Kapitel 10

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Am Nachmittag saßen Thomas, Aiden undMalia am See, als Hermes herbei geflogen kam und sich auf MaliasSchulter setzte.
Sie nahm ihm den Brief ab, während sie ihm mitder anderen Hand über das Gefieder streichelte.
,,Vielen Dank,Hermes.", flüsterte sie.

,,Wer ist das denn?", erkundigte sichThomas.
,,Hermes.", erklärte Malia. ,,Er hat mich noch amselben Tag ausgewählt, als du mir davon erzählt hast."
Er rissdie Augen auf: ,,Wirklich?"
Malia nickte und öffnete den Brief:

LiebeMalia,

Danke,dass du uns geschrieben hast, denn wir haben uns schon große Sorgengemacht, als wir nichts von dir hörten.

Dasmit der Elektronik wussten wir nicht, aber dank Hermes ist es uns jajetzt trotzdem Möglich, dir zu schreiben.

Wirhaben uns entschieden deinem Großvater die Wahrheit zu erzählen. Erweiß, wo du bist und auch warum du weg bist. Er ist nicht besondersfroh über die Neuigkeiten, aber es uns ist egal.

EinPaar unserer alten Freunde haben sich nun wieder zu uns gesellt. Sieisnd der Meinung, dass wir ja nichts können, dass das Kind einesanderen zum Merliner wurde.

Sieliegen zwar immer noch falsch. Sie glauben noch immer, dass du nichtunser Kind bist, aber was können wir schon tun?
Zumindest habeich meinen Job wieder. Ich bin wieder Lehrerin hier in der Schule undes freut mich ungemein, auch wenn es lieber wäre, nicht zu arbeiten,wenn ich dich dafür zurück hätte!

Esfreut uns, dass es dir dort gefällt und wir hoffen, dass es dir nochimmer gut geht!

UnsereTochter, ein Wassermensch! Du musst uns unbedingt über deineFortschritte berichten, es ist einfach unbeschreiblich aufregend füruns! Keine Vorstellung, wie es dir gehen musst!

Wirlieben und vermissen dich sehr,

deineEltern.

,,Von deinen Eltern?", fragte Aidennach und Malia nickte lächelnd: ,,Ja."

Sie unterhielten sich noch recht langeund als sie bei Sonnenuntergang in den Speisesaal gingen, meinteMalia: ,,Ich bin froh, euch zu kennen."
,,Wir mögen dich auchSchneewittchen", grinste Aiden.
Malia hoch ihre Augenbrauen.,,Schneewittchen?", fragte sie skeptisch.

,,Haut, so weiß wie Schnee...",zitierte Aiden und Thomas machte weiter: ,,Haare, schwarz wieEbenholz..."
,,Und Lippen rot, wie Blut. Schon kapiert!",kapitulierte Malia. ,,Sehr kreativ."
,,Ach komm, Malia!",lachte Aiden. ,,Das nimmst du mir doch jetzt nicht wirklich übel,oder?"
,,Nein.", antwortete sie, doch in Wahrheit wusste siees nicht. Ihr Aussehen war schon immer ein heikles Thema gewesen. Siewusste, dass sie hübsch war, aber ihr Aussehen, hatte ihr bereitsviele Probleme bereitet, weshalb sie nur ungern darüber sprach.

,,Leute?", fragte Thomas, als erfertig gegessen hat. ,,Ich geh in die Bücherei. Ihr könnt ruhighier bleiben."
Als Thomas weg war, verdrehte Aiden die Augen undsah zu Malia: ,,Schon wieder?"

Sie zuckte mit den Achseln: ,,Wenn esihm Spaß macht..."
,,Ja, schon, aber er ist jeden Tag da unddas obwohl wir bisher kaum Hausaufgaben aufbekommen haben."

Wieder zuckte sie mit den Achseln:,,Tja, jeder was er will."
,,Okay, aber zu wichtigeren Themen!",meinte Aiden. ,,Ich will unbedingt mal am See eine Party feiern! Bistdu dabei?"

Sie runzelte ihre Stirn: ,,Eine Party?Am See? Wann?"
,,Ich weiß es nicht, aber laut meinem Brudergibt es immer mal wieder eine und wenn nicht, dann schmeißen wirunsere eigene!"
,,Dein mysteriöser Bruder..."
Aiden lachteauf: ,,Was meinst du denn jetzt damit?"

,,Es ist doch so: Du redest oft vondeinem Bruder,", erklärte Malia. ,,aber bisher bin ich ihm nochnie begegnet. Ich beginne an seiner Existenz zu zweifeln..."
,,Achja?", hörte sie eine tiefe, unbekannte Stimme von hinter sich.Ruckartig und vom Schock erfüllt, drehte sie sich um.

Der Junge mit wilden, schwarzen Haaren,der wohl in etwas so groß wie Aiden war und damit gut ein Kopfgrößer als sie selbst, setzte sich neben sie und lächelte: ,,Ichbin dann wohl der verschollene große Bruder: Alexander Foster, aberjeder nennt mich Alec."
,,Malia Moon.", stellte sie sich vor,während ihr Blick abwechselnd von Aiden zu Alec glitt. Sie sahensich recht ähnlich und auch wenn Aiden muskulöser war, stand Alecihm, was die Attraktivität angeht, in nichts nach.
,,Das freutmich, Malia Moon.", lächelte Alec und sah ihr tief in die Augen.,,Ich muss schon sagen, Brüderchen, du hast dich diesmal wirklichselbst übertroffen: sie ist wunderschön."
Malia fühlte, wiedie Hitze in ihr aufstieg und Aiden fing an zu lachen: ,,Ich weiß!Aber ausnahmsweise muss ich zugeben, dass wir nur befreundetsind."
,,Nein?! Wirklich?!", rief Alec belustigt. ,,So eineChance lässt du dir entgehen?"
Aiden atmete hörbar aus: ,,Ichweiß. Ich weiß. Aber was soll ich sagen? Sie ist mir zu sehr ansHerz gewachsen, als dass ich sie durch einen One-Night-Standverlieren möchte!"

Malia fing an zu schmunzeln, währendAlec seinen Bruder zufrieden zulächelte und ihm dann durch die Haarewuschelte: ,,Mein kleiner Bruder wird vernünftig!" Er schaute zuMalia: ,,Und das habe ich dir zu verdanken. Ich schulde dir etwas!"

MERLINER - Malia Moon und das Geheimnis von AzoukoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt