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Lianns Sicht

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fand ich mich nicht in meinem Zimmer in Ceshire wieder, auch nicht in meinem neuen Zimmer. Nein. Ich fand mich in einem völlig fremden Raum wieder. Er war weiß gestrichen hatte Bodenlange Fenster an der Wand wo mein Bett stand und einen hellen Holzfußboden. Generell war der Raum sehr sparlich eingerichtet. Ein weißes Bett mir blauer Bettwäsche, ein weiß-grauer Schrank, Kommode und Nachtschränkchen mit Lampe. Es sah sehr nach Ikea aus. Langsam stand ich auf und bemerkte, dass ich, zu meinem Glück, immer noch meinen Schlafanzug trug, was mich beruhigte, da ich schon Angst hatte, vergewaltigt worden zu sein. Zu meinem Pech bestand mein Schlafanzug aus einer kurzen, wirklich kurzen grauen Short und einem schwarzen Top, das einen relativ großen Ausschnitt hatte, weshalb ich mich nicht traute es in der Schule anzuziehen. Derjenige, der mich hierhin gebracht hatte könnte also einen Blick auf meinen Arsch und meine Brust bekommen haben. Wütend von meiner eigenen Dummheit gab ich mir eine Facepalm. Als ich mich einigermaßen umgesehen hatte stellten sich mir einige große Fragen: Wo war ich? Wer hatte mich hierhin gebracht? Wussten meine Eltern,dass ich weg war? Warum war die Tür abgeschlossen?

Auf die letzten beiden Fragen hatte ich eine vermutliche Antwort. Nein und weil ich gefangen war.

Wie wild klopfte und trat ich gegen die Tür, schmiss mich gegen sie und kämpfte damit, sie zu zerstören, doch sie blieb standhaft. Kein Wunder bei einer 1,67m Großen. Verzweifelt rutschte ich die Tür runter und began zu schluchzen. Was sollte ich bloß tun? Ich hatte schon alles versucht. Die Fenster waren genauso standhaft wie die Tür und die Lampe war nach dem ersten Wurf gegen die Fenster kaputt gegangen. Schlösser knacken konnte ich schon mal gar nicht. Es blieb mir nur noch eine Möglichkeit. Ich stand auf und schrie aus ganzer Kraft. "HILFE!!!...... HILFEEEEE!!!!", brüllte ich und es war so laut, dass es jeder der im Haus war hören musste. "Liann?", fragte plötzlich jemand hinter mir. Harry? Harry!! "Warum zum Teufel kidnappst du mich?!", wütend drehte ich mich zu ihm um und funkelte ihn wutentbrannt an. Oh, wenn Blicke doch bloß töten könnten! "Kidnappen ist so ein hartes Wort. Nennen wir es Überraschungsadoption.", flüsterte eine hohe Männerstimme in mein Ohr. Sie war hoch, aber nicht zu hoch, um schwul oder Mädchenhaft zu klingen. Ich drehte mich um und starrte in blau-grüne Augen, sie waren schon ein wenig türkis. "Wir hatten noch nicht das Vergnügen. Louis. Und du bist Liann, richtig?", lachte er, nahm meine Hand und schüttelte sie während ich nur benommen nickte. "Harry hat uns schon viel von dir erzählt.", meinte eine andere, deutlich tiefere, Stimme. "Liam.", nickte er. "Anscheinend nicht genug!", brachte ich schwitzend heraus, als ich bemerkte, dass ich umkesselt war. "Ehm, Jungs? Lasst ihr Platz sie hat Klaustrophobie.", erklärte Harry und sofort machten die anderen Drei Platz. "So und jetzt sagt mir endlich... WARUM KIDNAPPT IHR MICH?!!", schrie ich, als ich meine Stimme wieder hatte. "Das hat einen Grund, aber den können wir dir nicht sagen.", meinte der Schwarzhaarige ruhig. Er war Zayn oder? "Es steht mir zu so etwas zu wissen, immerhin bin ich hier das Opfer!", zischte ich. "Genau genommen. Wir sind hier die Opfer.", erklärte Zayn, immer noch überaus ruhig. "Wa- Raus.", meine Stimme war leise, hatte aber einen bedrohlichen Unterton. "Liann.", mischte sich Harry ein. "Raus!! Alle! Sofort!", kreischte ich und zeigte wütend auf die Tür. Meine Augen brannten vor Wut feurig. "Abe-" "Nein, Harry! Geht einfach!", unterbrach ich ihn und sie gaben endlich nach. Alle verschwanden und ich war wieder allein. Wütend und enttäuscht zugleich schmiss ich mich aufs Bett und fing an zu weinen. Warum passierte das? Da war ich einen Tag nicht in Ceshire und wurde sofort gekidnappt! Ich wollte zurück. Sofort. Jetzt. Mit Chalotte, mit meinen Eltern. Zurück.

"Du warst ja nicht besonders nett zu meinen Freunden.", meldete sich eine raue Stimme von links. Sie hatte einen starken und strengen irischen Akzent, klang aber wunderschön. "Geh weg.", nuschelte ich ins Kissen. Ich hörte ein Seufzen, ehe sich die Matratze des Bettes nieder ließ. "Hör zu. Ich find das auch nicht toll, dass du hier bist, ehrlich gesagt würde ich dich jetzt lieber wieder nach Hause schicken, weil das alles ganz schön gefährlich für uns ist, aber du musst hier bleiben.", erklärte die irische Stimme. Langsam drehte ich mich um und sah. Ich sah die perfektesten blauen Augen, die ich je gesehen hatte. Sie waren nicht pastellblau, nicht eisblau, nicht Ozeanblau. Einfach Blau. Unbeschreiblich blau. "Ich will nicht.", gab ich dann ehrlich von mir und senkte den Blick. "Warum nicht?", fragte er. Seine Haare waren blond. Er war doch auch gestern da in der Gasse gewesen oder? " Weil ich entführt wurde, vielleicht? Meine ganze Familie wird nach mir suchen und Chalotte. Sie wird merken, dass ich nicht da bin und unruhig werden. Ich.. ich.", ich versuchte die passenden Worte zu finden, doch es gelang mir nicht. "Wer ist Chalotte?", fragte er weiter... ich glaube er hieß Niall. "Mein Pferd. Oder eher gesagt das Pferd meiner Familie, aber ich kümmere mich um sie und so. Du heißt doch Niall oder?", erkundigte ich mich. "Ehm ja. Hmm. S-Sollen wir sie holen? Also ich meine dein Pferd, weil so schnell wirst du hier nicht weg können." "Was?! A-Aber ich will nicht. Ich kann... ich darf... ich will NICHT bleiben.", schrie ich aufgebracht. Schon allein, dass ich hier war, machte mich verrückt und ich hatte bis jetzt versucht ruhig zu bleiben, aber das? Nein!

Unsanft packte er meine Handgelenke und drehte mich auf den Rücken. "Du. Bleibst. Hier.", mahnte er bedrohlich. Mittlerweile lag er auf mir. Doch ich hatte da andere Gedanken. "Lass mich los!", schrie ich in sein Gesicht und zappelte wie ein Fisch an Land. "Nein.", antwortete er. "LASS MICH VERDAMMT NOCH MAL LOS!!", brüllte ich und trat ihn in... naja das da unten eben. Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht und lockerte seinen Griff. Diese Chance nutzte ich und schlüpfte unter ihm her. Dann rannte ich zur Tür. Mist, sie war wieder verschlossen. "Hier kommst du nicht raus, Liann.", meinte er und stand auf. "HARRY! HARRY HILFE!!", er war der einzige Gedanke den ich jetzt hatte. Harry. Er würde mir sicher helfen.

Sofort kam er rein und sah erst mich und dann Niall an, wie er micht wütend anstarrte. "Harry hilf mir, er will mir weh tun!", flüsterte ich und auf der Stelle wurden seine weißen Augen grün. "Lass sie in Ruhe.", meinte er dann sauer und wendete sich Niall zu. "Hilf ihr nicht. Du wirst es bereuen.", drohte dieser nur. "Ich sag es dir noch 1mal. Lass. Sie. In. Ruhe.", giftete Harry. Die nächsten Geschenisse vergingen im Flug. Nialls Blick wurde schlagartig härter und Harry fing an zu schreien und sich zu Krümmen. Was zum Teufel tat Niall da?! "Harry?!", überfordert rannte ich zu ihm hin, doch als ich ihn berührte, bekam ich einen schlimmen Stromschlag, der mich umfallen ließ. Er elektroschockte ihn?! "Niall! Niall!! DU TUST IHM WEH!! HÖR AUF!! NIALL!", verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare, stand auf und lief zu Niall. Ich fasste ihn am Arm und versuchte seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, da Harrys Schreie immer lauter und Gequälter wurden und er gekrümmt auf dem Boden lag. "Niall. Bitte... Niall, hör auf. Bitte hör auf.", flüsterte ich beruhigend. Keine Reaktion. Ich schlug auf ihn ein. Keine Reaktion. Ich trat ihn. Keine Reaktion. Ich stellte mich in sein Blickfelt. Harry leidete weiter. Warum kamen eigentlich nicht Louis, Liam oder Zayn? Sie mussten Harry doch hören!

Verdammt, verdammt! Schließlich hatte ich keine Wahl. Jedenfalls fiel mir nichts mehr ein. Ich ging auf ihn zu und nahm sein Gesicht in meine Hände. Meine Atmung war stockend, schnell und unkontrolliert. Wieder machte er nichts. Gut, er wollte es nicht anders. Er musste aufhören Harry zu quälen, er würde sonst sterben. Schnell drückte ich meine Lippen auf seine. Seine Lippen waren weich und schmeckten nach BLUT. Ein wenig Geschockt hielt ich kurz inne, doch da Harry weiter schrie, fing ich wieder an ihn zu küssen. Endlich zeigte sich eine Reaktion. Er erwiderte den Kuss. Seine Lippen bewegten sich synchron zu meinen. Doch sobald Harry aufhörte zu schreien, ließ ich von ihm ab und fiel vor Harry auf die Knie. Ich nahm seinen Kopf auf meinen Schoß und streichelte über seine Locken. "Harry!", hauchte ich. Ein schwaches Lächeln spiegelte sich auf seinen Lippen, was mich ebenfalls zum Lächeln brachte. Das war ja gerade noch mal gut gegangen. Plötzlich knallte die Tür zu. Niall war weg. "Keine Sorge er ist nur wütend und muss sich abregen, nach der Jagd kommt er... Ehm.", schnell sah er weg. "Welcher Jagd?", hakte ich nach. "Nichts nichts.", meinte Harry nur und versuchte aufzustehen. "Hast du hunger?", fragte er. "Ja.", antwortete ich nur, immer noch verwirrt von gerade. "Ok ich mach dir Pancakes.", mit diesen Worten verließ er den Raum und ich war wieder allein.

»Lifeless Blood« || Niall HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt