Familie

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Zuerst einmal: Ja, das ist der OneShot, den ich vor langer Zeit geschrieben, aber nicht veröffentlicht habe, weil ich ihn ganz einfach nicht mochte. Das hatte ich eigentlich auch nicht mehr vor.
Weil aber @unicornjessi2000 darum gebeten hat; hier ist er.

Ich wollte nur sagen, dass ich ihn immer noch für schlecht befinde. Er hat keine Handlung, keine Aussage und auch sonst nichts, was ihn irgendwie interessant macht. Also ich hoffe, dass niemand zu hohe Erwartungen hat (denn die werden sicher nicht erfüllt werden).

Draco stolperte aus dem Kamin des Buchladens. Er hustete kurz, strich sich dann aber den Mantel glatt und verließ erhobenen Hauptes den Laden. Kaum war er auf die Straße hinausgetreten, fand er sich in dem üblichen Menschenstrom wieder, der die Winkelgasse stets durchzog.
Draco schlug ganz automatisch die Richtung nach rechts ein. Erst als er vor dem eher dunklen Laden stand, auf dessen Schild in goldenen Lettern ›Eyelops Eulenkaufhaus‹ stand, blieb er stehen. Kurz ließ er seinen Blick über das Schaufenster schweifen, wandte sich dann aber ab und betrat das Geschäft. Der Eulenladen war wie gewöhnlich nur mäßig besucht, wenige Menschen standen vor den Käfigen oder an den Regalen mit Zubehör und Futter. Draco jedoch ging an den Vögeln vorbei und steuerte auf die Verkaufstheke zu. Dort standen gerade eine ältere und eine jüngere Hexe (eindeutig Mutter und Tochter), die einen Käfig mit einer Schleiereule vor sich stehen hatte. Während der junge Zauberer hinter der Kasse versuchte, ihnen noch ein Pflegeprospekt aufzuschwatzen, trat Draco ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
In diesem Moment erblickte der Verkäufer Draco wartend und brach das Gespräch mit seinen Kundinnen augenblicklich ab. Sie bezahlten und kaum waren sie weggetreten, begrüßte der Verkäufer ihn.
»Draco!«
»Hey Blaise.« Blaise wusste die niedergeschlagene Miene des Blonden sofort zu deuten und kam um den Tisch herum.
»Wie war die Beerdigung?«, fragte Blaise ohne Umschweife. Draco musste darauf nicht antworten. Was sollte er auch sagen? Beerdigungen waren nun mal Beerdigungen. Und die seiner Frau und seines ungeboren verstorbenen Sohnes war dementsprechend gewesen. Draco hatte schrecklich geweint. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal so emotional gewesen war.
Er und Astoria hatten schon seit einem Jahr gewusst, dass ihre Krankheit sie irgendwann einholen könnte, aber sie hatten niemals so früh damit gerechnet. Und es war das unbarmherzigste Schicksal, das entschied, Draco seine Frau zu nehmen, wenn sie ihren gemeinsamen Sohn in sich trug.
Draco versuchte, die Tränen wegzublinzeln, die sich ungewollt gebildet hatten. Blaise sah ihn mitleidig an und klopfte ihm auf die Schulter.
»Es wird besser werden, Draco. Vertrau darauf, dass-«
»Zabini!«, rief plötzlich eine gebieterische, männliche Stimme aus dem Teil des Ladens, der für Personal vorbehalten war.
»Ich komme gleich!«, rief Blaise genervt zurück und wandte sich wieder Draco zu, als die Stimme nochmal rief, diesmal mit mehr Nachdruck. Er seufzte, zuckte entschuldigend mit den Schultern und drehte sich dann weg.
»Wir sehen uns, Draco. Kannst mal wieder vorbeikommen. Ich muss jetzt. Bis bald.«, sagte er im Gehen und verschwand dann hinter einem Vorhang. Draco stand noch kurz unschlüssig da und ging dann Richtung Tür. Doch noch mehrere Meter vor dem Ausgang blieb er plötzlich stehen. Er trat schnell hinter einen Eulenkäfig und senkte den Kopf. Nach einem kurzen Moment hob er ihn wieder.
Sein Blick nagelte sich sofort an den vier Menschen fest. Sie standen mittig im Laden, von dessen Decke Käfige auf Brust- und Augenhöhe hingen, damit man die Vögel darin gut sehen konnte. Und in einem dieser Käfige saß eine hübsche Schleiereule. Hinter dem Käfig stand Harry Potter, das Gesicht zwar in Dracos Richtung gewandt, aber sowohl die Entfernung zueinander als auch der Fokus auf die Eule ließen ihn nicht auf den Slytherin und ehemaligen Mitschüler achten. Draco jedoch konnte seinen Blick nicht abwenden. Neben Harry standen seine beiden Söhne, James einen halben Kopf größer als Albus, und auf Harrys Schultern saß ein zartes Mädchen - ihr Name war Lily, wie Draco wusste.
Harry Potters Kinder waren der Welt natürlich nicht unbekannt. Selbst Draco, den das Leben seines alten Erzfeindes herzlich wenig interessierte, wusste erstaunlich viel über James Sirius, Albus Severus und Lily Luna. Aber er hatte sie nie gesehen. Und selbst von hier, provisorisch versteckt hinter einem Vogelkäfig, fand Draco die Ähnlichkeit der Kinder zu ihren Eltern unglaublich.
Harry erklärte gerade etwas über die Eulenpost, dem Albus als einziger auch interessiert folgte. Seine interessierten Blicke wechselten von der Eule zu seinem Vater. Lily sortierte währenddessen die schwarzen Haarsträhnen Harrys und summte dabei zufrieden. Sie schien dem Vortrag über Eulen nicht zuzuhören, wirkte aber glücklich mit der Situation. Und dann war da James, der vollkommen desinteressiert um benachbarte Käfige herumlief und den Staub auf dem Boden mit der Fußspitze aufwirbelte.
Dann unterbrach Lily ihren Vater einfach und erzählte etwas, was Draco nicht verstehen konnte, weil die vier einfach zu weit wegstanden und die zahlreichen Eulen hier auch nicht schwiegen. Aber die Begeisterung, die sich auf Lilys kleinem Kindergesicht abzeichnete, ließ Draco lächeln. Er sah, wie Harry seiner Tochter antwortete und alle drei Kinder daraufhin lachten. Sogar James kam wieder zurück zu den anderen und sie schienen sich weiter über Dinge zu unterhalten, die sie alle sehr erheiterten.
Draco kam sich selbst unangebracht vor, wie er hier stand und die Familie beobachtete, er entschied zu gehen und trat zurück, um die Ladentür anzusteuern. Doch bevor er das Geschäft verlassen konnte, hörte er seinen Namen.
»Draco. Draco Malfoy.« Es war kein Ruf. Es war mehr eine überraschte Feststellung. Doch sie war nicht negativ behaftet. Draco drehte sich um. Alle vier Potters sahen ihn an, zwei grüne Augenpaare, zwei hellbraune. Zögerlich ging Draco auf sie zu.
»Harry Potter«, sagte er, versucht, es freundlich klingen zu lassen.
»Dass wir uns hier treffen. Nach fünfzehn Jahren. In Eyelops Eulenkaufhaus.«, begann Harry. »Kinder, das ist Draco Malfoy.« Lily schien wie vom Donner gerührt.
»Der Draco Malfoy?«, fragte die Kleine mit einem erstaunten Flüstern, was für Draco allerdings deutlich zu hören war.
»Ich-hasse-Harry-Potter-vermeintlicher-Erbe-von-Slytherin-Erzfeind-Todesser-Draco-Malfoy?«, fragte James, der auch überrascht schien. Harry nickte. Albus senkte den Kopf. Er wirkte beschämt über das respektlose Verhalten seiner Geschwister. Draco fand es beinahe amüsant.
»Der bin ich.«, grinste Draco. »Gestatten, Mein Name ist Ich-hasse-Harry-Potter-irgendwas-mit-Erzfeind-den-Rest-habe-ich-vergessen-Draco-Malfoy oder so ähnlich.« James schien beeindruckt, dass Draco den Scherz aufnahm. Lily starrte ihn immer noch an wie einen Außerirdischen.
»Sollten wir jetzt nicht wegrennen?«, fragte sie, als sie sich aus ihrer Starre gelöst hatte.
»Wegrennen, Süße?«, fragte Harry verwundert.
»Na vor Draco Malfoy!«, flüsterte sie und ließ dabei den blonden Slytherin nicht aus den Augen, den sie offensichtlich für einen diabolischen Bösewicht hielt. Draco grinste.
»Buuh!«, sagte er und beobachtete belustigt, wie Lily mit aufgerissenen Augen zusammenzuckte.
»Dad, du hast uns gar nicht erzählt, dass Draco Malfoy auch witzig ist.«, sagte James jetzt.
»Nun, weil er nie witzig war.« Auch Harry schien erstaunt darüber, wie locker Draco mit seinen Kindern umging. Und dem unübersehbaren Fakt, dass diese ihn nicht gerade als Verbündeten ansahen.
»Können wir bitte gehen, Daddy?«, fragte Lily jetzt, der die Situation überhaupt nicht zu gefallen schien. Sie wartete nur darauf, dass Draco sie mit irgendeinem Zauber verfluchte.
»Schon gut, Kleine, ich wollte sowieso gerade gehen.« Draco nickte erst Harry, dann seinen Kindern zu. »Potter. Kinder.«
Damit drehte er sich um, mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht und er verließ den Laden, in dem er einen ebenfalls grinsenden James, einen überforderten Albus, eine erleichterte Lily und einen verwunderten Harry Potter zurückließ.

Drarry OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt