Der Unfall

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Es war der 17. Mai 1953. An diesem Tag fuhr Caroline Forbes zum ersten mal ein Auto. Es war nicht üblich für Frauen in ihrem Dorf damals Auto zu fahren. Nur Frauen die wohlhabend waren, hatten genug Vermögen um sich einen Führerschein zu leisten. Familie Forbes war aber alles andere als wohlhabend . Das hielt Caroline jedoch nicht auf, sie meinte sie müsse kein Führerschein haben um Auto fahren zu lernen.
Sie war schon immer ein ehrgeiziges und abenteuerlustiges junges Mädchen. Der ältere Bruder ihrer besten Freundin ließ sie also an diesem Tag fahren. Er saß am Beifahrerplatz und die beste Freundin hinten ...

• • •

"So Caroline, jetzt ganz langsam auf die Pedale drücken und das Auto wird sich fortbewegen. Aber ganz langsam." erklärte mir Stefan was ich zu tun hatte. Ich tat wie mir erklärt und drückte ganz langsam auf die Pedale. Das Auto fing schleichend an sich zu bewegen und ich wurde nervös.

Die Nervosität wurde aber schnell zur Aufregung, denn je schneller ich aus dem Hof meiner besten Freundin fuhr, desto mehr freute ich mich.

"Gut, jetzt schaust du links rechts ob jemand kommt. Wenn nein fährst du langsam los und lenkst nach links." "Klar Chef." sagte ich lachend, was Stefan auch zum lachen brachte.

Stefan war drei Jahre älter als ich, da wir uns so blendend verstanden dachten damals viele Leute wir wären ein Pärchen. Darüber machten wir beide uns immer lustig, Stefan ist für mich der Bruder den ich nie hatte. Er passt nicht nur auf Mary-Anne auf sondern auch auf mich. Seine Familie und meine sind schon lange befreundet, uns kann man nicht entzweien.

"Ach ja Caroline, bevor ich es vergesse, nächsten Monat findet das Dorffest vom Nachbardorf statt. Komm bitte mit." "Du weißt aber das ich es nicht mag auf solche Feste zu gehen."

Unser Dorffest war eine Ausnahme, da sich jeder kannte hatte ich keine Probleme damit mich unter die Leute zu mischen. Aber wenn es darum ging in andere Dörfer oder Städte zu fahren, dann traute ich mich nicht mehr. Ich bin ein Tolpatsch. Es gibt keinen Ort an dem ich mich nicht blamiere.

"Du bist viel zu schüchtern Caroline, lebe doch mal ein bisschen. Du kannst dich doch nicht dein Leben lang in diesem Dorf verkriechen!" Das hatte ich eigentlich vorgehabt, dachte ich mir. Sprach aber meine Gedanken nicht aus.

"Wenn ihr fertig mit eurer Diskussion seid, dann versuche mal einzuparken." meinte Stefan. "Was?"

Einparken? Ich kann ja nicht mal richtig fahren. "Das war ein Scherz, beruhige dich." lachte Stefan mich aus.

"Komm das wars für heute, halte hier an." forderte er und ich hielt so langsam wie möglich vor einer Kreuzung an.
"Wow ich bin wirklich Auto gefahren." realisierte ich gerade stolz und Stefan meinte ich soll so schnell wie möglich die Plätze mit ihm wächseln. Bevor uns jemand bemerkt, denn ich habe ja kein Führerschein.

Gerade als ich austeigen wollte, kam ein Auto um die Ecke. Laute Musik dröhnte aus den Fenstern.

Ich realisiere gar nicht, was sich vor mir abspielte. Es ging alles viel zu schnell. Das schreien von Mary-Anne holte mich zurück in die Realität.

"Seit ihr noch ganz bei Trost?" schrie Stefan. Er war schon ausgestiegen und ging auf den Fahrer des anderen Wagens zu. Der Junge hatte seine Hände gehoben und versuchte Stefan zu beruhigen. Abermals entschuldigte er sich.

Vier weitere Jungs stiegen aus dem Auto.

Einer von ihnen sah mir in die Augen. Ich sah weg und stieg auch aus. Mary-Anne tat das selbe.

Ich sah die Hubhaube an, aus dem Motor stieg weißer Rauch. Beide Autos waren völlig von vorne demoliert.

Was um alles in der Welt ist hier passiert?

"Warum hält ihr denn auch direkt hinter der Kreuzung an?" schrie einer der anderen Jungs Stefan an. "Wer sagt denn, dass ihr mir zu hoher Geschwindigkeit wenden müsst und gar nicht hinschaut wo ihr hinfährt." erwiderte er.

"Beruhigt euch doch endlich!" wenn nicht alle Blicke auf mir liegen würden, hätte ich gar nicht gemerkt das ich gerade so Laut war.

Diese verrückten Jungs. Wer wendet denn an einer scharfen Kurve so schnell und ohne zu gucken. Klar wir hätten gar nicht so lange hinter der Kurve stehen sollen, aber so fährt man doch nicht. Außerdem sollte er beim wenden darauf aufpassen, dass er auf seinem eigenen Fahrstreifen wendet. Was er nicht getan hat.

"War ja klar das wenn eine Frau fährt, so etwas passieren wird."
Der Junge, der vorher aus dem Beifahrersitz ausgestiegen war, sah mich arrogant an.

"Was soll das denn heißen?" der Schock von gerade eben verwandelte sich langsam in Wut.

"Hast mich schon verstanden, Süße."

"Ist gut Caroline, ziehen wir das nicht in die Länge." meinte Mary-Anne. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich auf diesen arroganten Schnösel zu gehen wollte. Denn meine beste Freundin hielt mich fest.

"Versuchen wir das bitte in aller Ruhe zu klären." meinter der Fahrer des anderen Wagens. Nun er scheint am vernünftigsten von allen zu sein.
Stefan nickt und geht mit ihm ein paar Schritte, somit lassen sie uns für eine kurze Weile alleine.

KlarolineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt