2. Dezember 2013 - 07.00 Uhr

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"You get the beeeeeeessssttttt of both worlds!", schreit mir mein Handy entgegen. Genervt werfe ich es vom Bett. Das hält Hannah Montana leider nicht davon ab, laut durch die Gegend zu schreien... ähh zu singen.

Ich rolle mich mit einer, wahrscheinlich sehr elegant aussehenden (nicht) , Rückwärts-Seitenrolle aus dem Bett und bleibe erst mal für ein paar Sekunden reglos auf dem Boden liegen.

Für manche mag ich aussehen wie eine Verrückte, frisch aus der Irrenanstalt entlassen, wie ich mit offen stehendem Mund in die Leere starre, aber für mich ist das hier einfach nur mein tägliches Morgenritual.

Auch wenn ich sagen muss , dass der Teppichboden in England um Einiges bequemer war.

Ich lausche noch ein paar Sekunden den lieblichen Klängen von dem blonden Wunderkind, dann stehe ich seufzend auf und schlürfe Richtung Bad. Dabei bete ich, bitte keinen neuen Pickel mitten auf der Nase oder sonst wo, in meinem Gesicht zu haben.
Unsere Familie hat nämlich das unglaubliche Glück, mit dem Pickelgen gesegnet zu sein. Was bedeutet, dass diese lavaspuckenden Krater , erst mit 50 verschwinden und man jeden Tag ängstlich in den Spiegel schauen muss. Wie oft bin ich den ganzen Schultag mit der Hand vorm Gesicht rumgelaufen, weil ich mal wieder aussah wie Rudolph mit der roten Nase... und das mit 18...

Aber als ich in den alten Badezimmer Spiegel sehe, atme ich erleichtert auf. Kein neuer Pickel in Sicht und auch sonst sehe ich relativ akzeptabel aus. Die Welt scheint es heute, ausnahmsweise mal, gut mit mir zu meinen.

Ich kämme mir meine Haare und überlege kurz, eine von diesen wahnsinnig tollen "Tumblr Frisuren" nach zu machen. Letztendlich lasse ich meine orangenen ("rotblonden" laut Tammy) Haare aber einfach in Wellen über meine Schulter fallen. Diese komischen Flechtfrisuren hätte ich, so müde wie ich bin, sowieso nicht hingekriegt.

Ich klatsche mir alles Makeup, was ich besitze ins Gesicht (was nicht besonders viel ist - ich bin einfach viel zu geizig, mir zehntausend verschiedene Cremes, Puders und sonst was zu kaufen, was sowieso im Endeffekt alles gleich ist) und putze mir die Zähne. Essen tue ich morgens nie. Man muss halt Prioritäten setzen. Entweder Schlafen oder Essen. Es ist eigentlich logisch, für was ich mich entschieden habe.

Zurück in meinem Zimmer ziehe ich mir die wunderschöne Schuluniform an. Dabei achte ich extra darauf, nicht in den Spiegel zu schauen. Ich habe keine Lust, schon so früh am Morgen zu kotzen.

Dabei sollte ich der Schuluniform eigentlich dankbar sein. Mein Modebewusstsein gleicht der einer Erstklässlerin. Was bedeutet ich laufe das ganze liebe lange Jahr in schwarzer Jeans und T - Shirt rum.

Trotzdem würde ich die Schuluniform- Erfinder am liebsten verfluchen.

Ich sehe aus, wie aus einem schlechten Historien Film entsprungen. Aber nicht die Reichen mit den rosa Kleidern und weißen Haaren, sondern die Omas, die auf dem Schaukelstuhl sitzen und lesen.

Obwohl.

Das könnte auch meine Oma sein.

Ich widerstehe dem Drang, mit einem Axt (wenn ich denn eine besitzen würde) auf den Spiegel einzuschlagen und ziehe mir die Schuhe an - passend zu der wunderschönen Kleidung, natürlich Ballerinas. Mit einem Schleifchen dran. Das hatte ich zuletzt in der zweiten Klasse an.

Als ich die Treppe hinunter trabe, sehe ich schon von Weiten, dass meine Mutter am Frühstückstisch sitzt und gedankenverloren in ihren Kaffee starrt. Wahrscheinlich hat sie sich wieder die halbe Nacht um die Ohren geschlagen. Ich widerstehe dem Drang, sie sofort wieder ins Bett zu schicken, denn ich weiß genau, wie sie reagieren wird: "Mir geht es doch gut!... Ich bin total ausgeschlafen! ... Mir macht das mit Torben nichts aus!"

Bittersweet Changes ➳ Niall Horan √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt