d.s: Kapitel 7

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Kann nicht irgendwer einfach mal tot bleiben?, dachte ich seufzend. Automatisch ging ich wie auch die anderen in eine Abwehrhaltung. »Ist noch gar nicht so lange her«, fuhr er fort und lehnte sich an den Fels, der ihn gerade so überragte. 

Er hatte sich kein Stück verändert. Noch immer wirkte er so jung und unschuldig. Wüsste ich nicht, was er alles getan hat, dann würde ich ihm auf anhieb vertrauen. So wie damals, als ich ihm das Telefon gebracht habe und es daraufhin bereute. Sasha war gefährlich und nicht zu unterschätzen. 

»Ihr hättet hier unten keine Chance gegen ihn«, mahnte Hunter uns. Das wusste ich. Aber der Versuch wäre es Wert gewesen, wenn wir nicht ein anderes Problem hätten; die anderen. Wir mussten sie finden und das hier hielt uns nur auf verdammt. 

Ich sah erneut zu Sasha. »Wir haben dich getötet«, kam es von Arizona, die es kaum glauben konnte, ihn zu sehen. »Wenn ein Dämon oben getötet wird, steckt er für immer in der Hölle fest. Nur hier unten verschwinden wir. Merkt euch das fürs nächste mal.« Er sprach so locker und unbeschwert. 

Ich hätte erwartet, er wäre wütend, weil er dank uns hier unten eingesperrt ist und nicht mehr heraus kommt. Doch das war er nicht. Und wenn doch, dann war er ein verdammt guter Schauspieler. 

»Was willst du?«, wollte ich wissen. Wir redeten kaum eine Minute mit ihm und schon ging er mir auf die Nerven. Das lag vermutlich zum größten Teil daran, dass ich die anderen finden wollte, bevor sie tot sind. 

Seine Mundwinkel hoben sich. »Glaubt es oder glaubt es nicht, aber ich will euch helfen«, antwortete er. Ich suchte nach einem Anzeichen eines Witzes, doch er schien es ernst zu meinen. Warum? 

»Ich hasse Luzifer und würde alles tun, damit er angepisst ist. Deshalb habe ich New York terrorisiert«, gab er zu. Deshalb hatte er es getan? Weil er abtrünnig war? Jordan war es auch, doch er hatte niemals irgendwem wehgetan. 

Es gibt solche und solche Dämonen, Kayleight, ertönte Hunters Stimme in meinem Kopf. Seufzend musste ich ihm zustimmen, denn schließlich waren auch die Menschen recht unterschiedlich in ihrem Handeln. 

»Außerdem habe ich einen Deal mit jemandem. Ich weiß, wo eure Freunde sich befinden und jetzt kommt. Noch einmal biete ich das nicht an.« Während er das sagte, lief er los. Fragend sah ich zu den anderen. Keiner schien zu wissen, was wir machen sollten, also begann ich, Sasha zu folgen. Was hatten wir denn für eine Wahl? In letzter Zeit schienen wir häufiger vor vollendeten Tatsachen gestellt zu werden. Ich spürte, dass auch die anderen uns nachliefen. 

Wir liefen vielleicht fünf Minuten, da begannen Arizona und Josh sich zu streiten. Es ging darum, dass dieser sich kaum am Kampf gegen die anderen Dämonen beteiligt hatte. Seine Verteidigung war, dass er nicht für uns, Leute die er kaum kannte, sterben wollte. Ich konnte ihn verstehen. Dennoch stritten sie weiter. 

Seufzend blieben wir stehen. Ich drehte mich zu ihnen um, doch als ich etwas sagen wollte, machte Jorge den Mund auf. »Wenn ihr uns weiter aufhaltet, können wir Joshs Loyalität gleich noch einmal an diesen Dämonen testen.« Er klang deutlich genervt, sprach aber vermutlich für uns alle. Wir hatten wichtigere Dinge zu tun, als darüber zu streiten wie hilfreich Josh in diesem Kampf gewesen ist. Er ist ja schließlich nicht abgehauen.

Die zwei nickten stumm und wir setzten uns wieder in Bewegung. Ich wurde langsamer, bis ich schlussendlich neben Josh lief. Fragend sah er mich an.

»Können wir dir trauen?«, wollte ich wissen. Er sah mich eindringlich an. »Wenn ich euch vertrauen kann«, war seine Antwort. Ich nickte und hielt ihm die Hand hin. Kurz sah er sie sich an, bis er sich schließlich ergriff. Hoffentlich hielt Josh sich an Versprechen. 

Wir liefen weiter und Arizona lief vor zu Sasha. Sie fragte ihn etwas und als ich hörte, worum es ging, seufzte ich. Ari wollte wissen, ob Sasha eine Frau namens Myla kennt. Auch wenn Arizona Riley liebte; Myla konnte sie nicht vergessen. Doch wer vergaß schon die erste große Liebe einfach so? 

Doch Sasha schüttelte den Kopf. Er kannte sie nicht. Doch dann sagte er etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass er so etwas sagen würde. »Viele hier unten finden irgendwann Frieden. Vermutlich hat sie ihn gefunden.« Er hoffte, dass Arizona das glücklich stimmte und ich tat das auch. Denn wer wollte nicht gern hören, dass jemand, der einem wichtig ist, Frieden gefunden hat?

Ohne es zu wollen fragte ich mich, ob auch Samuel ihn gefunden hat. Er hat schlimme Dinge getan, ja, doch er hat Vergebung verdient, schließlich hat er New York geholfen. Mehr als nur einmal. Ich hoffte es sehr für ihn. 

»Nur aus reiner Neugierde«, setzte Josh an. Ich blickte zu ihm, denn noch immer lief ich neben ihm. »Gibt es irgendjemanden, den ihr verärgert habt und der sich hier unten befinden könnte?« Als er das sagte, wurde mir kurz schlecht. Hier unten würden eine Menge Personen sein, die uns hassen und tot sehen wollen, weil wir für ihren Tod verantwortlich sind. Dacio müsste sich ebenfalls irgendwo hier unten befinden.

Sasha blickte zu uns. »Euch wird hier unten nichts Probleme bereiten«, versicherte er uns und ich fragte mich, woher er sich so sicher sein konnte. »Ich bin die Person, die Bericht erstattet, wer in der Hölle ist. Und ich habe niemandem etwas gesagt.« Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Danke?, kam es mir durch den Kopf. Doch ich wusste nicht, ob vielleicht nicht doch ein Plan dabei war, uns zu retten und uns zu helfen. Es war gut möglich, dass Sasha eigene Ziele verfolgte.

Irgendwann blieben wir stehen. Fragend sah ich zu Sasha, der nur sagte, dass wir da seien. Wo genau war 'da'? Ich sah mich um. Hier war eine Höhle. Vermutlich würden wir dort gleich hineingehen. Doch eine Alarmglocke in meinem Hinterkopf ging an. Was, wenn das eine Falle war? 

Doch anstatt sich in Bewegung zu setzen, pfiff Sasha einmal ganz laut. Ich begann, Schritte zu hören und ich wurde nervös. Einige Minuten später tauchte Justin auf und ohne nachzudenken rannte ich auf ihn zu und umarmte ihn. 

Er erwiderte die Umarmung und seine Arme legten sich um mich. Ich sah zu ihm und nahm sein Gesicht in meine Hände. »Geht es dir gut?«, wollte ich wissen. Eine Träne lief mir die Wange hinunter. 

»Mir ging's schon besser«, antwortete er und lächelte schwach. Riley und Mary waren neben ihm. Mary hielt Sydney auf dem Arm. Ich sah zu ihnen. 

»Du kennst uns«, begann Riley, »so schnell wird man uns nicht los.« Der Satz ließ mich lächeln. Arizona fiel ihm um den Hals und ich war froh, dass Riley seinen Humor behalten hatte. Neugierig wollten sie wissen, weshalb es uns so gut ging. 

Arizona klärte sie auf, dass sie einen kleinen Schutzzauber gesprochen hatte. Doch ich spürte schon, wie dieser langsam seine Wirkung zu verlieren begann. Auch uns würde es bald schlechter gehen. Wir mussten schnell hier raus. 

Erst jetzt fiel mir auf, dass eine weitere Person unter ihnen war. Geschockt löste ich mich von Justin. »Samuel.« Er lächelte mich an. »Ich hab dir doch gesagt, man sieht sich immer zweimal im Leben.« Ich musste schmunzeln und lief zu ihm. Ohne zu zögern schenkte ich auch ihm eine Umarmung. Und er erwiderte sie. 

Das war nicht der Samuel, dem wir alle recht egal waren. Das hier war der alte Samuel. Unser Freund. Einer der besten, die wir je hatten, wenn ich ehrlich bin. Doch kaum lag ich ihm in den Armen, begann ich zu weinen. 

»Es tut mir so leid.« Ich wusste nicht, weshalb ich mich entschuldigte, denn schließlich hatte er mich um die Tötung gebeten. Doch ich fühlte mich schuldig, dass er hier festhing. 

»Kayleight, es ist okay«, sagte er. Sam wusste, wofür ich mich entschuldigte und strich mir sanft über den Rücken. »Und jetzt hör auf zu weinen. Ihr müsst hier raus.« Ich nickte und löste mich. Dann wischte ich mir die Tränen weg. 

»Was zur Hölle machst du hier?« Es war Justin, der das sagte. Und er meinte Sasha. Verdammt, vielleicht hätte ich diese Sache vorher aufklären sollen. Ich sah zu Justin und hielt ihn fest, damit er nicht auf Sasha losgehen konnte, denn das wäre Justins Todesurteil gewesen. 

dark sun ➹ j.b ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt