Hier bin ich. Ob ich will oder nicht. Ich weiß zwar nicht, wieso es immer wieder aufs Neuste eine Qual ist, an diese Tür zu klopfen, aber jetzt kann ich mich wohl mich mehr davor drücken. Allein am Flughafen habe ich mir oft genug überlegt, ob ich doch lieber nach Hawaii oder auf die Malediven fliegen soll, statt hier her zu kommen, aber es ist Weihnachten und niemand will an Weihnachten alleine sein, oder? Deshalb habe ich meinen verrückten Plan verworfen und mich für Zuhause entschieden. Wenn man das überhaupt Zuhause nennen kann, denn das war es nie für mich. Ich hatte immer einen Dach über dem Kopf und an Geld hat es auch nicht gemangelt, wofür ich auch sehr dankbar bin, aber eine richtige Familie hatte ich noch nie. Meine Eltern waren immer auf Geschäftsreisen oder so sehr in ihre Arbeit vertieft, dass sie mir nie Beachtung schenken konnten. Wir haben nie wirklich Zeit miteinander verbracht oder gar Sachen unternommen. Ich bin hauptsächlich mit Nannys aufgewachsen, die regelmäßig ersetzt wurden, sodass ich mich jedes Mal erneut an diese Veränderung gewöhnen musste. Dennoch hatte ich mit den meisten Glück, da sie, bis auf ein Paar Ausnahmen, sehr gut zu mir waren und mich wie ihr eigenes Kind aufzogen. So fiel der Abschied jedes mal umso schwerer. Den Begriff 'Familie' kennen meine Eltern vermutlich nicht mal, denn sie kam immer an zweiter Stelle. Alles drehte oder besser gesagt dreht sich um das Unternehmen und ums Geschäftliche.
Selbst an Weihnachten ging es nicht um die Familie, sondern um Prestige. Wer hat das größte und dekorierteste Haus? Tonnen von Geld wurde ausgegeben nur um Eindruck zu schinden, an Menschen die man insgeheim nicht mal mag.
Ich frage mich, ob es dieses Weihnachten anders sein wird, oder ob wir uns alle wie immer aus dem Weg gehen und nur so tun als wären wir eine Familie.Plötzlich öffnet sich die Tür und eine junge Frau schaut mich fragend an.
"Hallo, wie kann ich Ihnen behilflich sein?", fragt sie mit einem breiten Lächeln auf den Lippen."Hi. Ich bin Elena."
Sie schaut noch verwirrter als vorher und streckt ihren Kopf nach vorne, als würde sie mich nicht verstehen.
"Elena. Die Tochter?"
"Oh. Ms. O'Brien. Sie sind es. Es tut mir leid ich habe sie nicht erkannt."
"Woher auch, wir sind uns noch nie begegnet." Ich versuche zu lächeln.
"Das stimmt", sagt sie verlegen.
"Und Sie sind?", frage ich nach.
"Oh Entschuldigung. Ich bin Joanna, das neue Hausmädchen.
"Schön dich kennen zu lernen Joanna."
"Die Freude ist ganz meinerseits. Ich bringe Ihre Koffer hinein." Sie greift nach meine Koffern.
"Nein. Das brauchst du nicht, das schaffe ich schon."
"Sind Sie sich sicher?"
"Ja, absolut sicher."
"Wie Sie möchten. Ich begleite Sie zu Ihrer Mutter. Mrs O'Brien befindet sich im Speisesaal."
In der Eingangshalle springt mir ein gigantischer Weihnachtsbaum, der reichlich geschmückt ist, förmlich ins Gesicht.
"Woah. Der ist riesig."
"Ja. Ich habe ihn heute Morgen geschmückt. Gefällt er Ihnen?", sie strahlt vor stolz.
"Ja echt hübsch. Muss anstrengend gewesen sein dort oben hin zu gelangen."
"Ja das war es, aber Mr. Miller, der Gärtner, war mir behilflich. Er ist sehr hilfsbereit", sie wird etwas rot als sie von ihm spricht.
"So da sind wir."
Sie klopft an die Tür und als sie ein lautes "herein" hört, öffnet sie sie."Mrs. O'Brien Ihre Tochter ist da."
"Ach ist das so? Eleonora, mein Kind."
"Hallo Mutter. Du weißt ich benutze diesen Namen nicht."
"Ich weiß bis heute nicht, was du gegen diesen wunderbaren Namen hast. Elena klingt so...naja unbedeutend."
"Danke Mutter..." Ich verdrehe die Augen.
"Was solls. Was machst du denn bereits hier?"
"Wir hatten das so besprochen. Am Telefon. Erinnerst du dich?"
"Ach Liebling, ich habe so viele Termine, da muss ich das wohl vergessen haben. Joanna bereite das Zimmer für Eleonora schon mal vor."
"Wo ist Vater?"
"Dein Vater ist in seinem Arbeitszimmer."
"Dann gehe ich mal zu ihm, ihm Bescheid geben, dass ich da bin."
"Ich würde ihn jetzt nicht stören. Er ist sehr beschäftigt. Du weißt doch wie viel er immer zutun hat. Er kann dich auch später noch begrüßen."
"Ich verstehe."
Ich bin nicht enttäuscht mein Empfang lief ziemlich so, wie ich es erwartet habe.
"Also dann gehe ich mich abduschen. Die Anreise war sehr anstengend."
"Tu das liebes."
Ich steige die Treppen hoch und lege meine Koffe zuerst in mein Zimmer. Es ist merkwürdig wieder zu sein. Alles ist an seinem gewohnten Platz, aber es sieht trotzdem komplett anders aus. Vielleicht ist es auch nur das ungewohnte Gefühl wieder hier zu sein.
Ich schnappe mir ein Handtuch und begebe mich in das Badezimmer. Ich drehe die Dusche auf, damit sie schon warm läuft und ziehe mich aus. Dabei fällt mein Handy aus meiner Hosentasche. Es leuchtet auf. Ich hebe es auf und als ich es entsperre, stehen 4 ungelesene Nachrichten von Chace."Hey"
"Sorry, falls ich dich störe."
"Ich wollte nur fragen wie es dir geht..."
"War eine dumme Idee dir zu schreiben, ich lasse dich besser in Ruhe."Ich lege mein Handy schnell wieder weg und springe in die Dusche. Ich versuche mich abzulenken, aber kann nicht aufhören an Chace zu denken. Wieso schreibt er mir? Macht er sich Sorgen um mich? Sollte ich seine Nachrichten einfach ignorieren? Nein das könnte ich nicht. Aber es ist wieder so viel passiert, dass ich verarbeiten muss, da will ich nicht andauernd an ihn denken müssen. Ich muss meine Gedanken ordnen und wenn er mir schreibt schaffe ich das wohl kaum. Ich will Abstand - Ich brauche Abstand.
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Let Me Love You
Teen Fiction"Wir sollten das nicht tun Elena", sagt er mit zittriger Stimme und schaut mir dabei tief in die Augen." "Es tut mir leid. I-ich sollte besser gehn." Ich wende meinen Blick von ihm ab und drehe mich um, als er plötzlich meinen Arm nimmt und mich zu...