"Thunder" von Imagine Dragons
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Immer noch geschockt über Lucas Geständnis, sah ich ihn an. Dieser Tag war echt zu viel für mich. Erst das Gespräch mit Elisa, die mir sagte Luca würde auf mich stehen, dann Lorenzo, der mich umbringen wollte und jetzt Luca, der eigentlich nur hier war, damit Lorenzo, Camilla und Marco nicht von irgendeinem Idioten umgebracht wurden! Ich wollte nur noch schlafen und entweder alles vergessen oder nie wieder aufwachen müssen, solange diese Probleme vorherrschten.
Ich schloss einfach meine Augen und versuchte einzuschlafen. Gerade als ich endlich am Eindösen war, bewegte Luca sich. Er wollte gehen, aber ich hielt ihn fest.
"Bleib bei mir bitte", flüsterte ich ihm zu. Unentschlossen sah er zwischen mir und der Tür hin und her. Dann nickte aber doch.
"Na gut." Er zog sich seine Schuhe, sein Hemd und die Hose aus. Wäre ich nicht so fertig von dem Tag gewesen, hätte ich wahrscheinlich angefangen zu sabbern. Aber gerade in diesem Moment wollte ich nur in den Armen von jemandem liegen. So geborgen hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
Am nächsten Morgen wachte ich eng an Luca gekuschelt wieder auf. Sanft strich ich über seine Bauchmuskeln. Erst rückte ich näher, aber dann fiel mir alles wieder vom vorherigen Tag ein und ich erstarrte.
"Wieso hörst du auf?", nuschelte Luca verschlafen.
"Weil ich gestern fast erschossen wurde und nichts im Leben vorzuweisen habe außer meinem Familiennamen", sagte ich monoton.
"Ach cara mia, sieh doch nicht alles so schwarz weiß! Du hast so viele Menschen, die dich lieben. Du hast mich!"
"Du liebst mich?", fragte ich erstaunt, "Versteh mich nicht falsch, ich fände das toll. Es ist nur sehr seltsam. Wir kennen uns doch erst seit zwei Wochen. Außerdem-"
"Und ich wusste schon als du das erste Mal zum Abendessen aufgetaucht bist, das du unglaublich bist und ich dich näher kennenlernen muss!", unterbrach er mich.
Mit weit aufgerissenen Augen sah ich Luca an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein!
"Hör auf immer über alles so viel nachzudenken!", brummte Luca und kam mir immer näher. Er war nur noch wenige Zentimeter mit seinen Lippen von meinen entfernt. Fragend sah er mich an. Ich war mir immer noch unsicher, aber er hatte gesagt, ich sollte nicht immer über alles so viel nachdenken und ergriff selbst die Initiative. Ich drückte einfach meine Lippen auf seine weichen Lippen. Unsere Lippen bewegten sich im Einklang und es war so gut. Ich hatte noch nie einen so guten Kuss gehabt. Ich spürte auch zum ersten Mal diese Schmetterlinge von denen alle Geschichten immer erzählten.
Und da traf es mich wie einen Schlag. Ich hatte mich wirklich in ihn verliebt. Da hätte kein Gespräch mit egal welcher weiblichen Person etwas dran ändern können. Ich hatte es mir einfach nur noch nicht selbst eingestehen können. Luca hatte mit all diesen Kleinigkeiten mein Herz für sich erobert. Mit seinen scheiß Rosen, mit seinem Glauben und seiner Art einfach für mich da zu sein und mir zuzuhören.
Ich zog mich zurück aus dem Kuss und legte meine Hand auf seine Brust.
"Was ist los?", fragte er verwundert.
"Ich mag dich", sagte ich einfach gerade heraus.
"Ich mag dich auch", antwortete er immer noch stutzig.
"Nein, ich mag dich mehr als nur freundschaftlich", erklärte ich, was ich eigentlich meinte.
"Das beruhigt mich sehr, denn ich hätte jetzt ungern eine "bloß" Freundin zur festen Freundin."
Jetzt war ich diejenige, die ihn verwirrt ansah. Das hatte er jetzt nicht gerade im Ernst gesagt.
"Was soll schon dabei sein? Ich mache keine halben Sachen und ich mag dich. Wieso es nicht offiziell machen? Vor allen Dingen, weil ich auf keinen Fall will, das irgendeiner von den anderen Schwachmaten da draußen denkt, er könnte dich haben. Du gehörst jetzt zu mir."
Noch einmal drückte Luca mir einen schnellen Kuss auf die Lippen, zog sich an und ließ mich komplett entgeistert alleine sitzen.
Hatte ich jetzt gerade einen festen Freund bekommen ohne es wirklich zu merken? Unentschlossen über dieses Ereignis blieb ich im Bett sitzen und starrte auf die Tür, aus der Luca gerade eben gegangen war.
Ich gab mir selbst nicht viel Zeit um darüber nachzudenken und stand auf. Nachdem ich geduscht hatte und mich fertig gemacht hatte, lief ich nach unten in die Küche. Ich wollte mir einfach nur schnell etwas zu Essen holen und mich dann in den Garten setzen mit einem guten Buch. Vielleicht auch mit Marcos Laptop, den er mir zur Verfügung gestellt hatte, aber alle sozialen Netzwerke darauf gesperrt hatte und mir gesagt hatte, er würde Lorenzo mich erschießen lassen, wenn ich eine Mail an meine Familie schicken würde.
Nach gestern wollte ich aber nicht schon wieder dem Tod ins Auge sehen und ließ es deswegen lieber sein.
Mit einer Scheibe Brot und einem guten starken Kaffee saß ich jetzt vor dem Laptop und suchte nach Studiengängen. Ich wusste jetzt, das ich nicht nur Tochter bleiben wollte. Ich wollte mehr aus meinem Leben machen und nichts bereuen müssen, wenn ein weiterer Irrer, wie Lorenzo mir über den Weg laufen würde. Ich hatte mich schon zu lange hinter meiner Familie versteckt und nur weil ich eine Frau war, hieß das nicht ich müsste ein anderes, zurückgezogeneres Leben als meine Brüder führen. Die durften doch immerhin so viel Party machen wie sie wollten, mit so vielen Mädchen schlafen wie sie wollten und studieren was sie wollten, so lange sie später ins Geschäft einsteigen würden. Aber ich durfte nicht mal ins Geschäft einsteigen, also was sollten all diese Regeln, außer dafür sorgen, das ich keinen Erpressungswert für meine Brüder werden könnte! Es ging also im Endeffekt gar nicht um mich sondern um meine Brüder und so sehr ich sie auch liebte, ich wollte mir nicht mein Leben von ihnen bestimmen lassen.
Ich wusste noch nicht genau, was ich studieren wollte oder ob ich eine Ausbildung machen wollte, aber ich informierte mich über alles. Ich hatte mich dann doch für das Studieren entschieden. Jetzt stellte sich noch die Frage was und wo? Wollte ich weiterhin hier in der Nähe bleiben oder vielleicht endlich mal die Welt ohne meine Familie sehen und erleben.
Am Schluss hatte ich mich dann endlich entschieden, wie ich meinen weiteren Weg gehen wollte ohne meine Familie dabei komplett zu verlieren, aber trotzdem meinen eigenen Weg zu gehen.
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I will fear no evil
Roman d'amourAurora Fontana, die Tochter des gefürchteten Drogenbosses Giovanni Fontana. Ein Leben im goldenen Käfig, aus dem sie nie ausbrechen konnte, aber es auch nicht wollte. Bis sie von Anhängern der verfeindeten Moretti Familie entführt wird und plötzlich...