Kapitel 26.2

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Es geschah am nächsten Tag, während des Schwimmunterrichts. Sie saßen gegen Ende der Stunde alle am Ufer und hörten Professor Davis zu, als Malia zusammenzuckte und von einer weiteren Vision übermannt wurde:

Malia steckte wieder in der Haut der Frau aus ihrer letzten Vision. Sie stand einem älteren Mann gegenüber und schrie in voller Verzweiflung an: ,,Johann! Wir müssen doch etwas tun können! Sie sterben! Alle sterben sie! Es sind schon so viele!"
,,Ich weiß, Elisabeth, ich weiß, aber was sollen wir tun? Wir müssen abwarten bis es vorbei ist. Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir müssen einfach abwarten und hoffen, dass wir nicht sterben."
,,Abwarten? Ist das dein ernst?", schrie die Frau. ,,Weißt du wie viele Menschen sterben werden?! Es sind jedes verdammt Mal drei Menschen! Und das jeden Monat für ein gesamtes Jahr! Das sind 36 Tote und du willst einfach abwarten und zusehen?!"

,,Ach Elisabeth, ich versteh was du denkst, aber was sollen wir denn tun? Wir können es nicht aufhalten!", versuchte der Mann, Johann, sie zu beruhigen, doch ohne Erfolg: voller Wut stürmte sie aus dem Raum und schlug die Tür hinter sich fest zu.

Da veränderte sich die Umgebung und Malia fand sich kniend vor einer Merlin-Statur wieder. Sie sah genauso aus, wie die vor den Wohnheimen, aber Malia hatte nicht die Zeit darüber nachzudenken.

,,Oh großer Merlin!", schluchzte Malia, beziehungsweise Elisabeth und vergrub ihr Tränen überflutetes Gesicht in ihren Händen. ,,Gib mir doch bitte ein Zeichen! Wie kann ich es aufhalten? Was kann ich tun, um das ganze aufzuhalten?Bitte, hilf mir. Sag mir was ich tun soll!"

Die Umgebung veränderte sich erneut. Doch diesmal sah Malia nur einzelne Bilder. Kleine Fetzen von Erinnerungen. Leichen. So viele Leichen. Naja, das war nicht ganz richtig. Es waren nur Köpfe. Abgehackte Köpfe, die auf der Wasseroberfläche Richtung Land schwammen. Sogar ein Kinderkopf, höchstens drei oder vier war dabei. So viele Tote!

,,Malia! Malia, was ist los?!", rief Thomas und rüttelte an ihr.

,,Hohl den Heiler, Thomas!", hörte Malia die vertraute Stimme ihrer Professorin. ,,Los, beeil dich!"

Sie versuchte sich aus ihrer Starre zu befreien und schlug de Augen auf. Davis atmete erleichtert auf.

,,Malia! Wie froh ich bin, dass du wieder bei Sinnen bist!", rief Davis. ,,Aber sag, was ist passiert."
Malia zitterte am ganzen Körper und erst als Davis Malia eine Träne von der Wange wischte, fiel ihr auf, dass sie weinte.

,,I-Ich hatte ei-eine Vi-Vision.", flüsterte sie mit zitternden Stimme. ,,Tote. So viele Tote!"
,,Tote?", fragte Davis überrascht nach. ,,Was für Tote? Was hast du gesehen?"

Zur Antwort kam es nicht, weil Thomas und ein Mann mit orangenen Haaren zu ihnen geeilt kam und sich vor Malia fallen ließ.

Der Mann, Maximilian Cooper, wie Malia plötzlich begriff schaute ihr tief in die Augen, welche sie mit sorgenvollen Blick musterten: ,,Wie geht es dir? Was ist passiert?" Während er das sagte,legte er seine Hand auf ihre Stirn. Eine Wärme ging davon aus und breitete sich in ihrem gesamten Körper aus. Er runzelte die Stirn: ,,Du scheinst nicht verletzt zu sein..."
Malia schüttelte den Kopf: ,,Nein, bin ich nicht... Ich hatte nur eine Vision..."

Maximilian lächelte das aufgebrachte Mädchen aufmunternd an, griff in seine Tasche und zog eine kleine Phiole hervor. ,,Mund auf, Malia." Sie folgte zögernd seiner Aufforderung und er tropfte ein Paar Tropfen dieser unbekannten Flüssigkeit auf ihre Zunge.

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sich Malia sichtlich beruhigte und aufhörte zu zittern. Auch ihre Tränen versiegten und gemeinsam mit Davis, Maximilian und Thomas liefen sie zum Krankenflügel, in welchem Malia sich auf eines der Betten legen sollte.

,,Thomas, du solltest jetzt besser gehen.", meinte der Heiler lächelnd. ,,Malia braucht Ruhe. Ich kümmere mich um sie."
,,Mir geht es gut.", versicherte Malia und diese Worte ließen Thomas dann tatsächlich gehen. Doch als er weg warm wiederholte sie ihre Worte: ,,Mir geht es gut. Wieso muss ich noch hier bleiben?"
,,Du warst außer dir. Hast nicht mehr reagiert."; meinte Davis. ,,Wir wollen nur sicher gehen, dass es dir wirklich gut geht!"
Malia seufzte: ,,Mir geht es wirklich gut!"

,,Okay, du darfst gleich gehen.", lächelte Davis nach einer Weile. ,,Aber zuerst erzählst du mir, was du gesehen hast."
Malia nickte, das wollte sie sowieso tun. Vielleicht wusste sie was es damit auf sich hatte. Also erzählte Malia von dem Armband, dass sie gefunden hatte, von der ersten Vision und auch von der Vision, die sie erst heute gehabt hatte. Die Vision, die ihr solche Angst gemacht hatte und immer noch tat. All die abgetrennten Köpfe...

Davis Gesicht drückte vollkommenes entsetzten aus. Sie schien auch nicht zu wissen was das zu bedeuten hatte, was sie gleich bestätigte: ,,Es tut mir leid, aber ich weiß auch nicht so genau was das zu bedeuten hat... aber weißt du was? Ich werde mich ein bisschen umhören, okay? Ich melde mich bei dir, wenn ich etwas finde, okay?"
,,Ja, vielen Dank Professor.", lächelte Malia und sprang auf. ,,Und danke Maximilian."
,,Kein Problem, aber wehe du lässt dich in nächster Zukunft noch einmal hier blicken!", lachte der Heiler und Malia lief aus dem Krankenflügel.

MERLINER - Malia Moon und das Geheimnis von AzoukoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt