Terrence Howard als Frederico Santoro
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"Nicht, das ich mich daran erinnern könnte", antwortete ich wahrheitsgetreu.
"Bist du dir hundert Prozent sicher?", fragte mein Vater noch einmal nach.
"Ja, unsere Familien und das Drogengeschäft war immer ein Tabuthema, weil wir dann immer festgestellt haben, dass wir uns wahrscheinlich irgendwann trennen müssen, aus Gewissenskonflikten", antwortete ich wieder.
Plötzlich konnte ich es nicht mehr zurück halten und brach weinend auf dem Boden zusammen. Sofort waren meine Brüder und mein Vater bei mir.
"Es tut mir so leid", schluchzte ich, "Wie konnte ich nur auf einen Santoro reinfallen. Ich dachte, er wäre anders, aber es ist genauso, wie all die anderen Typen."
Diego umarmte mich fest.
"Wir werden ihn und seine Familie dafür vernichten", knurrte mein Vater. Er konnte es nicht leiden, wenn ich weinte und er war schon immer ein sehr rachsüchtiger Mann, wenn es um seine Familie ging. Wir waren einfach sein Heiligtum.
"Es wird alles wieder gut", flüsterte Diego, "Er hat dich gar nicht verdient."
Edo lief zielstrebig zum Telefon. Ich bekam mit, das er jemanden anrief und dabei auf laut schaltete.
"Marco!", knurrte mein ältester Bruder ins Telefon, "Sind deine Gäste noch da?" Das Wort Gäste spuckte er nur so heraus.
"Ja, ich schalte auf laut."
"Gut, denn das sollten sie hören."
Ängstlich sah ich zu meinem Bruder, was hatte er vor.
"Sie hören dich jetzt", meinte Marco vorsichtig. Anscheinend wollte er niemanden noch wütender machen.
"Marco, unser Deal ist geplatzt. Du verkehrst in den falschen Kreisen. Mit Verrätern machen wir keine Geschäfte. Du kannst dein eigenes Geschäft den Bach runter gehen lassen, aber unserer reißt du nicht mit. Und Frederico, nimm dich in Acht. Wir werden dich und deinen Sohn zerstören. Niemand legt sich mit unserer Familie an", knurrte Edo ins Telefon und legte einfach auf.
"Edo, ich denke du bist bereit. Meine Position ist jetzt deine", sagte mein Vater. Es war wohl der unpassendste Moment, um seinen Rücktritt bekannt zu geben, aber ich verstand, warum er es tat. Edo hatte ihm gerade bewiesen, das er nicht nur wusste, wie er das Geschäft am besten handhaben musste, sondern noch dazu, dass ihm die Familie über alles ging und das war eine der wichtigsten Regeln bei uns. Die Familie ist das höchste Gut.
Ich saß immer noch schluchzend auf dem Boden. Diego saß neben mir und hielt mich beschützend im Arm. Matteo stand immer noch vor Wut kochend neben uns. Er war hin und hergerissen. Eigentlich wollte er Luca am liebsten verprügeln, aber unser Vater würde es nie erlauben, andererseits wollte er dafür sorgen, dass ich nicht mehr am Weinen war.
"Ich fahre jetzt in meine Wohnung", flüsterte ich, während ich aufstand.
"Ich fahre dich, so kannst du nicht fahren", meinte Diego und legte einen Arm um mich.
"Matteo fahr mit", meinte Edo, während er schon wieder nach dem Telefon griff.
"Ich rufe unseren Informanten von den Santoros an. Ich will alles über diese Bastarde wissen. Jeden noch so kleinen Dealer, jedes Lager, jeden Handlanger, jeden Lieferanten, ich will alles wissen. Wir werden sie zum Weinen bringen", knurrte er noch, bevor er sich dem Anruf widmete.
Mit meinen beiden Brüdern im Schlepptau machte ich mich auf zu meinem Auto. Ich setzte mich nach hinten und weinte weiterhin stumm vor mich hin. Ich begriff es immer noch nicht. Wie konnte er mir nur all das Vorspielen. Ich erkannte doch sonst immer Lügen sofort. Oder war ich durch meine eigenen Gefühle und meine rosa farbene Brille zu geblendet gewesen?
Diego fuhr und sah immer wieder in den Rückspiegel, um mich zu beobachten. Matteo saß schräg auf dem Beifahrersitz und sah mich die gesamte Fahrt über an. Er hielt auch meine Hand ohne etwas zu sagen.
Als wir endlich an meiner Wohnung waren, führten meine Brüder mich in meine Wohnung. Diego wollte schon wieder gehen, aber Matteo bewegte sich nicht von meiner Seite.
"Ich bleibe hier. Ich war so unfair zu ihr und ich kann sie jetzt nicht alleine lassen", meinte mein kleiner Bruder. Diego nickte nur und umarmte mich noch einmal fest, bevor er sich auf den Heimweg machte.
"Du liebst ihn wirklich, hm?", fragte Matteo nach. Ich nickte nur.
"Wie konnte er mich so belügen. Wie konnte ich nicht mitbekommen, was er mit mir macht? Ich war sein Puppe, um aufzusteigen und ich habe es einfach nicht gemerkt", schluchzte ich und fing wieder an fürchterlich zu weinen.
Sofort zog Matteo mich an sich. Er manövrierte uns auf meine bequeme Couch. Ich verlor komplett mein Zeitgefühl, während wir auf der Couch saßen und ich einfach nur alles heraus weinte.
"Es tut mir leid. Ich wollte dich nur beschützen, aber dachte, das du mich belogen hättest und habe gar nicht weiter auf Luca geachtet. Ich hätte dich beschützen müssen. Ich hätte meine Wut auf mich selbst herunter schlucken sollen, dann hätte er dir das nicht antun können. Ich war doch bloß so sauer, weil du verschwunden bist, während ich eigentlich auf dich hätte aufpassen sollen", flüsterte Matteo betreten. Ich wusste, er bereute sein Verhalten. Und wieder einmal wollte ich ihm nichts lieber, als die Wahrheit erzählen, aber ich konnte nicht. Er würde dafür sorgen, dass Edo Marco umbrachten. Aber an diesem Abend schwor ich mir, irgendwann würde der Zeitpunkt kommen und dann würde ich meiner Familie alles erzählen.
Ich schlief irgendwann mitten in der Nacht komplett fertig in den Armen meines kleinen Bruders ein. Nur noch wage konnte ich mich daran erinnern, wie ich hochgehoben wurde und in mein Schlafzimmer getragen wurde.
Am nächsten Morgen stand Matteo schon in der Küche. Er hatte uns Frühstück bringen lassen. Ich wusste nicht, wer es zubereitet hatte, aber ich tippte schwer auf die Köchinnen meines Vaters, denn Matteo hätte alles nur angebrannt oder versalzen. Er konnte definitiv nicht kochen!
"Der Kaffe läuft schon durch", sagte er leise und sah mich vorsichtig an. Ich lächelte ihm aufmunternd zu. Wir sahen uns einfach nur an. Ich sah wahrscheinlich fürchterlich aus. Meine Haare standen in alle Richtungen ab, meine Augen waren rot und geschwollen, vom vielen Weinen und ich trug noch immer meine Kleidung vom Vortag. Matteo sah zwar besser aus, aber nicht viel. Seine schwarzen längeren Haaren waren verwuschelt und seine Haltung zeigte mir, das er nicht wirklich gut auf meiner Couch geschlafen hatte. allerdings trug er bloß ein paar graue Boxershorts und sah damit sehr viel entspannter aus als ich, die immer noch ihren BH trug.
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I will fear no evil
RomanceAurora Fontana, die Tochter des gefürchteten Drogenbosses Giovanni Fontana. Ein Leben im goldenen Käfig, aus dem sie nie ausbrechen konnte, aber es auch nicht wollte. Bis sie von Anhängern der verfeindeten Moretti Familie entführt wird und plötzlich...