Was soll ich tun?

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"Ich sage es dir doch Mary Anne, ich weiß es nicht?"

Ich antwortete schon das tausendste mal auf die Frage von meiner nervigen Freundin, wie ich Klaus alles erzählen soll. Sie war am nächsten Tag zu mir gekommen und ich erzählte ihr von dem Brief. Genauso fassungslos saß sie da, wie ich an dem Tag zuvor.

"Aber irgendwie muss er doch die Wahrheit erfahren." sagte sie mehr zu sich selbst. Ich nickte.

"Was soll ich tun?" fragte ich sie. Diese Frage schwirrte in unseren Köpfen. Ich bin mir unsicher und nicht bereit ihm das Herz zu brechen. Dennoch sollte er das erfahren. Fragt sich nur ob von mir oder meinem Vater? Wird mein Vater es ihm sagen?
Mein Kopf war überfüllt mit Fragen die meine Nerven raubten. Mein Freundin starrte mich an, beobachtete mich vorsichtig. "War ich wieder in Gedanken versunken?"

"Ja, geht es dir gut?"
"Nein ich bin verzweifelt." antwortete ich auf ihre Frage.
Sie nickte und lächelte mich munternd an. Und was soll ich sagen? Es half. Immerhin gab sie mir Mut das alles gut werden würde. Irgendwie.

*~*

Der nächste Morgen:

Ich ging runter in die Küche und begrüßte meine Tante und nahm ein Glas aus dem Schrank. Ich brauchte dringend ein Glas Wasser, mein Hals fühlt sich an als wurde er geschliffen. So gereizt und trocken fühlte er sich an.
Meine Augen bekam ich kaum auf.
"Du heiliger Strohsack Caroline!" sagte plötzlich meine Tante laut und erschreckte mich. "Bitte Tante, schreie nicht. Mein Kopf platzt. Was ist denn los?" fragte ich und massierte meine Schläfen.
"Deine Augenringe könnten ja ganze Pferde verschlingen." schockiert starrte sie mich an. "Hast du nicht geschlafen?" fragte sie besorgt.
"Nicht wirklich." ich trank mein Glas von kaltem Wasser und stellte es wieder in die Spüle.

"Was bedrückt dich Liebling?" ihre Stimme klang traurig und ich sah sie an. Ihre Augen verließen mein Gesicht nicht.
Ich liebte meine Tante sehr, schon immer hat sie sich um mich gekümmert und sich um mich gesorgt. Sie war für mich wie eine Schwester, eine ältere beste Freundin die mir immer helfen kann.

Nur fragte ich mich, soll ich es ihr sagen? Bis jetzt habe ich ihr alles erzählt. Immer alles anvertraut. Sie ist für mich genau wie Mary. Doch dieses Thema ist nicht mein Geheimnis das ich hüte. Es ist das Geheimnis von Mikael Mikaelson. Ein Geheimnis das jetzt eigentlich mein Vater hütet. Und ich.

"Es ist Klaus." gab ich leise von mir. "Bist du etwa?" schon bevor sie diese Frage zu ende sprechen konnte kam meine antwort direkt aus meinem Mund geschossen. "Nein!"

Ich hätte nicht so schnell reagieren sollen, denn nun sitzt sie grinsend auf dem Stuhl und schaut mich an. "Woher wusstest du was ich fragen wollte?"
Ich stockte einen kurzen Augenblick. "Ich, ehm... . Tante hör auf zu grinsen es ist ein ernstes Thema." wollte ich das Thema wechseln machte es aber nur noch schlimmer.

"Wenn meine Nichte endlich jemanden gefunden hat natürlich ist das ein ernstes Thema. Nur sag es deiner Mutter noch nicht. Sonst ist schon nächste Woche die Hochzeit." sie plapperte drauf los ohne das ich sie stoppen konnte.
"Ahh Tante!" brüllte ich und meine Wangen nahmen einen rosa Ton an.
"Es geht um etwas ganz anderes. Nicht um mich es geht um Klaus. Ich weiß was im Brief steht." sagte ich wütend.

Sie stockte. "Du hast die Sachen deines Vaters durchstöbert?", fragte sie. "Nein, es war nicht mit Absicht." antwortete ich und sie nickte. Meine Tante glaubte mir immer. Sie wusste immer das ich nicht lügen würde und nie die Privatsphäre anderer stören würde.

"Möchtest du es mir erzählen?" fragte ich und ich überlegte. Das liebte ich so an meiner Tante sie zwang mich nie zu irgendetwas. "Ehrlich gesagt ist das nicht mein Geheimnis das ich tragen muss. Deswegen finde ich es nicht gut es weiter zu erzählen. Ich spreche am besten erst mi meinem Vater." erklärte ich ihr. Ein Lächeln zierte ihre Lippen. "Ich bin stolz auf dich. Weiß dein Vater das du es weißt?" fragte sie.

"Ja ich es habe es ihm gestern Abend gesagt." bestätigte ich. Wir schwiegen für einige Minuten bis meine Mutter die Küche betrat. "Morgen ihr beiden." sagte sie und trank ein Glas Wasser. "Morgen.", sagten wir beide gleichzeitig.

Meine Mutter und meine Tante verfielen in ein langes Gespräch über neuen Stoff den sie kaufen wollen und ich machte mich auf dem Weg zu meinem Vater ins Wohnzimmer.

"Hallo Vater.", begrüßte ich ihn. Er stand vor dem Fenster und sah hinaus. Die Sonne schien durch die Gardienen. Ein Vogel saß auf einem der dicken Äste an dem Baum. Der Himmel war blau und keine Wolken waren zu sehen. Es war ein wundervoller Morgen. Wenn wir uns auch nur so fühlen könnten. Ich merkte schon an der Art wie mein Vater da stand, das er genau so wenig geschlafen hat wie ich. Er drehte sich um und lächelte mich an. Doch das Lächeln traf nicht seine auf seine Augen. Ich stellte mich zu ihm vor das Fenster und sah für ein paar Sekunden hinaus.

"Nicht gut geschlafen oder?" fragte ich und er nickte ruhig. Minuten vergingen in dem wir nur vor dem Fenster standen und hinaus sahen. Ich liebte es mit meinem Vater zu sein. Sogar die Stille tat gut neben ihm. Wir sind uns so ähnlich. Meine Mutter sagt immer "Du bist genau wie dein Vater.", und damit hat sie voll und ganz Recht. Ich habe mir viel von Vater angeguckt.

Die Ruhe die wir beide bewahren wenn meine Mutter wieder meckert. Die Entspannung die wir beide immer haben wenn wie die Natur genießen. Die Liebe zu unserem Garten und unserem Baum. Die Leidenschaft fürs Essen. Alles ähnelt sich.

Aus diesem Grund verstehen wir uns blendend. Und ich hoffe das wird auch so weiter gehen. Streit könnte ich mir zwischen uns nicht vorstellen.

"Wieder mal die Natur am beobachten.?" fragte meine Mama plötzlich hinter uns. Ich habe gar nicht bemerkt dass sie sich ins Wohnzimmer gesetzt hat.
"Du kennst uns doch." lächelte mein Vater und setzte sich zu ihr. Nur ich blieb noch kurz am Fenster stehen.

"Wie wäre es wenn wir Klaus noch einmal zum essen einladen? Ein junger Mann wie es wird sicher hungrig sein." sagte mein Vater.

Eine komische Aufregung machte sich in meiner Magen gegend breit. Jedoch sagte ich nichts um nichts anmerken zu lassen. "Das hört sich doch super an. Klaus ist doch momentan alleine als junger Mann kann er sich nichts kochen." lächelte meine Mutter.

" Gut dann werde ich ihn heute einladen. Ich werde das Nachbarsdorf besuchen und ihn suchen."
"Und ich werde das Essen kochen." sagte Mutter als mein Vater aufstand.

Das ging viel zu schnell. Sie wollen das Klaus wieder kommt? Heute Abend? Will er überhaupt kommen? Was wenn ich rausplappere das ich das Geheimnis kenne?
Oh Gott ich muss Tante Lussinda holen, sie muss mir helfen etwas anzuziehen.

Gerade als ich durch das Wohnzimmer, hoch in mein Zimmer, rennen wollte stoppte mich mein Vater.
"Caroline" sagte er und beäugte mich.
"Noch nicht, ok?" sagter er ernst und ich wusste sofort was er meinte.

"Ja Vater." antwortete ich und rannte hoch.
Ich werde Klaus nichts erzählen, versprochen.

KlarolineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt