15. Dezember 2013 - 0.11 Uhr

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"Dan!", schreie ich gegen die laute Musik und bahne mir einen Weg durch die tanzenden Pärchen. "Dan! Was zur Hölle tust du da?" Völlig fassungslos stehe ich vor dem Gemetzel.

"Oh mein Gott", haucht Amber, die mir sofort gefolgt ist, leise in mein Ohr und reißt ihre Augen auf. "Ist das Jacob Parker?" Ich schaue noch einmal genauer hin und stöhne. Ja, es ist derselbe Junge vom Nachsitzen, nur mit anscheinend viel mehr Alkohol im Blut.

"Vielleicht ist das ja eins von diesen Eifersuchtsdingern, du weißt schon." Sie grinst mich an, aber mir ist im Moment rein gar nicht zum Lachen zumute.

Mutig gehe ich einen Schritt nach vorne. "Hört sofort auf! Dan! Jacob!" Sie hören nicht auf mich - wobei ich mich auch frage, ob das an der lauten Musik oder doch eher an den völlig verblödeten, mit irgendwelchen Substanzen zugedröhnten Gehirnen liegt. Kurzerhand packe ich Dan am T - Shirt und halte ihn fest. Ich versuche, ihn irgendwie davon abzuhalten erneut auf Jacob einzuschlagen, allerdings hat ein ausgewachsener Mann mit Muckis ein wenig mehr Kraft, als eine - seit dem zwölften Lebensjahr nicht mehr gewachsene - Frau, weshalb ich mit voller Wucht gegen einen der Schränke geschleudert werde. Stöhnen halte ich mir den Kopf. Wenn das morgen keine Beule wird, muss das Schicksal schon sehr viel Erbarmen mit mir gehabt haben.

"Oh Gott, Nicole!", kreischt Amber schockiert und flitzt zu mir. "Alles gut?"

"Alles super.", stöhne ich, versuche aber trotzdem ein Grinsen zustande zu bringen. "Könnte nicht besser laufen. Mein Freund ist rotzbesoffen, prügelt sich, ich werde morgen wie ein Einhorn durch die Gegend laufen und ich komme wahrscheinlich in den Knast, weil ich vier bis zehn jährige Kinder alleine zu Hause gelassen habe und -"

Meine Augen weiten sich und ich fange an, ein wenig zu hyperventilieren. "Die Kinder! Amber, die Kinder! Was habe ich nur getan?"

Ich schnappe mir wieder Dans Arm - diesmal richtig und schreie ihn entgegen der lauten Musik ab. "Dan! Wir müssen nach Hause sofort!"

"He?" Er schaut mich ein wenig bedröppelt an.

"Wir müssen sofort nach Hause!", ich merke wie meine Augen feucht werden, wenn ich daran denke, wie die kleine Noemi mit irgendwelchen Verletzungen zu Hause sitzt.

"Wir müsse do ni na hauseee!", lallt er und ein Schwall aus Alkoholgeruch kommt aus seinem Mund.

"Doch", sage ich und versuche ruhig zu bleiben. "Doch und zwar sofort. Deine Geschwister sind zu Hause und -" Weiter kommt er nicht, denn er fängt an zu lachen. Nicht dieses typische Dan Lachen. Nein, ein widerwärtiges, betrunkenes Lachen. Ich verziehe mein Gesicht.

"Hör mir mal gans gut so, Ni - Ni - Wie heist su nosch gleich?"

"Nicole", sage ich und atme einmal tief durch. "Ich heiße Nicole und ich bin deine Freundin, Dan."

"Hör mir mal su, Nigol. Du gannst ja seeehr gerne gehen, aber isch bleibe hier. Glar? So läuft das bei mir nisch"

Ich beiße mir auf die Lippe, um die kleinen Tränen, die sich bereits in meinen Augen gesammelt zu haben, zurückzuhalten, nicke einmal kurz - und knalle ihm eine. Die umstehenden Passanten, die das Spektakel mit Interesse verfolgt haben, ziehen überrascht die Luft ein. Einige johlen oder pfeifen.

"Ach ja, weißt du was?", sage ich noch, bevor ich mich umdrehe, "So läuft das bei mir auch nicht." Und dann ziehe ich Amber am Handgelenk raus auf die Straße.

...

"Wow", sagt Amber mit großen Augen, als wir draußen auf dem Weg zu ihrem Auto sind. "Einfach Wow. Wie du ihm diese Ohrfeige gegeben hast. Das war echt filmreif."

Bittersweet Changes ➳ Niall Horan √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt