Tränen festhalten

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Einige Tage, mehrere Stunden, unendliche Sekunden. Ich zähle und zähle die letzten Momente in meinem Leben. Die letzten Erinnerungen die schon bald verblassen und mich hinter ihnen lassen. Es ist zu früh. Viel zu früh. Aber ich kann nicht von meinem Schicksal weg laufen. Die Krankheit hat mich ausgesucht. Ich wünschte nur es wäre nicht so früh.

Ich wurde gestern aus dem Krankenhaus entlassen. Der Doktor meinte das es höhst ungewöhnlich sei, das ich so selten Kopfschmerzen hatte und man es deshalb nicht so schnell bemerkt hat. Ein Jahr hat er gesagt. Vielleicht zwei wenn ich Glück habe. Lebe dein Leben in dieser Zeit, quetsche all deine Wünsche in die, dir verbleibende, Zeit und erlebe sie. Als wenn das so leicht wäre.

Ich hatte so viele Wünsche und Ziele in meinem Leben. Angefangen mit der Liebe. Ich wollte mich verlieben und heiraten. Kinder kriegen und alt werden. Verliebt habe ich mich. Der Rest kann ja nicht mehr kommen. Aber ich hatte einige Tage um mit diesem Schicksalsschlag konfrontiert zu werden auch wenn es so plötzlich kam. Die Tage im Krankenhaus halfen mir zu akzeptieren. Zu verstehen das ich bald sterben würde. Aber größtenteils war es Klaus der mir half.
Er war jeden Tag da, manchmal schlief er auf dem Sessel neben meinem Krankenbett ein. Einige male kam er sehr früh am morgen und brachte mir mein Frühstück, den er den Schwestern immer abnahm.
Oft war er den ganzen Tag bei mir, unterhielt mich, brachte mich zum lachen, auch wenn es immer seltener wurde. Denn je schlechter ich mich fühlte desto weniger konnte ich lachen.

Warum ?

Dachte ich mir. Jeden Tag. Ich hielt das nicht aus. Von Tag zu Tag immer weniger. An den Tagen wo ich alleine in meinem Krankenbett lag und Nachts nicht schlafen konnte verließen die Tränen meine Augen schneller als ich blinzeln konnte. Ich weinte, jede Nacht.

Aber je kränker ich wurde, desto mehr konnte Klaus mich nicht mehr alleine lassen. Er hielt meine Hand, strich mir über meine Haare. In seinen Augen sah ich Schmerz jedes mal als er mich ansah. Aber sie funkelten auch, mit Fürsorglichkeit und Liebe.

Wir kamen uns näher in der Zeit. Er hatte mir gestanden das er mich liebt.

Flashback

Ich weinte...
Mal wieder. Schmerzen durchströmten meinen ganzen Körper. Bebendes zittern hielt mich davon ab einzuschlafen. Klaus ging vor einer halben Stunde mit Bellamy und Mary zurück nach Hause. Sie waren alle bei mir heute. Ich war dankbar, dass sie mich unterstützten.
Aber nach dem sie gegangen waren, wusste ich nicht wie ich meine Tränen zurück halten sollte. Ich wollte mit ihnen gehen. Zurück nach Hause. Gesund. Ohne zu wissen das ich mein Zuhause vielleicht nie mehr sehen kann.
"Bitte Gott, hilf mir." bat ich ihn damit er meine Gebete erhörte.
"Wenn ich nicht gesund werden kann, dann bitte mach das meine letzte Zeit auf Erden voller Glück ist. Ohne Schmerzen und Leid." ich weinte, ein winseln verließ meine Lippen. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und konnte nicht aufhören zu zittern.

Plötzlich hörte ich ein klicken. Die Türklinke wurde runter gedrückt und jemand öffnete die Tür. Ich sah auf, meine Augen voller Tränen. Aber obwohl meine Sicht, durch das viele Weinen, verschwommen war, erkannte ich ihn.

Klaus.

Er stand vor der Tür und ihm lief eine Träne über die Wange. "Klaus wieso bist du hier?" fragte ich schwach. Er kam näher und setzte sich auf mein Bett. Er nahm mit einer Hand meine und mit der anderen Hand wischte er mir die Tränen ab. Als ich ihm dabei in die Augen sah, erkannte ich es. Dieses Funkeln. Sie funkelten immer. Aber diesmal stärker als vorher, seine Augen glitzerten denn er hatte geweint. Ich sah zu Boden, doch legte einen Zeigefinger unter mein Kinn und brachte ich dazu ihn anzusehen.

"Ich konnte nicht gehen. Ich wollte bei dir sein...", sagte er. „Gott wird deine Gebete erhören. Ich werde dir helfen glücklich zu sein." Dann lächelte er mich an. Ohne zu überlegen umarmte ich ihn. Fest hatte ich meine Arme um seinen Hals geschlungen „ Danke, Danke Klaus, Danke das du bei mir bist." weinte ich sein Hals.
Er nam mich in den Arm und ließ mich weinen. Er wusste das ich nicht anders konnte.

Dann spürte ich es, er atmete meinen Duft ein. Ich spürte das kribbeln an meinem Nacken als er flüsterte „Ich liebe dich Caroline."

Ich ließ ihn los und sah ihn an. Hatte ich richtig gehört? Die drei Worte. Das Kribbeln in meinem Bauch, die Schmetterlinge die herum flogen. Ich konnte es kaum glauben.
Seine Augen erwiederten meinen Blick. Sanfte Stille war in dem Raum. Es fühlte sich so an als ob der Boden unter meinen Füßen verschwand. Dann überkam mich ein schlechtes Gefühl. Er durfte mich nicht lieben, jetzt nicht mehr. „Klaus ich bin krank..." erinnerte ich ihn. Er sah mir in die Augen, mit einer gewissen Sicherheit und Liebe die ich nicht beschreiben konnte.
„Sag mir ob du das selbe für mich empfindest!" fordertde er. Der ruhige Ton in seiner Stimme beruhigte mich. „Ich empfinde das selbe..." fing ich an doch bevor ich sagen konnte, dass das nichts bringt weil ich sterben werde, küsste er mich.
Ein Feuer brach in mir aus. Er legte seine Hände an meine Wangen und hielt mein Gesicht sanft fest. Seine weichen Lippen prallten auf meine und der Kuss war vorsichtig uns leicht zurückhaltend jedoch trotzdem wollend und leidenschaftlich.

Ich erwiederte den Kuss. Das Gefühl der Leichtigkeit ließ mich fliegen. In diesem Moment fühlte ich mich lebendig, so gleich mein Inneres fast vollkommen gestorben war.

Flashback Ende

Nun saß ich in unserem Garten, an meinem Lieblingsplatz neben dem Baum. Ich bemerkte nicht das mir eine Träne über die Wange lief bis sich mir jemand näherte. Klaus stand neben mir, sah mich an und wichte mir die Träne weg. Ich sah traurig zu ihm. "Von nun an werde ich all deine Tränen festhalten, sodass sie gar nicht erst über deine wunderschönen fangen fließen müssen."
Mit diesen Worten nahm er meine Hand und zog mich zu sich. Ich atmete seinen erfirschenden Duft ein und genoss seine wärme.
Ich liebte ihn. Ich wollte nicht das er mich liebt, ich wollte das er sein Leben lebt und glücklich wird, sich nicht mit einem kranken Mädchen beschäftigt. Jedoch ging er nicht, er blieb bei mir und das machte mich doch glücklicher. Solange ich noch lebte wollte ich bei ihm sein und seine Liebe spüren.

KlarolineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt