Ganz ehrlich Leute, ich bin verwirrt. Vor ein paar Wochen dachte ich noch, Agender würde mich perfekt beschreiben und einfach zu mir passen. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher.
Mein Gender ist seit jeher eine Sache, die sich ständig ändert. Ich finde ein Label, fühle dass es passt und dann tut es das doch nicht mehr.
Zuerst dachte ich, ich sei einfach cis. Damals kannte ich auch nur MtF und FtM Trans* und ein Junge war ich nicht, also blieb nur Mädchen.Ein bisschen was zu meiner Erfahrung mit Gender und vor allem Geschlechterrollen, mal von Beginn an:
Ich habe mich damals selbst in eine Rolle gedrängt, ohne direkten Druck von außen. Andere Mädchen waren so, ich also auch. Ich fand also Barbie, Rosa, Diddle und Polly Pocket ganz toll. Das Ganze aber erst ab der Grundschule, als ich im Kindergarten war, hab ich Wilde Kerle geguckt, mit Autos gespielt. Obwohl ich Einhörner auch geliebt habe.
Vielleicht, weil ich in der Grundschule besser mit den Mädchen klargekommen bin und die eben damit gespielt haben.
In der vierten waren dann aber alle meine Freunde schon auf der weiterführenden Schule und ich habe mich mit ein paar Jungs angefreundet. Ich habe angefangen, mich für Avatar zu interessieren und habe Kung Fu gemacht, was ich dann wegen meiner Periode aufgeben musste.
Dann kam das Gymnasium, ich habe mich dort wieder mit einem Mädchen angefreundet, einem das sich sehr für Mode und Germanys Next Top Model interessiert hat und da habe ich mich auch wieder angepasst. Ich war so sehr in diesen Rollen gefangen, dass ich mir Sorgen gemacht hab, als ich 'Jungen'-Filme geschaut habe. Ja, das klingt verdammt albern und ist es auch. Und noch mal mehr, weil ich mich da selbst rein gedrängt habe. Ich habe sogar Französisch gewählt, weil in meiner Klasse kein Mädchen Latein hatte!
In der siebten kam eine Grundschulfreundin an meine Schule, weil sie wieder hergezogen war und so habe ich auch wieder Kontakt zu einer anderen Grundschulfreundin bekommen. Durch die habe ich Anime (und auch Wattpad) für mich entdeckt. Ja, in der siebten Klasse. Da habe ich meinen ersten Anime geschaut.
Und Anime hat mir so viel Selbstbewusstsein gegeben, durch Inu Yasha und Detektiv Conan bin ich damals aus diesen Rollen ausgebrochen. Dazu kam, dass ich irgendwann noch mal die Wilde Kerle Reihe geschaut habe.
Irgendwann kam dann meine zweite Convention, auf der ich mir zwei Deathnote-Shirts gekauft habe. Es waren Männer-Shirts, dementsprechend geschnitten und mir selbst in Größe S viel zu groß. Trotzdem habe ich mich darin wohl gefühlt. So wohl, dass ich meine Mädchen-Oberteile kaum bis gar nicht mehr getragen habe. Daraufhin habe ich fast nur noch, zunächst gegen den Willen meiner Eltern, Jungen-Oberteile gekauft.
Später kamen Sport-BHs dazu, die meine Brust ein wenig abgebunden haben und damit habe ich mich so viel wohler gefühlt, als mit einem Normalen.
Vor kurzem habe ich mir knielange Shorts geholt, die so ziemlich als Jungen-Hosen durchgehen, ich fühle mich darin so viel wohler als in Hot Pants.
Meine Namensänderung zu Robyn. Ich fühle mich durch diesen Namen viel eher angesprochen als durch meinen Geburtsnamen.
Und jetzt, vor ein paar Wochen, der Kurzhaarschnitt. Es ist so viel besser als mit den langen Haaren. Ich wurde ein paar Mal mehr oder weniger für einen Jungen gehalten und das freut mich irgendwie total.
Ich war mal die femininste im Freundeskreis und jetzt geh ich als Typ durch.Was hat das Ganze aber mit meinem Gender zu tun?
Nun ja, ich bewege mich langsam immer mehr in eine Richtung, in der ich mich wohl fühle. Und bei mir ist das, je männlicher ich nach außen hin wirke.
Ganz am Anfang hielt ich mich für Gender Nonconforming, dann wollte ich kein Label verwenden, dann doch, dann hielt ich mich für Non-Binary, dann für Agender, also geschlechtsneutral, inzwischen irgendwo zwischen Agender und FtM, momentan noch näher an Agender. Der Begriff Trans* trifft es wohl am besten.
Zurzeit verwende ich das neutrale Pronomen 'xier' für mich, vielleicht aber auch irgendwann 'er', ich weiß es nicht.
Vielleicht bin ich auch Bigender und wechsle sozusagen zwischen Agender und irgendwas zwischen neutral und männlich, etwas wie ein Demiboy. Dennoch kann ich mich nicht mit Maskulinität identifizieren.Ein Großteil der binären Trans* Leute, die ich kenne, hat sowas in die Richtung durchgemacht, haben sich oft erst selbst für Genderfluid, Non-Binary oder Pangender gehalten und sich entsprechend geoutet.
Und dabei liegt mein Problem: Wie erklären ich meinen Eltern, dass ich ab jetzt Robyn bin, wenn ich mein Geschlecht nicht erklären kann? Denn inzwischen stört es mich, bei meinem Geburtsnamen gennant zu werden.
Ich will mich erstmal nicht festlegen, nutze also Non-Binary und Trans*, was beides als Umbrella-Term fungiert.
Na dann, bis zum nächsten Gender-Coming-Out-Teil oder so
Lg Robyn
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Zum Meinungsbuch mutiertes Etwas
AléatoireEigentlich als Buch für Unnötiges geplant, ist das hier recht schnell zu einer Plattform für meine Meinung geworden, wo ich mich aufregen kann und ein bisschen was aus meinem Leben erzähle. Inzwischen ist gefühlt die Hälfte über LGBTQIA+, wobei natü...