alles entfliehen. Ich war müde und ausgelaugt. Auch wenn ich auch gute Erinnerungen mit dieser Stadt hier verband, gab es etwas, was ich nicht vergessen konnte. Das etwas, womit all das angefangen hatte.
"Was meinst du damit?", wollte Nico wissen und hielt mich am Arm fest. Seine Stimme klang alarmierend und er dachte wahrscheinlich, dass ich etwas schlimmes vor hatte.
"Es ist nicht schlimmes", beruhigte ich ihn. "Ich werde nur weit weit weg gehen."
"Du willst alle hier verlassen?", hakte er weiter nach.
Ich nickte und sah ihn ein weiteres Mal an. "Leb wohl", sagte ich und sah nicht mehr zurück. Sobald ich ging, wollte ich nicht mehr an die Vergangenheit denken, sondern voran schreiten.
DU LIEST GERADE
Heartbreaker
Teen Fiction"Wenn man verliebt ist würde man lachend in eine Kettensäge laufen." Genau dieser Meinung ist auch Hailey Gordon, auch bekannt als "Herzensbrecherin der Stadt", -wunderschön und doch so gefährlich-. Ihre Erinnerungen an die Liebe sind alles andere a...