Kapitel 12

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Am nächsten Morgen waren meine schlechten Gefühle von gestern Abend noch immer nicht vergangen. Ich drehte mich seufzend, denn nach einem Blick auf die Uhr war es viel zu früh für einen Sonntag Morgen. Justins Arm lag um mir und bewegte sich ein wenig. Kurz dachte ich, ich hätte ihn geweckt, doch dem war nicht so. 

Er schlief weiter friedlich. Jedes mal wenn ich ihn ansah, wusste ich wie glücklich ich mich schätzen konnte, ihn an meiner Seite zu haben. Arizona meinte, wenn jemand all das hier schaffen könne, dann ich. Doch sie hatte vergessen, dass Justin immer an meiner Seite war, egal was geschehen ist. Würde ich das am Ende ohne ihn durchstehen müssen, wusste ich nicht, ob mir das gelingen würde. 

Justin war eine Art Anker für mich. Er hielt mich am Boden der Tatsachen und trotzdem ließ er mich die schönen und guten Seiten im Leben nie vergessen. Bei unserer Hochzeit versprach er mir, dass er mir die gesamte Welt zeigen würde. Dafür hatten wir eine Ewigkeit Zeit, hatte ich damals gedacht. Doch heute war ich mir da nicht mehr so sicher.

Ich legte eine Hand an seine Wange und strich mit dem Daumen sanft darüber. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und langsam öffnete er die Augen. Es fiel mir schwer ihn zu wecken, doch es war leider notwendig. Um zehn mussten wir Sydney von meinen Eltern abholen.

»Du bist die einzige Person, die ich kurz nach dem Erwachen anlächle. Fühle dich geehrt«, murmelte Justin noch leicht verschlafen und das ließ mich schmunzeln. Wenn er es wollte, konnte er ein Morgenmuffel sein. Doch häufig war er das nicht. 

Nach einem kurzen Kuss setzte ich mich auf. Als erstes band ich mir einen Dutt, bevor ich schlussendlich aufstand. Justin lehnte sich an die Wand hinter dem Bett und beobachtete mich, während ich mir meine Anziehsachen nahm. Zwar konnte ich es nicht sehen, doch ich spürte seine Blicke auf mir. 

Ich nahm mir eine Hose und ein Top, welche ich auch direkt anzog. Dabei fiel mein Blick auf Justin. »Faulpelz«, formte ich mit meinen Lippen und grinste dann. Er zuckte nur die Schultern. »Ich genieße den Anblick«, entgegnete er, ebenfalls grinsend. 

Kopfschüttelnd machte ich mich, frisch angezogen, auf den Weg in die Küche, wo ich das Frühstück vorbereitete. Zu meiner Überraschung saß Jorge bereits am Tisch und trank genüsslich sein Glas Blut. 

»Ich hoffe es macht dir nichts aus, dass ich mir etwas genommen habe«, sagte er. Ich schüttelte den Kopf und nahm selbst eine Blutbankware hinaus. Wenn er es brauchte, konnte er es sich nehmen. Wie gesagt; lieber das als blutleere Leichen. 

Ich entschied mich dann dazu, Pancakes zu machen. Zwei für jeden, da wir sie eigentlich nicht wirklich zum Leben brauchen. Doch mir war aufgefallen, dass es viele Vampire gab, die menschliches Essen bevorzugten, auch wenn sie nicht ohne Blut leben konnten. 

Wir taten es größtenteils für Sydney. Doch auch wenn sie nicht hier war, hörten wir nicht damit auf. Ich würde sagen, es wurde einfach eine Angewohnheit, so wie atmen. Und Jorge schien keine Einwende zu haben, also legte ich auch ihm zwei Pancakes auf den Teller. Etwas Sirup hinzu und fertig war unser Frühstück. 

Justin gesellte sich zu uns und setzte sich auf seinen Platz. Kurz darauf trank er einen Schluck Blut. Er erklärte Jorge den Tagesablauf für heute. Justin und ich würden gemeinsam mit Mary Sydney abholen. Jorge wird auf unsere Wohnung aufpassen und die anderen sollten ihren Sonntag halbwegs genießen, solange sie es noch konnten. Montag würden sich Xenia und Hunter um den Fluch kümmern. Es musste einfach einen Weg geben, ihn aufzuheben. 

Als alle mit dem essen fertig waren, wusch ich das Geschirr rasch per Hand ab, bevor ich im Bad meine Haare kämmte. Heute würde ich mich nicht großartig schminken. Weshalb auch? Ich hatte keinen Grund dazu. Nur wenige Minuten nachdem ich fertig geworden bin, klingelte es an der Tür. Das musste Mary sein. 

dark sun ➹ j.b ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt