9. Dezember 2013 - 7.00 Uhr

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"Nein! Nein nein nein!", stöhne ich und werfe mein Handy vom Bett. "Ich will nicht!"

Gestern Abend konnte ich bis vier Uhr morgens nicht einschlafen. Dank meines gestrigen Abenteuers, ohne Jacke - im Dezember wohlgemerkt - nach Hause zu laufen, läuft meine Nase wie verrückt und der Husten ist auch kaum noch zu stoppen. Dazu kommt auch noch das garantierte Treffen mit Dan. Ich kann mir für heute echt schöneres vorstellen.

"Wow, was ein Wunder", sagt Mum als ich mich an den Küchentisch setze. "Meine Tochter will frühstücken. Wann war es das letzte Mal? In der dritten Klasse?"

"Zweiten.", sage ich. "Und ich sitze hier auch nur um mich von dir zu bemitleiden lassen."

"Oh nein", sei reißt gespielt geschockt ihre Augen auf. "Was mag wohl passiert sein?"

Ich rolle mit den Augen. "Ich bin krank.", sage ich jämmerlich. "Hörst du?" Ich huste herzzerreißend.

"NEIN!" Sie greift sich an die Brust. "Du hast gehustet!"

"Muuum!" Ich lasse meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. "Kann ich bitte bitte bitte heute zu Hause bleiben?"

"Nope"

"Ach komm schon", bettele ich. "Ich könnte jemanden anstecken oder sterben - und weil ich dann alle schon angesteckt habe, gibt es ein Massengrab und dort steht dann: Hier ruht die Saint Marys Secondary School. In traurigen Gedenken an alle, bis auf Nicole Thompson, die Schuld an diesem Massaker hat. Willst das wirklich?"

"Nicole, meine Antwort lautet nein."

"Mum, bitte." Ich schaue sie flehend an. "Ich sitze neben Dan. Erinnerst du dich? Dan. Daniel. Schreckliches Date?"

"Dann ist ja heute der perfekte Zeitpunkt für ein ehrliches Gespräch." Sie grinst mich an. "Du schaffst das schon."

"Ich hasse dich.", sage ich und stehe auf.

"Ich habe dich auch lieb, Maus.", ruft sie mir hinterher, als ich die Treppen wieder hochsteige. "Und keine Sorge - ich lege Blumen an dein Grab."

Ich schnaube nur.


Missmutig betrachte ich mich im Spiegel. Meine Nase ist rot, der Raum drum herum weiß und ich bin mir sicher auf der Stirn einen neuen Pickel zu bekommen. Keine Ahnung, warum Mum meint, ich sollte in die Schule gehen denn ich sehe echt schrecklich aus. Seufzend schnappe ich mir meine Schultasche und mache mich auf den Weg. Auf den Weg in die Hölle. Mal wieder.

Unterwegs stecke ich mir die Kopfhörer in die Ohren und mache den Radiokanal an. Leise summe ich zu Taylor Swifts "Shake it off" mit und überlege mir dabei, vielleicht einfach zu schwänzen und in einem dieser ekelhaften Pubs auf den Schulschluss zu warten.

Drei Minuten später ist mir klar, dass ich wohl doch ein viel zu großer Angsthase für diese Welt bin um jemals die Schule zu schwänzen, denn ich sitze auf meinem Platz und warte voller Grauen auf Dan.

Selbst als Amber kommt, mich wie jeden Tag umarmt - woran ich mich immer noch gewöhnen muss - bleibe ich nervös, obwohl sie mir versichtert, dass er mindestens genauso schlecht drauf sein wird. Getröstet hat es mich auf jeden Fall nicht.

Die Schulklingel läutet und ich schaue gespannt auf die Tür. Dan ist immer noch nicht da, das ist ziemlich untypisch für ihn. Normalerweise ist er immer schon viel früher als ich da. Mr Roden wirft sein Tasche schwungvoll auf den Lehrerpult und schreibt in seiner unleserlichen Handschrift eine Gedichtzeile an die Tafel.

"Guten Morgen", schmettert er gut gelaunt den Gruß in die Klasse, den nur ein paar leise murmelnd erwidern. "Wir werden uns heute mit einem meiner liebsten Gedichten beschäftigen. Acquainted with the Night von Robert Frost. Kennt es einer von euch?" Er schaut fragend durch die Klasse, dabei fällt sein Blick auf den leeren Stuhl neben mir.

Bittersweet Changes ➳ Niall Horan √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt