Heute beziehungsweise eigentlich gestern, ich bin nur noch wach, habe ich auf Twitter eine "interessante" Diskussion zum Thema FFs, richtige Bücher, Heteronormativität und später auch Copyright verfolgt, die etwas aus dem Ruder gelaufen ist.
Eigentlich ging es nur darum, dass Person 1 meinte, sie lese lieber FFs als Bücher, was 2 als bedenklich ansah, da man ihrer Meinung nach eher etwas mit einer Aussage lesen sollte. 1 meinte dann aber, ohne wirklichen Zusammenhang, zu meinen, dass gedruckte Bücher ja generell heteronormativ sind (was auf viele, aber nicht alle zutrifft) und FFs daher besser sind, weil andere Sexualitäten auch berücksichtigt werden (was nicht immer der Fall ist und Stereotype oft genug vorkommen) und hat sozusagen die "Sexuelle Minderheiten Karte" gezogen, woraufhin 2 antwortete, es interessiere sie nicht im geringsten, welche sexuelle Orientierung 1 hat, weil es in diesem Fall keine Rolle spielt (was auch so ist, die eigene Sexualität oder die von Freunden ist kein Argument in einer Diskussion). 1 beschwerte sich dann über Dinge, die ihr wegen ihrer Sexualität an den Kopf geworfen werden (alles verständlich, nur gehörte es nicht in diese Diskussion!), worauf 2 entnervt reagierte und 1 ihr fehlende Empathie vorwarf. Ich erinnere, es handelte sich um eine Diskussion über Literatur. Und diese Diskussion hat in mir den Wunsch geweckt, mal was über LGBTQIA+ Charaktere in Büchern zu schreiben.Jetzt aber weg von der Vorgeschichte und hin zum eigentlichen Thema:
Erstmal: ich bin der Meinung, dass keine queeren Charaktere besser sind, als wandelnde Klischees, die als einzige Charaktereigenschaft ihre Sexualität haben. Man sollte lieber mit Stereotypen brechen statt sie in den Köpfen anderer zu verankern, keine heteronormativen Rollenbilder auf homosexuelle Paare übertragen, et cetera.
Queere Charaktere sind wichtig, gerade in Jugendromanen, um den Lesern zu zeigen, dass es normal ist, dass sie normal sind. Und noch viel wichtiger ist es, davon wegzukommen nur Schwule einzusetzen (übrigens einer der Hauptgründe, warum ich Chroniken der Unterwelt liebe, ich meine, es gibt ein lesbisches Paar).
Und wir müssen von diesem Gedanken wegkommen, dass man Charaktere mit derselben Sexualität braucht, um sich in sie hineinzuversetzen, denn die romantischen Gefühle, die man jemandem entgegenbringt, sind doch nicht von der eigenen sexuellen und romantischen Orientierung abhängig, oder irre ich mich da? Ich meine, ein Hetero ist doch nicht anders verliebt als ein Homo. Und die Selbstfindungs- und Coming-Out-Phase wird man als queere Person ja auch irgendwo nachvollziehen können, auch wenn man wie ich ace ist und der Charakter etwa pan.
Sexualität ist kein direkter Teil des Charakters, natürlich können sich Charakterzüge aufgrund von Erfahrungen, die man deswegen gemacht hat, entwickeln, doch ansonsten ändert es nichts.Und wir müssen weg davon kommen, dass mit LGBT (die Bezeichnung, die ich am wenigsten mag, weil Leute, die sie verwenden erfahrungsgemäß nur Schwule, Lesben und Bisexuelle meinen) nur Sexualitäten gemeint sind, sondern auch Gender. Ich weiß, dass Non-Binarys, wie Genderfluids, Agender, Bigender und so weiter wegen der Pronomen schwer zu schreiben wirken (wir brauchen dringend ein anerkanntes neutrales Pronomen) aber man kann ja wenigstens mal mit binärgeschlechtlichen trans* Charakteren anfangen.
Mit Büchern hat man die Chance, die Leser sozusagen durch die Augen einer anderen Person sehen zu lassen, ihnen die Probleme dieser Person aufzuzeigen, sei es Unsicherheit, wegen der eigenen Sexualität, Body/Gender Dysphoria, Diskriminierung, et cetera. So können Vorurteile abgebaut werden, so können Cis-Heteros sich in LGBTQIA+ Leute reinversetzen und versuchen, sie zu verstehen. Und das kann genauso mit anderen Vorurteilen funktionieren, sei es Religion, Geschlecht, Hautfarbe oder Herkunft.
Es wäre großartig, wenn mehr Bücher so etwas bieten würden, allein das ist schon eine so wertvolle Aussage, dass der restliche Plot meinetwegen generisch sein kann.Anbei will ich noch einen der besten Accounts, die ich auf Wattpad gefunden habe, verlinken (sofern Wattpad mich lässt): die wunderbare @FrannySage schreibt unglaublich tolle Bücher mit LGBTQIA+ Charakteren, darunter auch asexuelle, aromantische und genderfluid Charaktere, was ich einfach nur feiere.
Und ich will euch noch einige meiner geplanten LGBTQIA+ Charaktere vorstellen, allerdings nur die für FFs:
• Mira ist die Protagonistin meiner geplanten Top Secret FF und sie wird wohl einer der am schwersten zu schreibenden Charaktere, denn sie ist katholisch, da ja nicht jeder Charakter Atheist sein kann und ich lang genug im Religionsunterricht saß, um nicht wirklich recherchieren zu müssen. Dazu ist sie sehr feminin, was auch nervig werden wird.
Mit ihrer Religiosität konnte ich mich tatsächlich nur anfreunden, da sie beginnt, die Kirche kritischer zu sehen, als sie erkennt, dass sie lesbisch ist. Okay, per Definition bisexuell (Tendenz hetero), allerdings homoromantisch und da sie keinen Sex mit jemanden haben will, mit dem sie keine romantische Beziehung führt, bezeichnet sie sich als lesbisch. Sie führt eine Beziehung mit Danny, die irgendwas zwischen Partnerin und beste Freundin ist.
Beide haben ihre femininere und ihre maskulinere Seite, Mira etwa kocht unglaublich gerne, liebt Kleider, ist gut in Fremdsprachen, spielt aber auch gerne Fußball, während Danny beispielsweise extrem gut mit Computern umgehen kann und naturwissenschaftlich begabt ist, in der Beziehung aber auch vorrangig diejenige ist, die sich Kinder wünscht (und da die Story nicht in Deutschland spielt, ist ihnen eine Adoption auch möglich)• Alex ist einer der Protagonisten meiner Percy Jackson FF, ein Trans-Sohn des Hades, der schon einigen an Geschlechtern hinter sich hat. Zu Beginn war er als cis-Mädchen geplant, danach als Tomboy, gender-non-conforming, cis-Junge, Trans-Junge und momentan entwickelt er sich entweder Richtung Non-Binary oder Agender, ich weiß es nicht. Ich bin nur froh, dass ich es gewöhnt bin, Pronomina zu wechseln und einen geschlechtsneutralen Spitznamen ausgewählt habe, sonst würde ich noch irre werden.
Dazu ist er asexuell, bezüglich seiner romantische Orientierung bin ich mir nicht sicher, er ist jedenfalls mit einem Mädchen zusammen, er könnte also heteroromantisch sein. Seine Freundin Nika ist pansexuell und hat meinen größten Respekt, weil Alex verdammt anstrengend sein kann und sie ihn trotzdem aushält. Obwohl er ihr angeboten hat, sie könne mit anderen schlafen, da er sich mit sexuellen Handlungen extrem unwohl fühlt, sie aber eben nicht und da sie eine rein romantische Beziehung führen und sie ihn deshalb nicht betrügen würde, lehnt sie das ab. Die dritte im Bunde ist eine lesbische Tochter der Aphrodite.• Weiter geht's mit meiner Harry Potter FF, die ich wohl nie schreiben werde, weil ich mich da nicht rantraue. Hier habe ich wieder zwei lesbische Charaktere, Luce und Ava, die insgeheim eine Beziehung führen, da Luce' Eltern nicht ganz so gut auf Homosexualität zu sprechen sind und Avas nicht viel davon halten würden, wenn ihre Tochter was mit einer/-m Slytherin hätte.
• Als letztes käme noch Dr. Haley Clark, meine Protagonistin für meine X-Men-FF, die ich wohl auch nie schreiben werde. Sie ist asexuell und im Grunde mit ihren Forschungen verheiratet. Sie selbst ist ein Mensch, ihr Halbbruder ein Mutant, weshalb sie überhaupt erst mit ihnen in Kontakt kommt und beschließt, sich dem Thema Genetik zu widmen. Zum einen wegen ihres Bruders und zum anderen, da sie wegen ihrer Sexualität Erfahrung mit Diskriminierung hat, will sie dafür sorgen, dass niemand aufgrund von Eigenschaften, die er nicht beeinflussen kann, verurteilt werden sollte. Sie will zeigen, dass Mutanten nicht wegen ihrer Mutation Menschen angreifen, sondern wegen der Reaktion der Menschen darauf.
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Zum Meinungsbuch mutiertes Etwas
SonstigesEigentlich als Buch für Unnötiges geplant, ist das hier recht schnell zu einer Plattform für meine Meinung geworden, wo ich mich aufregen kann und ein bisschen was aus meinem Leben erzähle. Inzwischen ist gefühlt die Hälfte über LGBTQIA+, wobei natü...