Kapitel 25

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Bei der Fahrt zu Chace überkommt mich Zweifel. Verdammt Kathlyn hat eigenlich Recht. Wieso fahre ich überhaupt zu ihm? Schließlich will er was von mir und dafür hätte er auch ruhig zu mir dackeln können. Bei dem Typen kann ich einfach nicht rational denken. Schließlich wollte ich Abstand und jetzt fahre ich tatsächlich zu ihm. Was ist nur los mit mir? Okok jetzt kann ich die Situation eh nicht ändern. Ich fahre hin unterschreiben diesen blöden Zettel und fahre direkt wieder zu Nick und vergesse die ganze Sache. Genauso mache ich das.
Nachdem ich mir Mut zugesprochen habe fühle ich mich um einiges besser. Meine Gedanken schweifen ab und ich muss wieder an Kathlyn und Nick denken. Ob der Junge endlich über Kathlyn hin weg ist? Er scheint glücklich zu sein und sogar etwas - naja verliebt will ich nicht sagen eher verknallt, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass es ihm nichts ausmacht mit Kathlyn alleine zu sein. Ich hätte die beiden nicht alleine lassen sollen. Ich seufze.

Es vergehen keine zwanzig Minuten und ich stehe schon vor Chace's Apartment. Ich laufe die Treppen hoch und spüre wie die Anspannung in mir steigt. Ich bekomme schwitzige Hände und bin total außer Atem als ich oben ankomme. Ich bleibe ein paar Sekunden vor der Haustür stehen bevor ich endlich auf die Klingel drücken kann. Man kann ein leises Summen der Klingel hören und langsam nähern sich Schritte. Ich trete einen Schritt zurück und warte gespannt bis sich die Tür öffnet.

"Schön, dass du hier bist", er lächelt mich verlegen an. Verdammt, wieso zur Hölle muss er nur so gut aussehen? Ich werde das Verlangen nicht los ihm einfach in die Arme zu fallen.
Für einen Moment bleibe ich stillschweigend vor ihm stehen, bis ich wieder zu meiner Stimme finde.
"Hey." Für mehr reicht meine Stimme noch nicht.

"Möchtest du rein kommen?" Er tritt zur Seite und öffnet die Tür, sodass ich hinein gehen kann.
"Sicher." Ich trete ein.
"Es ist echt super, dass zu Zeit gefunden hast." Er geht in die Küche und lässt mich im Eingangsbereich stehen.
"Möchtest du etwas Trinke?"
"Ehm ja klar. Ein Wasser."
"Kommt sofort. Du kannst schon mal ins Wohnzimmer. Mach's dir ruhig gemütlich." Seine Stimme klingt fast fröhlich.
Ich setze mich auf die hoch moderne Couchgarnitur. Ich fühle mich fehl am Platz, dennoch möchte ich auf keinen Fall von hier verschwinden.

Er kommt in den Raum und gibt mir mein Wasser in die Hand. Ich lächle höflich und er setzt sich gegenüber von mir. "Wie gefällt dir mein Wohnzimmer? Hab die Couchgarnitur ganz neu."
Und tatsächlich bemerke ich, dass das Wohnzimmer als ich das letzte mal hier war komplett anders aussah. Das letzte mal hier - verdammt diesen Morgen werde ich vermutlich niemals aus meinem Kopf bekommen. Es fühlt sich komisch an wieder hier zu sein.

"Es sieht erfrischend neu aus oder?", er schaut mich erwartungsvoll an.
"Ja absolut", ich versuche gezwungenermaßen zu lächeln.
"Aber auf jeden Fall besser, als du letztes Mal hier warst oder?"
Erwartet er dazu tatsächlich eine Antwort von mir? Ich dachte, dass wir nie wieder über diesen Tag reden werden. Obwohl ich einen ziemlichen Fimriss habe und mich noch immer an kaum etwas erinnern kann, weiß ich dennoch, dass ich an jenem Tag nicht hätte hier aufwachen sollen. Der Gedanke daran, dass ich in seinem Bett aufgewacht bin ich so verwirrend.

"Eh ja. Es ist komisch wieder hier zu sein." Ich habe absolut keine Ahnung wieso ich diesen Gedanken laut ausgesprochen habe.
"Hmm." Er geht auf die Aussage nicht wirklich ein.
"Ehrlich gesagt bin ich froh, dass du hier bist", sagt er mit einer sehr ernsten Miene.
Wie bitte was? Wieso sagt er so etwas? Er ist froh, dass ich hier - in einem Appartement bin? Was soll ich denn darauf antworten? Etwa 'Ja ich auch weil ich verdammt nochmal in die verliebt bin, du aber mein Dozent bist und eine wunderschöne Freundin hast und damit für mich unerreichbar bist' ? Kann er nicht klipp und klar mit mir rede, statt mich nur noch mehr zu verwirren?
Ich nehme einen Schluck von meinem Getränk und versuche mir die Nervosität nicht anmerken zu lassen.
"Ok." Ok? Ist mir nichts besseres eingefallen darauf zu antworten?

Er schaut auf den Boden und fragt mich schließlich wie es mir denn geht.
"Gut. Und dir?", ich schaue ihn irritiert an. Will er jetzt Smalltalk führen, um die Stimmung zu heben?

"Super mir auch."

"Ich will ja nicht unhöflich sein, aber kann ich einfach das Formular unterschreiben, weil ich noch zu Nick fahren muss."

Man merkt direkt, dass seine Miene wieder ernst wird als er den Namen 'Nick' hört. "Ich hab das Formular nicht."

"Was? Wie? Es gibt kein Formular?" Ich verstehe kein Wort, dass er sagt.

"Doch. Doch klar, ich würde dich niemals anlügen."

"Aber?", frage ich.

"Aber dieses Formular ist in der Uni -nicht bei mir. Und naja es hat noch Zeit bis du das unterschreiben musst", gesteht er mir.

"I-ich bin gerade echt verwirrt."

"Ja kann ich verstehen."

"Also wenn es nicht das Formular ist, wieso bin ich dann hier?"

Er steht von seinem Platz auf und setzt sich zu mir. Wir haben nicht mal einen Meter Abstand von einander. Ich drehe mich zu ihm, bewahre jedoch Abstand. Er schaut mir mit seinen braunen Rehaugen tief in die Augen und flüstert: "Elena ich..."

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