Ich hatte Elisa nach oben gebracht. Gerade saß sie mit Alex in seinem Zimmer. Er versuchte sie zu beruhigen, da die ganze Aufregung gerade wirklich alles andere als gut für das Baby, in ihr drin, war.
"Ava, was mache ich jetzt bloß?", fragte ich meine beste Freundin.
"Ich habe keine Ahnung. Du weißt doch, ich halte mich aus den Geschäften raus. Das ist ganz alleine Alex Sache. Ich werde nur durch ihn finanziert, dafür frage ich nichts nach und mische mich nicht ein", antwortete Ava entschuldigend.
Seufzend sah ich auf mein Handy. Verwirrt nahm ich es in die Hand. Eine unbekannte Nummer hatte mir geschrieben.
Triff mich bitte in einer Stunde auf Lucas und deinem Hügel. Wir müssen reden. Ricci
Fragend sah ich Ava an.
"Denkst du das ist eine gute Idee?", fragte ich sie.
"Es geht hier bei um ein 16 jähriges süßes Mädchen. Sie wird dir nichts tun."
"Was ist, wenn es ein Hinterhalt ist?"
"Dann nimm zur Sicherheit eine Waffe mit. Aber triff dich mit ihr, vielleicht weiß sie einen Ausweg", meinte Ava Schulter zuckend.
"Ich weiß nicht", murmelte ich.
"Du fährst jetzt los!", drängte mich Ava und schob mich aus ihrem Zimmer, "Ich decke dich, keine Sorge!"
Ich hatte keine andere Wahl, als mich aus dem Haus zu schleichen. Nicht nur wegen Ava, sondern auch wegen meiner Neugier. Was hatte dieses 16 jährige kleine Mädchen mir so wichtiges zu sagen, dass sie sich dafür selbst in Gefahr begeben würde.
Meine Gedanken kreisten immer weiter über diese eine Frage, während ich mich mit meinem Wagen durch die engen Gassen der Stadt manövrierte.
Ich parkte mein Auto am Fuße des kleinen Hügels, von dem man eine so fantastische Aussicht hatte und mit dem ich so viele Erinnerungen verband. Der Aufstieg dauerte nicht lange und dort ganz oben stand auch schon Ricci und wartete auf mich.
"Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst", lächelte sie mich an.
"Ricci, sag einfach, was du willst. Wenn irgendwer uns hier findet, sind wir beide in großen Schwierigkeiten und je nachdem wer uns findet, bist entweder du, ich oder sind wir beide in wirklich großer Gefahr", antwortete ich gehetzt. Ich fühlte mich hier einfach nicht wohl.
Angespannt umklammerte ich die entsicherte Waffe, in meiner Jackentasche fester. Man konnte sie nicht sehen und wahrscheinlich wirkte es so, als würde ich meine Hände in meinen Manteltaschen vor der Abendkälte schützen wollen.
"Ich muss dir vorher sagen, dass es mir unglaublich leid tut und er mich dazu gezwungen hat", sagte Ricci und sah mich dabei schuldbewusst an. Verständnislos sah ich ihr hinterher, wie sie an mir vorbei hinunter zum Parkplatz lief.
"Es ist lange her, dass ich hier oben war", hörte ich plötzlich eine männliche Stimme hinter mir. Wütend drehte ich mich zu Luca um.
"Du spannst deine 16 jährige kleine Schwester dafür ein mich hier raus zu locken", zischte ich ihn gereizt an.
"Als ob du gekommen wärst, wenn ich dir geschrieben hätte", antwortete Luca gelassen.
"Wieso bin ich hier?", fragte ich ihn genervt.
"Weil wir reden müssen."
"Dann sprich endlich!"
"Erst wenn du dich mit mir hinsetzt und deine Waffe wieder sicherst", meinte er und zeigte auf den kleinen Tisch mit den zwei Bänken.
"Ha! Und was dann? Soll ich mir den Knebel und die Handschellen auch selbst anlegen?!", rief ich aufgebracht.
Seufzend lief Luca zum Tisch. Er zog zwei Schusswaffen aus seiner Jacke und aus dem Holster an seiner Hose und legte sie gesichert auf den Tisch. Dann setzte er sich hin und sah mich auffordernd an. Ein Schnauben entkam mir, aber ich lief zu ihm. Auch ich sicherte meine Waffe und legte sie neben seine.
"Wir wissen beide, das du noch mindestens drei Messer an deinem Körper trägst", sagte Luca und sah mich dabei mit einem wissenden Grinsen an.
"Als ob du keine versteckten Waffen mehr an dir tragen würdest", erwiderte ich schnippisch.
"Touché."
"Also, über was willst du reden?"
"Irgendetwas stimmt nicht. Du weißt doch ich bin damals von Marco angeheuert worden, um einen Verräter zu finden. Seit dem du weg warst ist viel passiert."
"Das passiert in acht Jahren manchmal", meinte ich und verdrehte genervt die Augen.
"Aurora! Hör mir zu. Ich will dich warnen. Irgendetwas stimmt nicht. Ich spüre es. Das du damals entführt wurdest, das passt immer noch nicht zusammen. Wieso hätte dich jemand entführen sollen. Niemand war so lebensmüde. Jeder wusste doch, was das bedeutet. Und dann das plötzlich aus dem nichts dieses neue Kartell auftaucht? Woher nehmen sie ihre Leute? Woher werden sie beliefert? Wer ist der Boss? Niemand weiß es!", redete Luca drauf los und sah dabei auf seine wild fuchtelnden Hände.
"Was hat das alles mit der Situation jetzt zu tun?", fragte ich immer noch genervt.
"Das all diese Ereignisse zusammen hängen. Es fängt alles mit deiner Entführung an."
"Luca, du spinnst! Das ist acht Jahre her! Die Rache jetzt, hat mit meiner Lüge damals zu tun, aber nicht mit der Entführung an sich."
"Aber wärst du nie weggegangen, dann wäre die Wahrheit vielleicht schon sehr viel früher ans Licht gekommen und dann wäre genau dieser Krieg, der jetzt gerade entsteht sehr viel früher entstanden!", versuchte Luca mich zu überzeugen.
"Luca, hör einfach auf. Es ist vorbei, die ganze Wahrheit ist ans Licht gekommen und jetzt bezahlen wir alle dafür", antwortet ich ruhig.
"Nein."
Ich war gerade am gehen, als ich mich noch einmal zu meinem ehemaligen Partner umdrehte.
"Was nein?", wollte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue wissen.
"Es ist noch nicht die ganze Wahrheit ans Licht gekommen. Eine Sache konnte ich nie aufklären."
"Wenn du jetzt wieder mit deinem Vater und dem Ausspionieren anfangen willst gehe ich", sagte ich genervt.
"Aber du hast es mich nie erklären lassen!", versuchte Luca mich zu besänftigen.
"Was gibt es da denn noch zu erklären?!", rief entnervt und warf die Hände in die Luft. Meine, immer noch gesicherte, Waffe hatte ich dabei in meiner Jackentasche gelassen.
"Das ich dich liebe!", brüllte Luca jetzt zurück, der aufgesprungen war, "Ich habe dich damals geliebt und ich liebe dich immer noch!"
DU LIEST GERADE
I will fear no evil
Storie d'amoreAurora Fontana, die Tochter des gefürchteten Drogenbosses Giovanni Fontana. Ein Leben im goldenen Käfig, aus dem sie nie ausbrechen konnte, aber es auch nicht wollte. Bis sie von Anhängern der verfeindeten Moretti Familie entführt wird und plötzlich...