Kapitel 6

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"Ehm..." Eigentlich wollte ich was dagegen sagen, doch ich habe es lieber gelassen. Er sah mich mit einem fragenden Blick an und zog eine Augenbraue hoch.

"Nun, wir können gerne mit deiner Familie essen" meinte ich. Seine Mutter stand immer noch wartend an der Tür und beobachtete uns.

"Wenn ihr euch entschieden habt, kommt ihr einfach runter" sagte sie und lächelte mir freundlich entgegen.

"Du willst mit meiner Familie essen?" fragte er. Ich war ziemlich unsicher. Wäre das ein Problem für ihn?

"Ich mein...nun ja..." versuchte ich ihm stotternd zu antworten.

"Schon gut, Charlie. Lass uns runter gehen" meinte er lächelnd, stand auf und reichte mir seine Hand.

Unten saßen schon seine Schwester, seine Mom und sein Dad. Ich ließ seine Hand los, als alle Blicke auf uns gerichtet waren. Ich hab vollkommen vergessen, dass wir noch unsere Hände hielten.

"Setzt euch doch" meinte Shawns Dad und zeigte auf die freien Plätze am Tisch.

Sofort setzte ich mich neben Shawns Schwester und er neben mich. Ich überlegte ob ich ihn nach ihren Namen fragen sollte.
Ich lehnte mich zu Shawn rüber.

"Wie heißt deine Schwester eigentlich?" fragte ich flüsternd und wartete auf eine Antwort.

"Aaliyah" sagte er lachend, doch sie hatte es zum Glück nicht bemerkt.

"Wie findest du es hier, Charlie" fragte seine Mom.

"Nun ja, ich schätze ich habe mich an die Gegend hier gewöhnt." gab ich ihr als Antwort.

"Freut uns zu hören" sagte sie und aß weiter.

"Das Essen schmeckt richtig gut, Mrs. Mendes" meinte ich und hoffte das klang nicht komisch, da ich noch nicht so viel gegessen hatte.

"Vielen Dank, Charlie, aber nenn mich ruhig Karen" meinte sie darauf und ich lächelte ihr zu.

"Und ihr seid zusammen?" kam es plötzlich von seinem Dad.

Ich und Shawn begannen zu lachen und sagten gleichzeitig

"Nein"

"Ouh, na gut, dann wärst du nämlich die erste" meinte er dann und Shawn schaute ihn mit einem bösen Blick an, welches mich zum lachen brachte.

Viel haben wir nicht mehr geredet. Das meiste kam dann doch von Aaliyah und sie stellte mir ziemlich viele und merkwürdige Fragen, welche ich versuchte zu beantworten.

"Ich bring Charlie noch zur Tür" meinte Shawn und stand auf.

"Danke für das Essen" sagte ich noch und folgte ihm.

Wir gingen raus, vor die Tür, die er schloss und sich dagegen lehnte. Wie sollte ich mich verabschieden? Soll ich ihn umarmen oder die Hand geben? Oder vielleicht doch lieber nichts?

"Also..." begann ich.

"Also..." sagte er mir nach und senkte den Kopf.

"Ich schätze, bis morgen?" fragte ich nach.

"Ja, ich denke schon" meinte er und ging sich durch die Haare.

"Okay, bye" Ich ging einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. Ich hatte ihn umarmt? Eigentlich wollte ich einfach gehen, weil es mir leichter erschien, doch in seinen Armen zu sein fühlte sich dann doch besser an. Ich löste mich von ihm und ging.

"Warte" rief Shawn. Ich drehte mich zu ihm und wartete auf das was er sagen wollte.

"Laufen wir morgen zusammen zur Schule?" fragte er zögernd. Ich nickte und lachte.

*

Heute war schon wieder Montag und ich hatte gar keine Lust auf Schule. Ich wollte Luke umbedingt wieder sehen, da er sich die letzten Tag nicht gemeldet hatte. Etwas Sorgen machte ich mir schon, doch ich werde wohl heute erfahren was los ist oder was passiert ist.

Schnell zog ich mich an, nahm mein Rucksack, mein Skateboard und ging aus dem Haus. Ich hatte komplett vergessen, dass ich mit Shawn laufe und wollte gerade wieder rein gehen um mein Skateboard weg zu bringen, doch er stand schon da und rief mir hinter her.

"Hey Charlie" sagte er und kam auf mich zu. Ich umarmte ihn zur Begrüßung und ließ meine Sachen fallen.

"Wohin wolltest du eben?" fragte er und grinste vor sich hin.

"Vergiss es" meinte ich lachend und stieg auf mein Skateboard. Ich fuhr in der Geschwindigkeit, wie Shawn lief. Es war still, was mehr als unangenehm war.

"Was hast du heute so vor?" fragte ich, um diese Stille zu beenden.

"Weiter an dem Song experimentieren" antwortete er und lief weiter schweigend vor sich hin.

Mal nahm er meine Hand und zog mich auf den Skateboard hinter dich her und es war in keinster Weise irgendwie komisch. Es war als kannten wie und schon Jahre.

Inzwischen waren wir an der Schule angekommen und ich lief ins Gebäude. Shawn blieb bei anderen Jungs stehen und warf mir einen Blick zu, der mir versicherte ich könnte ohne ihn rein gehen. Die erste Stunde hatte ich so oder so nicht mit ihm.

Ich achtete besonders auf den Gängen, ob Luke da war.

Im Klassenzimmer angekommen sah ich ihn mit einer Gruppe von Jungen. Er schaute kurz zu mir, doch sofort sah er wieder weg und redete weiter. Ich ging zu ihm rüber und nahm ihn am Handgelenk, sodass ich ihn in eine ruhige Ecke ziehen konnte. Genervt folgte er mir und ließ ein seuftzen von sich.

"Was ist los?" fragte ich verwirrt und ließ sein Handgelenk los.

"Nichts, was soll los sein?" meinte er und sah immer noch genervt aus.

"Luke, irgendetwas ist doch." Ich senkte meinen Blick und fühlte mich sofort schuldig.

"Was läuft bei dir und Shawn?" fragte er dieses mal verärgert.

Meine Augen erweiterten sich.

"Bei mir und Shawn?" fragte ich sicherheitshalber nach. Er nickte nur.

"Gar nichts" sagte ich und lachte etwas.

"Charlie, verarschen kann ich mich selber" meinte er.

"Ich würde niemals was mit Shawn anfangen" sagte ich ihm und lächelte ihm zu.

Er nahm mich darauf in den Arm und küsste mich auf die Stirn.

Also war das geklärt und ich war froh darüber. Was sollte auch zwischen Shawn und mir laufen?

"Alles okay?" fragte Luke mich.
"Ja" antwortete ich und lächelte ihm zu.

Nachdem das Schulklingeln zum Unterricht begann setzte ich mich auf meinen Platz und hörte dem Lehrer zu.
Wir hatten gerade Naturwissenschaften und das war mal ein Fach, was ich etwas beherrschte.

Währenddessen kritztelte ich etwas auf meinen Block herum.
Ständig musste ich an Shawn denken. Warum, weiß ich nicht.

Plötzlich kam eine Durchsage von der Sekretärin.

"Folgende Schülerin soll sich im Seketeriat melden" sagte sie und machte kurz eine Pause.
Bitte nicht ich! Ich hoffte einfach das nicht ich die Schülerin bin.

"Charlie Baker" sagte sie schließlich und ich gab ein seuftzen von mir.

Alle Schüler sahen in meine Richtung.
Ich stand mit meinen Sachen auf und ging aus dem Klassenzimmer, ohne nochmal zurückzuschauen. Doch ich konnte alle Blicke auf meiner Haut spüren.

Mit einem Knall schloss sich die Tür und ich sah in wunderschöne braune Augen.

him | s.m.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt