Es war bereits halb sieben, als ich das Restaurant betrat. Ich hatte Luca mit Absicht eine halbe Stunde warten lassen, als Rache dafür, dass er mich am Vorabend versetzt hatte.
Sobald Luca mich erblickte, sprang er auf. Man konnte ihm seine Erleichterung ansehen, dass ich doch noch gekommen war.
"Ich habe mir schon Sorgen gemacht", flüsterte er mir zu, als er mir einen Kuss auf die Wange geben hatte.
"Habe ich mir gestern auch", antwortete ich verkniffen.
"Es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, wie ich es dir sonst erklären könnte", antwortete Luca, sah mich dabei aber nicht an.
Ich nickte nur.
"Ich habe für uns schon bestellt. Ich habe dein Lieblingsessen bestellt. Ich hoffe das war in Ordnung", sprach Luca zögerlich.
"Ja, das ist in Ordnung", lächelte ich ihm zu. Zaghaft griff er nach meiner Hand, die auf dem Tisch lag. Sofort ergriff ich auch seine Hand.
"Ich liebe dich, cara mia. Und es tut mir leid, dass ich dir nicht sagen kann, was gestern passiert ist, aber ich hoffe, du weißt, dass ich es dir nicht aus Boshaftigkeit oder Chauvinismus vorenthalte."
"Ich liebe dich doch auch", antwortete ich meinem Freund, "Aber ich mag es nicht, wenn du Geheimnisse vor mir hast."
"Ich weiß", flüsterte Luca.
Der Abend verlief ruhig. Ich versuchte einfach das gesamte Thema des Vorabends zu ignorieren und als es klappte konnte ich den Abend auch wirklich genießen. Trotzdem blieb dieses kleinen unwohle Gefühl in meiner Magengrube, dass mich den Abend nicht zu 100% genießen lies.
"Lass uns noch nicht direkt nach Hause fahren", meinte Luca, "Wie bist du hier her gekommen? Soll ich dein Auto von irgendwem abholen lassen?"
"Ava, hat mich hergebracht. Mein Auto steht bei mir Zuhause."
"Perfekt", grinste Luca, während er mich zu seinem Auto führte und mir die Autotür aufhielt, damit ich einsteigen konnte.
"Wo fahren wir hin?", fragte ich.
"Das wirst du gleich sehen", grinste Luca wieder schelmisch.
Erst nach mehreren Minuten wusste ich, wo wir hin wollten. Luca fuhr den Weg zu "unserem" Hügel hinauf. Als ich ausstieg, hielt Luca mir die Augen zu und lenkte mich den Weg hinauf.
"Was machst du denn?", fragte ich lachend.
"Dich überraschen", antwortete Luca, "Lass die Augen geschlossen."
Ich hörte wie Luca sich von mir entfernte, während ich die Augen noch immer geschlossen hatte.
"Ok, öffne die Augen."
Das erste was ich sah, waren überall Kerzen, die um die Wette strahlten mit den Lichtern der Stadt in der Ferne. Vor mir auf einer rot-weiß karierten Picknickdecke kniete Luca und hielt eine kleine schwarze Samtbox in seiner Hand. Die Schachtel schnappte auf und ein wunderschöner rot-goldener Ring. Mehrere kleinere Diamanten zierten den Ring mit einem größeren runden Diamanten in der Mitte. Er war wunderschön.
Ich schnappte nach Luft und schlug mir die Hände vor den Mund. Ein Schluchzen entkam mir, während mir die Tränen in die Augen schossen.
"Aurora, ich liebe dich über alles und ich kann mir nicht vorstellen auch nur einen einzigen Tag ohne dich zu verbringen. Also bitte erweise mir die Ehre und werde meine Frau", sprach Luca sachte, "Willst du mich heiraten?"
Als ich versuchte "Ja" zu sagen, versagte meine Stimme, weswegen ich nur energisch nickte. Sofort stand Luca wieder auf. Mit zitternden Händen schob er sanft den Ring an meinen Finger und gab mir einen innigen Kuss.
"Dieser Ring ist schon seit Jahren in meiner Familie. Er wurde immer an den ältesten Sohn weitergereicht, um ihn seiner Frau zu geben", erklärte Luca, "Ich hoffe, er gefällt dir."
"Er ist wunderschön", antwortete ich sachte.
"Deswegen habe ich gestern so lange mit deiner Familie gesprochen. Ich dachte, sie würden mir schneller zustimmen, aber anscheinend waren wir uns doc nicht so schnell einig. Ich hoffe du verstehst jetzt, warum ich und auch deine Brüder dir nichts gesagt haben", erklärte mein Verlobter weiter, "Ich wollte dich nie anlügen oder Geheimnisse vor dir haben, aber dieses Geheimnis musste leider sein."
"Es tut mir leid. Ich hätte nicht so nachhaken sollen. Ich wusste, dass es einen wichtigen Grund dafür geben müsste, aber ich habe mir einfach sorgen gemacht", antwortete ich schuldbewusst.
"Wäre es andersrum hätte ich wahrscheinlich jeden deiner Brüder bedroht, bis ich die Wahrheit erfahre, also ich kann komplett nachvollziehen, warum du die Wahrheit erfahren wolltest", grinste Luca, "Aber jetzt lass uns feiern. Also du zumindest. Ich muss noch fahren und werde deswegen auch nichts trinken."
Aus Solidarität wollte auch ich nichts trinken. Luca und ich saßen einfach nur auf der Picknickdecke. Er saß hinter mir und ich lehnte mich mit meinem Rücken an seine Brust, während seine Beine rechts und links von mir lagen. Ich spürte seinen ruhigen, stetigen Herzschlag an meinem Rücken. Wir beobachteten gemeinsam, wie die Lichter der Stadt immer weniger wurden und es immer heller wurde. In diesem Moment fühlte sich alles richtig an. Ich konnte nicht glücklicher sein.
Ja, vielleicht war es früh. Aber ich kannte ihn schon seit Jahren und das unsere Liebe trotz der jahrelangen Trennung noch immer so schön war wie am ersten Tag, zeigte mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, "Ja" zu sagen.
"Wir sollten uns auf den Weg nach Hause machen", flüsterte Luca in mein Ohr. Ganz langsam stand er auf und half mir dann auf die Beine. Liebevoll sah er auf den Ring an meiner linken Hand.
"Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich machst", lächelte Luca. Sanft legten sich seine Lippen auf meine. Automatisch schlangen sich meine Arme um seinen Nacken. Meine rechte Hand wanderte zu seinen Haaren und vergrub sich darin. Luca schlang seine Arme um meine Taille und zog mich, wenn möglich, noch näher an ihn ran. Der Kuss wurde intensiver und es war fast, als würden unsere Lippen miteinander tanzen. Vorsichtig fuhr er mit seiner Zunge über meine Lippen und verlangte nach Eintritt. Ich musste mir ein Stöhnen verkneifen, als seine Zunge auf meine traf und der Tanz unserer Lippen sich auf unsere Zungen übertrug.
"Aurora", mit rauer Stimme unterbrach Luca den Kuss, "Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich machst, cara mia."
Lächelnd drückte ich ihm noch einen schnellen Kuss auf die Lippen.
"Nein, aber ich kann es mir vorstellen."
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I will fear no evil
RomansaAurora Fontana, die Tochter des gefürchteten Drogenbosses Giovanni Fontana. Ein Leben im goldenen Käfig, aus dem sie nie ausbrechen konnte, aber es auch nicht wollte. Bis sie von Anhängern der verfeindeten Moretti Familie entführt wird und plötzlich...