Kapitel 4

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KONGOS mit "Come with me now"

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Es war mittlerweile eine Woche vergangen, seit dem ich entführt wurde. Meine Familie drehte immer mehr durch, aber gefunden hatten sie mich immer noch nicht. Ich musste schon gestehen, ein bisschen war ich schon von ihnen enttäuscht.

Luca und ich hatten uns immer mehr angefreundet und gestern hatte er wohl allen Mut zusammen genommen und mich gefragt, ob ich mal mit ihm ausgehen würde. Es war so süß. Ich wusste zwar noch nicht wirklich, wie er sich das vorstellte, aber das würde schon irgendwie klappen.

Aufgeregt wartete ich auf ihn in meinem Zimmer. Es war schon kurz vor acht. Endlich kam Luca. Er zeigte mir, das wir ganz still sein mussten. Und so schlichen wir uns nicht nur aus dem Haus sondern auch vom Grundstück. Ich hätte nach Hause rennen können, aber erst einmal wollte ich diesen Abend mit Luca genießen. Ein paar Straßen vom Haus der Morettis entfernt stand Lucas schwarzer Mustang.

Ganz der Gentleman hielt er mir die Tür auf und setzte sich dann erst selbst ins Auto.

"Ich hab etwas vorbereitet", meinte er nur und fuhr grinsend los.

Als erstes holte er etwas zu Essen und dann fuhren wir gemeinsam mitten ins Nirgendwo. Es war ein Wald auf einem kleinen Hügel. Luca breitete eine Picknickdecke aus und wir saßen nebeneinander, aßen und schauten auf die von Lichtern erleuchtete Stadt.

"Es ist wunderschön hier", sagte ich zu ihm. Meine Art mich zu bedanken.

"Erzähl mir etwas von dir", antwortete mein Begleiter mir.

"Was willst du denn wissen?"

"Einfach alles!"

"Aber du weißt doch schon viel von mir. Du kennst meine Familie. Meinen Vater, meine drei Brüder, wie du weißt ist meine Mutter an Krebs gestorben, als ich fünf war und Lorenzo ist mein Patenonkel, ich bin mit Marco und Michele aufgewachsen und Michele war mein bester Freund. Ich habe nicht wirklich ein zweites Leben. Ich könnte mir auch keins aufbauen. Denn entweder werde ich von Bodyguards bewacht oder meine Brüder sind bei mir. Das Tommaso mich entführen konnte, grenzt an ein Wunder."

"Was ist deine Lieblingsfarbe?"

"Ich habe eigentlich keine wirklich Lieblingsfarbe. Aber ich meine Lieblingspflanze ist die Rose und ich liebe orangene Rosen, die den äußersten Blättern rosa werden."

"Sollte ich mir wohl merken", meinte Luca lächelnd.

"Was ist mit dir?"

"Mein Onkel ist der Boss der Santoro Familie, ich soll meinem Cousin als Berater dienen, deswegen sammle ich hier bei den Morettis Erfahrungen. Ich habe eine kleine Schwester. Sie ist erst acht. Mein Vater hat nachdem meine Mutter uns verlassen hat eine neue Freundin gefunden und mit ihr noch einmal ein Kind bekommen."

"Ist das schwierig für dich?"

"Was?"

"Damit umzugehen. Das deine Mutter gegangen ist und das dein Vater eine neue Freundin hat."

"Ich war nie besonders eng mit meiner Mutter. Mehr das Papakind. Außerdem wusste jeder, dass das Mafialeben und die ganzen illegalen Geschäfte nichts für sie waren. Sie hat meinen Vater wirklich sehr geliebt, aber sie kam einfach nicht mit den Angst zurecht, das er jeden Abend nicht mehr nach Hause kommen könnte, weil doch ein Geschäft schief gelaufen wäre und er erschossen wurde. Eleonora dagegen ist stark. Sie würde auch ohne meinen Vater überleben können. Sie wird bei ihm bleiben so lange es eben geht. Deswegen nein, ich würde nie abhauen. Ich werde vielleicht nur der Berater, aber ich habe eine zweite Mutter und eine kleine Schwester, auf die ich aufpassen muss, sobald es das Ende für meinen Vater ist."

Ich sah ihn an und wusste genau von was er sprach. Bei mir war es etwas anderes, denn ich war "die kleine Schwester" auf die man aufpassen musste, aber auch ich würde für meine Familie alles tun und nicht aussteigen sondern sie immer unterstützen.

"Lass uns über etwas anderes reden!", schlug ich vor.

"Würdest du jetzt gerne abhauen. Ich weiß, du hast vorhin darüber nachgedacht."

"Ich vermisse sie und ich will ihnen sagen, das es mir gut geht und ich lebe. Sie sollen sich nicht mehr so viele Sorgen machen, aber wenn ich zu ihnen gehe, werden sie nie aufhören zu fragen, wer mich entführt hat. Und wenn sie es erfahren, werden sie alles und jeden zerstören, der etwas mit der Familie und ihrer Gang zu tun hat. Ich habe Marco und Lorenzo doch gerade erst wieder gefunden und das Gefühl bekommen, sie könnten wieder zur Familie gehören, das will ich nicht wieder verlieren, nur weil einer ihrer dämlichen Mitglieder nicht in der Reihe tanzen kann."

"Vergiss was ich eben gesagt habe, lass uns gemeinsam abhauen! Einfach nur wir beide, niemand sonst. Keiner wird es erfahren und wir kommen aus diesen Leben raus. Niemand würde zu Schaden kommen!"

"Nicht äußerlich, aber innerlich. Das kann ich meiner Familie niemals antun und du deiner genauso wenig und das wissen wir beide! Denk über so etwas nicht nach!"

"Tut mir leid."

Am Ende unterhielten wir uns dann über jeden anderen Müll, aber die Mafia als Thema und unsere Familien vermieden wir geflissentlich.

Die Zeit verging wie im Flug. Aber das bemerkten wir erst als die Sonne langsam aufging und ich zwischen Lucas Beinen, umschlugen von seinen Armen den Sonnenaufgang bewunderte.

"Wir sollten wieder schnell zurück, bevor irgendwer noch mitbekommt, das du weg bist", flüsterte Luca mir von hinten ins Ohr.

Ich drehte mich in seinen Armen zu ihm um und sah ihn mir noch einmal genau an. Seine dunkle Haut, seine dunklen tiefen Augen, alles sah aus wie ein Kunstwerk. Ich konnte nicht an mich halten und ließ meine Hand seine Wange hinunter über den weichen schwarzen Bart fahren.

Stumm nickte ich und stand auf. Ich fühlte mich mit diesem Mann einfach so unglaublich verbunden.

Schweigend fuhren wir wieder zurück. Als wir am Haus ankamen, waren schon alle Wachleute auf den Beinen und umschwirrten das Gebäude wie ein Schwarm Wespen, der nur darauf wartete zuzustechen. Luca nahm meine Hand und zog mich in gebückter Haltung hinter sich her. Wir versuchten erst gar nicht unseren Weg ins Gebäude zu finden. Wir schlichen uns hinter Hecken und zwischen Büschen zur kleinen Kapelle, die etwas am Rand des großen Grundstücks lag. Als gerade keiner der Wachleute drauf achtete schlichen Luca und ich uns herein. Erst wollten wir nur ein paar Minuten hier warten, aber ich entschied mich dann doch anders und fing an zu beten.

Als wir die Kapelle verließen, sahen die Wachmänner uns an als wären wir Geister. Hochnäsig grinste ich ihnen zu.

"Guten Morgen, die Herrn!", meinte ich nur und musste mir ein Lachen verkneifen.

I will fear no evilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt