Kapitel 21

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"Und?" fragte er neugierig nach.

"Es war toll" meinte ich und ließ mir von ihm die Autotür öffnen. Ich lachte schon die ganze Zeit, ohne Grund.

"Ich seh schon. Du gehst heute nicht nachhause" meinte er lachend und ließ sich ebenfalls ins Auto fallen. Er hat wohl bemerkt, dass ich Alkohol getrunken habe.

"Okay Shawnyboy" meinte ich nur und schloss meine Augen.

Ich überlegte die ganze Zeit, was Broke gesagt hatte. Das Shawn nur das eine will und sobald ich weg bin, ist der Kontakt abgebrochen.

Irgendwie konnte ich dem ganzen nicht ganz glauben. Je mehr der Alkohol nachließ, desto klarer konnte ich denken.
Ich war ziemlich naiv.

"Hey, wach auf. Wir sind da" flüsterte Shawn und rüttelte an mir, sodass ich die Augen aufmachte.

"Ich will aber hier bleiben" flüsterte ich schwach zurück und kuschelte mich in den Sitz.

"Du kannst doch nicht im Auto schlafen" meinte er und machte den Motor aus.

"Dann sieh mal zu" sagte ich kurz lachend.

"In einer Stunde wird es wieder ungemütlich" lachte er.

"Deswegen bist du hier" meinte ich wieder lachend und mit geschlossenen Augen.

Ich hörte wie die Autotür zufiel und Shawn die an meiner Seite öffnete.

"Du wirst mir noch dankbar sein" sagte er und hob mich hoch.

Den ganzen Weg bis zum Haus jammerte ich, dass ich zurück ins Auto wollte und als wir drin waren wurde ich ruhig.
Zum einen, da wahrscheinlich Shawns Familie schlief und zum anderen, weil es schön warm im Haus war.

"Jetzt kannst du schlafen" meinte er und legte mich sanft ins Bett.
Meine Augen schlossen sich, doch ich schlief nicht ein.
Shawn lag neben mir ruhig da und mit dem Rücken zu mir.

"Schläfst du schon?" zischte ich ihm zu und legte meine Arme um ihn.

"Jetzt nicht mehr" lachte er und drehte sich zu mir um und küsste mich.

"Tut mir leid" meinte ich und lächelte vor mich hin. Ich hoffte, dass der Alkohol aus meinem Körper raus war und ich nichts dummes sagte.

"Hattest du eine Freundin vor mir?" kam plötzlich aus meinem Mund.

"Nicht wirklich" meinte er nur lachend. Er sah mir tief in die Augen und sein Blick wurde hart. Worüber er gerade wohl nachdachte?

"Okay, du musst schlafen, morgen ist Schule" flüsterte er und legte seinen Arm um mich. Genau, wie er es sagte, schlief ich ein. 

*

Die Sonnenstrahlen weckten mich und ich blickte Shawn an, der immernoch schlief.

"Hey" flüsterte ich ihm zu und er begann zu lächeln.

"Hey" flüsterte er zurück und zog mich näher zu sich, sodass kein Platz mehr zwischen uns war.

"Ich muss nachhause. Mich für die Schule fertig machen. Du weißt schon" meinte ich.

"Bleib noch eine Minute" sagte er mit immernoch geschlossenen Augen.

"Meine Eltern fragen sich bestimmt schon, wo ich bin. Wir sehen uns doch gleich wieder" sagte ich und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, bevor ich aufstand und ging.

Meine Eltern waren aus dem Haus und ich vermutete auf Arbeit oder ähnliches.

Inzwischen war alles eingepackt. Das einzige was noch stand, war die Küche und die gemütliche Couch. Mein Bett würde heute weg kommen und ich schätze ich müsste auf der Couch schlafen.

Ich putzte mir die Zähne, kämmte meine langen Haare und zog mir die Klamotten an, die noch in meinem Kleiderschrank hingen.
Da ich nicht mehr so viel Zeit hatte, nahm ich mir ein Brot mit und ging aus dem Haus.
Zu meiner Überraschung saß Shawn vor der Haustür und hörte Musik.

Er scheint mich nicht bemerkt zu haben, weswegen ich ihm die Augen mit meinen Händen schloss und damit erreichte, dass er sich die Kopfhörer aus dem Ohr zog.

"Du hast sehr lange gebraucht" sagte er und stand auf.

Man könnte meinen, dass wir eine glückliche Beziehung führen. Nur der kleine Fakt, dass es bald nicht mehr so sein wird und es uns beiden bewusst ist.

Zusammen gingen wir zur Schule. Heute hatte ich kein Unterricht mit Shawn, doch ich musste ununterbrochen an ihn denken. So wurde ich auch ein paar mal von meinen Lehrern ermahnt, das ich nicht träumen solle.
Ich überlebte den Unterricht bis endlich Pause war und ich vor der Cafèteria auf Shawn, Brian und Elena wartete.

Ich entdeckte alle in der Menge und winkte ihnen zu.

"Ich hab so einen Hunger" sagte ich und hielt Shawns Hand. Zusammen liefen wir zu einem freien Tisch und ich lehnte meinen Kopf gegen Shawns Schulter.

"Braucht Charlie einen Kummerkasten, du kleines perfektes Mädchen? Versinkst du wieder in Selbstmitleid, Bitch?" rief plötzlich jemand durch die ganze Cafeteria.

Ich ließ Shawns Hand los und sah mich um. Tief in mir drin hoffte ich, dass nicht ich gemeint war und es eine andere Charlie hier gab. Doch sowas wünschte ich eigentlich niemand.

Shawn, Brian und Elena sahen mich nur schief an. Ich entdeckte Broke auf einem Tisch stehend und sie sah genau in meine Richtung. Was für ein Auftritt.

Dann schossen die anderen Blicke zu mir und ich bekam von jedem die Aufmerksamkeit, die ich nicht wollte.
Ich konnte mich nicht bewegen und spürte eine warme Hand auf meine Schulter.
Es war Elenas. Sie und alle anderen sahen mich fragend an.

"Sag Cameron schöne Grüße von mir, wenn du wieder in Lousiana bist" rief sie wieder.

"Was ist hier los?" fragte Brian.

Ich stand auf und rannte auf der Cafeteria.

"Ich mach sie fertig!" schrie Elena und ich konnte sehen, wie sie aufstehen wollte um auf Broke loszugehen, doch Brian hielt sie fest.

Meine Beine wollten nicht mehr aufhören mit laufen. Bis ich bei einem Retro-Cafè ankam und nicht mehr konnte.
Ich atmete schnell und ungleichmäßig, sodass ich ziemliche Schmerzen bekam. Mein Hals war ausgetrocknet und ich beschloss ein Glas Wasser zu trinken.

Viel war hier nicht los und fühlte mich ziemlich fehl am Platz.

Ich bestellte mir eine Flasche Wasser und setzte mich hin.
Der Kellner stellte mir die Flasche vor die Nase und setzte sich mir gegenüber.

"Hast du nicht Schule?" fragte er. Ich nickte und trank eine Schluck. Jetzt erst sah ich ihn mir genauer an und bemerkte wie stark er am ganzen Körper tattoowiert war.
Er hatte blonde Haare, die nach oben gestylt waren. Schlecht sah er nicht aus. Viel älter als ich auch nicht aus.
Warum mir sowas erst spät auffiel, wusste ich nicht.

"Was ist die Bedeutung von diesem Tattoo?" fragte ich direkt und zeigte auf seinen Unterarm. Es war eine Art Falke, der mit Ketten an etwas gefesselt war. Dieses Tattoo beschrieb mich vollkommen.

"Sie hat keine. Sieht einfach cool aus" lachte er und ich stimmte etwas in sein lachen ein.

"Hast du einen Freund?" fragte er nach einer Weile.

"Wahrscheinlich nicht mehr" meinte ich und senkte meinen Blick.

him | s.m.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt