Valentinstag

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Draco hasste den Valentinstag.

Natürlich wusste Harry das. Aber genauso hatte Draco schließlich auch Harry gehasst – und das hatte ja eine ebenso unerwartete Wendung genommen.

Draco war schon immer gut darin gewesen, vorschnell zu urteilen. Was manchmal ganz zu Harrys Leid passierte, weil Draco in unglücklicher Kombination damit auch noch wahnsinnig stur sein konnte.

Er hatte das Thema Valentinstag schon vor fast zwei Wochen das erste Mal angesprochen und von vornherein unmissverständlich klar gemacht, dass es für ihn und Harry keinen Valentinstag geben würde.

Aber Harry konnte sich nicht immer Dracos Wünschen beugen, ganz egal, wie deutlich dessen Verbot dafür gewesen war, dass sie sich heute sahen. Harry hatte nämlich nicht vor, ihren ersten gemeinsamen Valentinstag zu verpassen, Punkt.

Das einzige Risiko, das jetzt noch bestand, war die Möglichkeit, dass Draco vielleicht gar nicht in seiner Wohnung war, wenn Harry gleich dort aufkreuzen würde. Es war nicht besonders wahrscheinlich, da Draco eigentlich keine Pläne für heute zu haben schien – außer den Valentinstag gewissenhaft nicht zu feiern – aber man konnte ja nie wissen. Draco war selten impulsiv, trotzdem ebenso selten berechenbar. Wie auch immer das möglich war. Das hatte Harry jedenfalls in fast zwei Monaten Beziehung gelernt.

Als Harry dann endlich vor Dracos Wohnungstür stand, hatte er blendende Laune und strotzte vor Vorfreude. Heute würde großartig werden, sie würden einen wunderbaren Tag haben. Aufgeregt und schon jetzt mit einem Kribbeln im Bauch wuchtete Harry seinen gesamten Körper gegen die Klingel, weil keine Hand fürs Klingeln frei geblieben war. Er hörte den metallischen Klingelton gedämpft durch die Tür und wäre vor Erleichterung beinahe hochgesprungen, als er hörte, wie sich in der Wohnung etwas bewegte.
Oder besser jemand. Draco war zuhause.

Lächelnd platzierte Harry sich vor dem Türrahmen und wippte ungeduldig auf den Fußballen auf und ab. Er liebte Überraschungen.

Und bei Merlin; Draco hätte nicht überraschter aussehen können, als er die Tür wenige Sekunden später öffnete. Er sah super aus, wie immer, und Harry musste ganz einfach noch breiter lächeln, während das Gesicht des Blonden versteinert und entgeistert Harry ansah.

Im nächsten Moment war die Tür wieder zu und Harry konnte überdeutlich die Schritte hören, die sich wieder von der Tür entfernten.

Ungläubig klappte Harrys Kinnlade nach unten. Draco hatte wirklich eine Vorliebe für seinen Stursinn. So ein Idiot.

»Dray, meine Arme werden schwer!« Es musste ihm jetzt egal sein, dass Dracos Wohnung nicht die einzige in diesem Haus war. Vielleicht waren die anderen Leute ja auch alle im Kino oder saßen in romantisch dekorierten Cafés. Das hoffte Harry zumindest für sie, denn er konnte jetzt gerade keine Rücksicht auf sie nehmen. »Draco!«

Glücklicherweise öffnete die Tür sich wieder. Die Überraschung war jetzt von Dracos Gesicht gewichen, er sah allerdings wenig begeistert aus. Aber damit hatte Harry natürlich gerechnet.

»Und ich hatte gedacht, du würdest zuhören, wenn wir miteinander reden.« Draco klang vorwurfsvoll, aber nicht böse.

Harry zuckte mit den Schultern. »Ich lasse dir leider keine Wahl, Draco. Nicht heute. Ich bin 50 Prozent dieser Beziehung und heute ist der 14. Februar.«

Draco seufzte. »Ich weiß.« Er schwieg für eine Weile und betrachtete Harry bedauernd, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er sich nicht doch ein ganz bisschen darüber freute, seinen Freund zu sehen. »Na, komm schon.«, sagte er endlich und streckte Harry die Arme entgegen, um ihm etwas abzunehmen.

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