Kapitel 17

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Auf dem Nachhause Weg waren Josh und ich die ganze Zeit über angespannt, denn schließlich konnten wir jede Sekunde angegriffen werden. Eine Nachricht von Mary erreichte mich. In dieser stand, dass ich ihr - wenn möglich - etwas vom Asiaten mitbringen soll. Seufzend wechselte ich also kurz die Richtung. 

Verwirrt lief Josh mir hinterher. »Wir müssen Mary etwas zu Essen mitbringen«, erklärte ich kurz. Ihm schien das nicht zu gefallen. Bevor er jedoch den Mund aufmachen konnte, blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. 

»Hör zu. Wenn dir das nicht gefällt, dann geh schon zu uns und ich hole das Zeug alleine. Aber nur weil es in der Stadt gerade etwas gefährlicher ist als sonst, werde ich mir das bisschen Normalität, das ich noch habe, nicht kaputt machen lassen. Verstanden?« Seufzend nickte er und ich lief weiter. Da er mir weiterhin folgte, nahm ich an, dass er mir vielleicht sogar zustimmte. 

Als wir das Essen gekauft haben, machten wir uns auf den Heimweg. In New York war Nachts immer viel los, doch seitdem der Fluch sich ausgebreitet hat, wimmelte es nur so von Wesen. Josh schien nicht gelogen zu haben. Die meisten von ihnen besaßen jedoch keinen Herzschlag. Oder aber atmeten. 

Sie mussten früher versteckt gelebt haben und nur seltenen Kontakt mit Menschen gehabt haben. Ich konnte mir das noch nicht einmal vorstellen wie es sein musste, zu leben wie sie es tun. 

Zuhause stellte ich Mary das Essen auf den Tisch. Sie war laut Jorge gerade unter der Dusche. Im Wohnzimmer waren er und Hunter. Scheinbar sahen sie sich irgendetwas im Fernsehen an. Doch selbst wenn dort der Präsident persönlich sprechen würde - das war mir gerade egal. Ich schaltete den Fernseher aus. 

»Wir müssen den verdammten Dämonen finden, der all das angerichtet hat. Ich will keinen Tag länger warten«, sagte ich und verschränkte die Arme. Ich war entschlossen, ihn zu finden. Und wenn ich dafür den ganzen Kontinent umkrempeln musste.

»Es wimmelt allein in dieser Stadt nur so von Dämonen, Kayleight. Das wird nicht so einfach«, meinte Hunter und lehnte sich nach vorn. Dachte er etwa, ich wusste das nicht? Doch ich war es leid, zu warten. 

Mary fragte, warum dies eigentlich so sei. »Dämonen hassen die Hölle, da dort grausame Bedingungen herrschen«, erklärte Hunter. »Aber gleichzeitig hassen sie die Erde wegen all der menschlichen Gefühle.«

»Eine verfluchte Stadt ist für sie die angenehmere Version der Hölle«, schlussfolgerte Mary und Hunter nickte. 

Aber wenn es hier so viele Dämonen gibt, dann wird es doch bestimmt auch einen geben, der uns sagen kann, welcher für das Chaos hier verantwortlich ist, dachte ich. Das bedeutet nicht, dass sie mit uns darüber reden werden, Kayleight. Es war Hunters Stimme, die in meinem Kopf sprach und ich seufzte. 

Mir war klar, dass sie nicht einfach mit uns reden würden. Warum sollten sie auch, wenn es ihnen hier so sehr gefiel? Doch es gab auch Dämonen, die vorher friedlich hier gelebt haben. Die nie so etwas gewollt haben. Vielleicht würden sie reden. Mein Blick fiel auf Hunter. 

»Du willst dort wirklich hin? Du weißt, wir haben dort Hausverbot«, meinte er, doch ich zuckte mit den Schultern. Das war unsere geringstes Problem, wenn man sich die Stadt ansah. Also beschlossen wir, dort hinzugehen. 

Da Sydney schlief, musste jemand über sie wachen und wie eigentlich immer, war es Jorge. Hunter brauchten wir hierfür und ohne Mary ging ich nirgendwo hin. Dem Werwolf vertraute ich einfach zu wenig, um auf meine Tochter aufzupassen und Hunter wollte mich dabei haben, da es meine Idee war. 

Wir machten uns nach wenigen Minuten auf den Weg. Auf die passende Kleidung verzichteten wir, denn darauf würde sowieso niemand mehr achten. Ich hoffte einfach nur, dass Adria dort war, denn sonst kannten wir niemanden. 

Der Weg dorthin war nicht weit, da wir ihn mit dem Auto fuhren. Der Club hatte sich seit dem letzten Mal nicht verändert. Es standen noch immer genauso viele Leute draußen. Wenn nicht sogar mehr. Doch der Türsteher war ein anderer. Es war absurd, dass mir solch kleine Dinge auffielen. 

Wir stiegen aus und stellten uns wie all die anderen in die Reihe. Zum Glück wurden wir beim Einlass nicht erkannt und konnten ungehindert nach drinnen gelangen. Mein erster Blick fiel zur Bar und ich war fast erleichtert, als ich Adria erkennen konnte. Sofort machten wir uns auf den Weg dahin. Mary und ich ließen uns auf den Barhockern nieder, während Hunter sich über die Theke lehnte und etwas auf einer anderen Sprache sprach. 

Adria musterte uns alle, bevor sie wütend zu werden schien. »Ihr seid lebensmüde, hier noch einmal aufzutauchen«, sagte sie, während sie mit einem Lappen die Theke säuberte. »Ihr könnt seinen Fluch nicht brechen.«

Hunter schien ihr bereits alles notwendige erklärt zu haben. »Seinen? Du weißt also, um welchen Dämon es sich handelt«, schlussfolgerte er. Adria schien sich ertappt zu fühlen, denn sie legte den Lappen weg, sah uns an und lehnte sich über die Theke. 

»Natürlich weiß ich, wer es ist. Das wissen alle und du wüsstest es auch, wenn du öfter in der Hölle wärst und dich wie ein Dämon benommen würdest.« Es fiel ihr schwer zu fallen, ruhig zu bleiben. »Seitdem du deine Schwester kennst, bist du weich geworden, Hunter. Und nun geht.« Während des letzten Satzes veränderten sich ihre Augen wieder. Es hatte keinen Sinn, weiterhin hier zu bleiben. Sie würde uns nicht helfen. 

Niedergeschlagen ging ich mit den anderen wieder Nachhause. Dort erzählten wir Jorge von unserem Erlebnis und er grinste nur kopfschüttelnd. »Vielleicht sollten wir alle mit dem Beten anfangen, um am Ende doch noch da hoch zu kommen.« Er machte nur Scherze, doch das Problem war das Fünkchen Wahrheit darin. Wenn wir nicht bald eine Lösung finden würden, könnten sehr viele Menschen sterben. Genauso wie wir. 

Josh fragte, weshalb wir nicht einfach verschwanden, doch das konnten wir nicht. Nicht nur, dass ich sonst meine Eltern verlieren würde. Wir müssten dann auch unsere Freunde zurücklassen. Justin, Arizona und Riley. Cole und Samuel würden die Stadt auch nicht verlassen. Zudem hatten wir eine gewisse Verantwortung, da es größtenteils unsere Schuld ist. 

Ich machte mich bereit zum schlafen. Nach dem heutigen Tag war ich ausgelaugt und müde. Josh würde bei Hunter eine Bleibe finden. Mary schlief wieder bei mir und Jorge wie sonst auch im Wohnzimmer. 

Doch ich kam nicht einmal dazu, mich hinzulegen. Denn es klingelte. Seufzend ging ich in den Flur. Eine ruhige Nacht, mehr wollte ich nicht. Zögernd öffnete ich die Tür und war verwirrt, Adria zu sehen. Fragend sah ich sie an. 

»Ich...ich möchte helfen«, sagte sie und sah mich an. Sie trug noch immer die gleichen Sachen wie vorhin im Club. Doch nun hatte sie eine Lederjacke drüber.

dark sun ➹ j.b ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt