Ich stehe auf einer riesigen Bühne. Vor mir erstreckt sich ein Lichtermeer aus Handytaschenlampen und Leuchtstäben. Gerührt schlucke ich eine Träne hinunter. Die Gitarre hinter mir beginnt, zu spielen. Unfähig, irgendetwas zu tuen, geschweige denn, jetzt zu singen, lasse ich das Mikrofon sinken und lasse das Publikum meinen Part übernehmen. 50 000 Stimmen fangen an, den Song zu singen. Meinen Song. Den ich geschrieben habe. Die Träne lässt sich nicht mehr zurück halten. Es ist das beste Gefühl, dass ich je hatte. Ich will nie wieder, etwas anderes tun.
" Nicole?", eine Pfote patscht mir ins Gesicht: "Bist du wach?". Die Bühne und das Lichtermeer verschwindet. Stattdessen blicke ich jetzt in das Gesicht meiner Mutter, die sich über mich beugt und eine Hand an meiner Wange legen hat. "Hmmpf", grunze ich nur und drehe mich um. Ich schließe die Augen wieder, aber mein Traum will partout nicht zurück kommen. Ich versuche, mich wieder in die Arena hinein zu versetzen. Den Klang der Stimmen wieder in meinem Ohren zu haben, das Gefühl des Mikrofons in meiner Hand. "Sag mal, weinst du?", eine besorgte Stimme reist mich aus meinen Gedanken. Ich fahre mit meiner Hand über die Stelle unter dem Auge und kann tatsächlich etwas nasses spüren. Anscheinend habe ich nicht nur im Traum geweint. Ich wische die Träne weg und richte mich auf. Dabei erhasche ich einen Blick auf den Wecker, der auf meinem improvisiertem Nachttisch steht (eigentlich ist es nur eine, noch nicht ausgepackte Umzugskiste), und widerstehe dem Drang, meiner Mum eine rein zu hauen: "Warum zur Hölle weckst du mich zu dieser Mörderzeit? Ich hätte noch", ich schaue nochmal auf die Zeitanzeige: "20 Minuten schlafen können! Warum tust mir das an?" "Ich dachte mir, dass du eine Situation wie gestern vielleicht nicht unbedingt nochmal wiederholen möchtest" Ich rolle mit den Augen:" Da hätte es aber auch gereicht, wenn du mich einfach zu normalen Zeit geweckt hättest... übrigens macht mein Wecker eigentlich auch ein ganz guten Job, weißt du?". Sie winkt ab und sagt: "Fällt dir möglicherweise ein, welcher Tag heute ist?". Ich blicke sie perplex an: "Freitag?" Hat sie Amnesie oder so? " Und WELCHER Freitag?" Ich ziehe meine Stirn kraus: "Was soll für ein Freitag sein?" Sie seufzt auf: "Vielleicht kam heute jemand zu Besuch?" "Oma?" "Ein Mann vielleicht?" "Sag nicht, du hast dir schon wieder jemand anderen geangelt!" Sie lacht auf: "Heute ist Nikolaus, du!" Ich lasse mich zurück ins Bett fallen. Nur um zwei Sekunden später das gerade eben gesagt zu kapieren und wie eine Irre nach unten sprinte.
Ich habe Nikolaus schon immer geliebt, vielleicht sogar ein bisschen mehr als Weihnachten. Und das, obwohl ich sowieso schon ein totaler Wheinachtsfanatiker bin. Aber ich habe irgendwie schon von Anfang an kapiert, dass Mum der Weihnachtsmann ist. Nur, war ich der Meinung, dass Mum nicht zwei Personen auf einmal sein konnte und deshalb war Nikolaus einfach Nikolaus. Mittlerweile bin ich zwar schon vom Gegenteil überzeugt, aber die Liebe zu den gefüllten Stiefeln vor der Tür, ist geblieben.
Ich reiße die Tür auf und schnappe mir sofort meine Stiefel, bezeihungsweise Converse, die ich gestern vor die Tür gestellt hatte. Ich habe schon vor ein paar Jahren damit aufgehört Winterschuhe zu haben. Es schneit sowieso nicht mehr und so viel draußen bin ich dank so einer schlauen Erfindung namens Handy, soziale Medien und Serien auch nicht mehr. Außerdem sind Converse einfach die bequemsten und bestaussehendsten Schuhe, die irgendwie auf diesem Planeten existieren.
Ich kippe die Schuhe kurzerhand auf dem Teppich aus und reiße sofort das Papier des kleinen Geschenkes auf. Noch eine Sache, die ich an Nikolaus liebe. Dieser Reiz an nur einem Geschenk. Kein Berg, nichts großes, einfach nur was kleines vom Nikolaus. Das ist ja auch kein Wunder. Wenn man seite tausenden von Jahren mit einem fetten Sack voller Geschenke unterwegs ist, hat man bestimmt keine Lust, noch irgendwelche Monsterpakete durch die Gegend zu schleppen.
Ich öffne das Geschenkpapier und reiße die Augen auf. Eine kleine, silberne Kette liegt in einer schwarzen Box. Ich bin echt kein Schmuckmensch, aber diese Kette ist einfach wunderschön. Nichts großes und auffälliges, sondern zart und ziemlich schlicht. Genau mein Stil. An einer dünnen Kette hängt eine silberne Feder. Sie sieht aus, als könnte sie jeden Moment einfach davon schweben. "Oh Gott, Danke Mama", ich falle ihr um den Hals. "Whoo", sie lacht: "So nah war ich dir ja seit Monaten nicht mehr. Da musst du wohl dem Nikolaus danken". Etwas verlegen streiche ich mir eine Strähne aus der Stirn. Es stimmte. Ich umarme so selten Leute, noch nicht einmal meine Familie, geschweige denn Freunde.
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Bittersweet Changes ➳ Niall Horan √
Fanfic"Du warst immer in meinem Herzen und du wirst es auch immer sein. Egal was passiert." Acht Jahre nach Freundschaftsbändern, Streichen und Abenteuern kehrt Nicole in ihre Heimatstadt zurück, die sie mit zehn Jahren verlassen hat. Dinge haben sich geä...