Kapitel 24

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"Was?", fragte ich schockiert. Dieses Geständnis nahm mir den Wind aus den Segeln.

"Ja, mein Vater hat mich ursprünglich zu den Morettis geschickt, um sie auszuspionieren und als du entführt wurdest, hat er mich auch auf dich angesetzt. Ich meine er hatte recht. Es war eine unglaubliche Chance. Niemand hätte sie in den Wind geschossen! Aber dann habe ich dich besser kennengelernt und ich habe mich wirklich in dich verliebt. Nichts war mehr vorgespielt! Ich wollte mit dir zusammen abhauen und wirklich alles zurück lassen. Einfach, um mit dir gemeinsam ein ruhiges und vor allen Dingen sicheres Leben führen zu können!", brüllte Luca mir ins Gesicht.

Ich sah ihn immer noch schockiert an. Das war alles, was ich jemals hören wollte und jetzt kam es, alles auf einmal. Aber es waren acht Jahre vergangen. Zählte das alles überhaupt noch? Wollte ich diese Sachen gerade jetzt hören?!

Kopfschüttelnd sah ich ihn an.

"Warum tust du das schon wieder? Warum willst du mich schon wieder verarschen? Hat einmal nicht gereicht? Jetzt willst du mich wieder zum Narren halten?! Es wird Krieg geben, also find dich damit ab und lass deine dämlichen Spielchen mit mir. Es hat ein Mal geklappt. Ein zweites Mal ganz bestimmt nicht!", antwortete ich wütend. Als ob ich ihm noch einmal glauben würde?!

"Aurora", sagte Luca ganz leise. Seine Stimme hörte sich verletzt an. Ich schüttelte nur wieder den Kopf und machte sich auf den Weg zu meinem Auto.

Plötzlich wurde ich herum gerissen. Luca stand direkt vor mir und ohne das ich ganz realisieren konnte, was gerade geschah, legten sich seine weichen Lippen auf meine. Es war kein zarter Kuss. Er war hart und voller Verlangen, der letzten acht Jahre. Erst erwiderte ich den Kuss. Es fühlte sich so gut an, so richtig! Aber dann wurde mir klar, was ich gerade tat und schubste Luca von mir.

"Bist du verrückt?!", schrie ich ihn an.

"Sag mir, dass du es nicht gefühlt hast. Dass du mich nicht genauso sehr liebst, wie ich dich!", antwortete Luca, der mich immer noch an der Taille festhielt.

"Das ändert nichts!", zischte ich zurück, "Sogar wenn ich dich immer noch lieben würde, was ich nicht tue, dann hättest du mich immer noch verarscht, belogen und benutzt. "

"Aber das habe ich nicht! Ich habe es dir versucht zu erklären. Ich habe es dir mindestens hundert Mal in Nachrichten oder Briefen geschrieben. Ich habe es dir auf deinen Anrufbeantworter gesprochen und ich habe versucht es dir am Telefon oder persönlich zu sagen, aber du hast es nie zugelassen. Du warst zu verletzt in deinem eigenen Stolz, weil du dachtest jemand hätte es wirklich geschafft dich rein zu legen!", rief Luca enttäuscht.

"Ich war nicht verletzt, weil mich jemand reingelegt hat, sondern weil der Typ, in den ich mich unsterblich verliebt hatte und mit dem ich mir eine gemeinsame Zukunft hätte vorstellen können, reingelegt hat!", antwortete ich bitter. Wie konnte er nur so von mir denken?

Schweigen breitete sich zwischen uns beiden aus. Enttäuschung zog sich über Lucas Gesicht, als er mich endlich losließ und ich einen großen Schritt nach hinten machte.

"Jetzt ist es wohl eh zu spät. Ich meine du bist mit diesem Alexander Davis verlobt", flüsterte Luca traurig und sah auf den Boden.

Ich drehte mich einfach um und lief zu meinem Auto. Luca war direkt hinter mir und lief zu seinem Auto, was nur zehn Meter von meinem geparkt war. Ich hätte es erkennen müssen, als ich geparkt hatte. Ein letztes Mal sah ich zu Luca, der gerade dabei war zu seiner Schwester ins Auto zu steigen.

"Alex ist schwul und wir sind auch nicht verlobt", rief ich Luca noch zu bevor ich die Fahrertür schloss und davon fuhr.

Was hatte mir dieses Gespräch gebracht? Es hatte bloß wieder alte Wunden aufgerissen unter dem Vorwand, das "irgendetwas" nicht stimmte mit der neuen Gang.

"Verdammte Scheiße!", schnaufte ich vor mich hin. Er hatte mich geküsst. Ich hatte es erwidert. Und das schlimmste war, ich hatte es genossen. Wieso konnte ich nach all diesen Jahren immer noch nicht über ihn hinweg sein? Weil er der Eine, der Richtige war.

Vielleicht waren wir ja für einander bestimmt, aber wir waren, wie das Sprichwort. Right person, wrong time.

Vielleicht würde es irgendwann etwas werden, aber jetzt war einfach nicht unsere Zeit. Vielleicht würde sie auch nie kommen.

Ich hatte mich schon einmal gegen meine Familie gestellt und sie belogen, um zwei Männer zu beschützen. Ich würde das nicht noch einmal tun. Und schon gar nicht für jemanden, dem ich nicht einmal mehr vertrauen konnte.

Wütend fuhr ich nach Hause. Die Wachen sahen mich wissend an, aber sagte nichts. Sie wussten, ich hätte eigentlich nicht wegfahren dürfen, aber sie hatten meiner Familie nichts gesagt. Zumindest hoffte ich es.

Erschöpft schlich ich mich in mein Zimmer.

Ava wartete schon auf mich und lief nervös auf und ab.

"Oh Gott! Da bist du ja endlich wieder! Ich habe mir unglaubliche Sorgen gemacht!", rief sie aufgeregt und umarmte mich erst einmal feste.

"Mir gehts gut. Mach dir keine Gedanken. Ich bin ja wieder hier!", versuchte ich sie von mir zu bekommen.

"Was wollte Riccarda von dir?", fragte sie sofort nach.

"Sie hat mir nur geschrieben, weil Luca sie gezwungen hat. Er wollte mit mir reden", seufzte ich und ließ mich auf mein Bett fallen.

"Und was wollte er?", wollte Ava erschrocken wissen. Ihre weit aufgerissenen Augen ähnelten Teddyknopfaugen.

"Er wollte mir erst sagen, dass er denkt, dass irgendetwas nicht mit der neuen Gang stimmt und das alles mit meiner Entführung zusammen hängt", erklärte ich ruhig.

"Glaubst du ihm?"

"Nein", antwortete ich, "Die neue Gang hat nichts mit meiner Entführung von vor acht Jahren zu tun und auch nicht mit dem Krieg, der jetzt ausbrechen wird."

Nickend gab sich meine beste Freundin geschlagen.

"Und was wollte er dir noch sagen?"

"Dass er mich damals geliebt hat und immer noch liebt. Das er sich damals in mich verliebt hätte und mir nie etwas vorgespielt hätte", seufzte ich enttäuscht.

"Das ist ja sooo süß!", quietschte Ava.

"Ich glaube ihm nicht. Er will nur einen Krieg abhalten, aber ich lasse mich nicht ein zweites Mal so verarschen. Vielleicht hat er mich damals wirklich geliebt, aber jetzt ist es viel zu spät und ich will diesen Schmerz nicht noch einmal durchleben müssen, wenn wieder rauskommt, dass doch alles nur ein Spiel für ihn war, um sich und seine eigene Familie zu retten."

"Oh, Aura, es tut mir alles so unglaublich leid", flüsterte Ava und nahm mich noch einmal in eine warme, liebevolle Umarmung.

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Nach einer kleinen Weihnachts- und Neujahrsparty bin ich wieder für euch da und es kommen ein paar neue Kapitel heute hoch.

Dann wie gewohnt jeden Montag ein neues Kapitel.

Eure face-to-face

I will fear no evilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt