Kapitel 12 - Der einzige Vertraute I
11:21 Uhr; Delta Sektor
Ich zog meine Jacke enger um mich und versuchte mich so vor dem inzwischen frischen Wind und Nieselregen zu schützen. Ich lehnte an einer Hauswand einer eher unbekannten Straße im Delta Sektor. Andrew hatte mit Jason beschlossen, dass ich mich alleine mit Nathan treffen sollte, da ich am wenigsten Aufmerksamkeit auf mich zog.
Kurz nach dem wir gestern Abend den Club verlassen hatten, hatten ich und Jason herausbekommen, dass Torby der Rebell war, mit dem Andrew in Kontakt stand. Genaueres hatten wir nicht herausgefunden, sehr zu meinem missfallen. Irgendwie hatte ich gehofft, dass Andrew auch etwas über Caleb wüsste. Vielleicht hätte ich dann herausgefunden, woher ich ihn kannte.
Skeptisch schaute ich unter dem Rand meiner Kapuze hervor, als ein schwarzer SUV vor mir hielt. Von innen wurde die Beifahrertür geöffnet und brachte Nathan zum Vorschein, der sich vom Fahrersitz hinüberbeugte. „Willst du im Regen stehen bleiben?", fragte der einundzwanzigjährige.
„Ungerne", murmelte ich und steig ein.
„Warum genau kommen die anderen nicht mir?", fragte Nathan, als er losfuhr, nachdem ich die Tür geschossen hatte.
„Andrew meint, es wäre zu Auffällig, wenn wir zu viert unterwegs sind."
Nathan schaute kurz zu mir rüber, eh er wieder auf die Straße sah. „Also was ich so von Torby über ihn gehört habe, scheint er ein wenig paranoid zu sein."
„Dann müsstest du das wohl zu uns allen vier sagen", murmelte ich.
„Was hast du am Handgelenk gemacht?" Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die Plastikschiene, die um mein Handgelenk geschnallt war.
„Gebrochen. Bei dem Angriff aufs Lux HQ."
„Warum sucht Racket euch eigentlich? So wie ihr euch verhaltet, könnte man denken, dass ihr einen Mord begangen habt oder so etwas." Nathan bog auf eine der Hauptstraßen ab, die aus dem Delta Sektor herausführte.
„Wir haben niemanden ermordet. Wir sind Racket und vor allem Tresher ein Dorn im Auge. Seit Luxanus geschlossen wurde meint er, wir würden zu seiner Organisation gehören und müssten nach seiner Pfeife tanzen."
„Warte. Luxanus und Racket?", er sah zu mir hinüber und seine grünen Augen schien mich einen Augenblick lang nachdenklich zu mustern. „Ihr seid diese vier TVIs oder?"
Ertappt sah ich zu ihm hinüber. Ich hatte nicht gewusst, dass er nicht über uns Bescheid wusste. Entweder hatte Torby ihn nicht eingeweiht oder dieser wusste selbst nichts davon und Andrew hatte ihm nie etwas erzählt. „Ja, die sind wir", gab ich schließlich zu.
Nathan nickte. „Dann hatte Caleb ja doch recht. Er hatte sich schon so etwas gedacht."
„Wer ist Caleb eigentlich?", fragte ich. Vielleicht würde ich ja von ihm ein paar Informationen bekommen.
„Er ist unser Anführer. Ein verdammt kluger Kopf."
„Er ist der Anführer der Rebellen?"
„Nur der Night Rebellen", verbesserte Nathan mich.
„Es gibt mehrere Rebellen Gruppen?"
Nun sah Nathan so aus, als hätte er mehr verraten, als er durfte.
„Ich arbeite nicht für Regierung. Nicht mehr. Und ich habe nichts gegen die Rebellen. Ich werde nichts weitersagen."
Er sah mich skeptisch aus dem Augenwinkel an. „Ach ja?"
„Versprochen. Die anderen TVIs und ich sind gerade von Racket geflohen, was nach Treshers Meinung ein Verbrechen ist, da man sich gegen die Regierung stellt. Also nein, ich werde nichts an die Regierung verraten."
„Es gibt inzwischen drei Rebellen Gruppen. Früher war es eine einzige, aber durch Unstimmigkeiten trennten wir uns vor fünf Jahren in drei Gruppen."
Ich nickte und konnte ihm ansehen, dass er mir nicht mehr verraten würde. Das einzige was ich nun wusste war, dass Caleb der Anführer einer der Rebellen Gruppe war. Aber ich hatte nie etwas mit den Rebellen zu tun gehabt. Das hieß, dass ich ihn wo anders her kennen musste.
Ich schreckte aus meinen Gedanken, als Nathan neben einer alten Mauer heilt und den Motor abschaltete. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass wir den zerfallenen Sektor bereits erreicht hatten.
Dieser Sektor war am meisten im großen Krieg zerstört worden und die Regierung hatte beschloss, ihn nicht wiederaufzubauen. Offiziell hieß es, dass hier niemand mehr lebte, aber so war es nicht. Lauter verarmte Menschen suchten hier in den Ruinen Unterschlupf und auch viele Waisenkinder lebten hier.
„Das ist das Firmengelände", Nathan deutete auf die große Fabrik, die hinter einen nicht gerade stabilen Zaun vor ihnen lag.
„Ist das ein Rebellen Versteck?"
„Es war mal eins. Früher gehörte es einer der anderen Rebellen Gruppen aber Caleb hat es ihnen abgehandelt. Wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er es auch durch." Nathan schüttelte mit einem genervten Blick den Kopf, eh er ausstieg, was ich ihm gleichtat.
„Hier sollte Racket euch nicht finden können." Er ging an dem Tor im Zaun vorbei. Irritiert folgte ich ihm, bis wir eine kleine Einbuchtung erreichten, wo ein unauffälliges Loch im Zaun war. Während wir das weitläufige Gelände durchquerten, steuerte Nathan auf ein Nebengebäude der Firma zu. „Ich glaube hier müssten irgendwo noch Sachen von uns herumliegen." Nathan sah sich um und ging dann etwas unschlüssig auf eine Eisentür zu. Davor blieb er stehen und wühlte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche hervor. „Wenn der jetzt nicht passt, bringe ich Caleb um", murmelte er und sah erleichtert auf, als das Vorhängeschloss, welches das einzige war, was an dieser ganzen Firma neu zu seien schien, aufsprang. Er drückte die Tür auf und warf mir den Schlüssel zu. „Hier. Frisch von deinem persönlichen Immobilienmakler", scherzte er grinsend.
Leise lachend huschte ich an ihm vorbei ins Innere des Gebäudes. Nathan folgte mir und zog die Tür hinter uns wieder zu. Augenblicklich war es stockduster im Raum.
„Na super", hörte ich Nathan hinter mir murmeln.
Ich spürte das vertraute Kribbeln in mir aufsteigen, als der T-Virus die Oberhand übernahm. Langsam nahm ich die Konturen meiner Umgebung durch meine Nachtsicht wahr, eh alles deutlicher wurde. Wir standen in einer kleinen Halle, wo auf der rechten Seite eine Treppe zu einer Empore hinaufführte. „Gibt es hier ein Notstromaggregat?", fragte ich und drehte mich zu Nathan um.
„Eigentlich...was zum?" Ich sah wie er erschrocken zusammenzuckte, als er meine glühenden Augen sah.
„Keine Sorge. Das ist das Techno-Virus, dass mir ermöglicht im dunklen zu sehen", erklärte ich schnell.
„Es gab Gerüchte darüber, dass ihr TVIs so etwas könnt, aber richtig geglaubt habe ich es nicht."
„Dann hast du ja jetzt einen Beweis. Also, Notstrom?", wiederholte ich.
„Es müsste irgendwo einen Wartungsraum geben. Ich glaube auf der linken Seite."
Ich sah suchend die Wand auf der linken Wand ab, bis ich eine Tür entdeckte. „Warst du schon einmal hier?"
„Ja, aber erst einmal. Als Torby und ich ein paar Wachen der Regierung aus dem Weg gehen mussten."
Als ich merkte, wie er immer noch unbeholfen an der gleichen Stelle wie vorhin stand, da er im dunklen nichts sehen konnte, nahm ich kurz entschlossen seine Hand. Er schien im ersten Moment überrascht, entspannte sich dann aber wieder. Ich spürte die Wärme seiner Hand, die kribbelnd auf meine Haut überging. Einen Moment sah ich auf unsere Hände. Ich war es nicht gewohnt, solchen Körperkontakt mit anderen Menschen zu haben. „Komm mit", murmelte ich, um meine eigene Unsicherheit zu überspielen. Vorsichtig führte ich Nathan durch die Dunkelheit auf die Tür zu. Vor dieser blieb ich stehen und versuchte sie zu öffnen. Zwar ließ sich die Klinke hinunter drücken, aber die Tür bewegte sich kaum. „Abgeschlossen", seufzte ich frustriert.
„Warte einen Moment", meinte Nathan und kramte kurz in seiner Jackentasche herum, bis er zwei Stücke Draht herauszog. Er tastet erst nach der Klinke und dann nach dem Schloss, eh er vorsichtig die beiden Drähte hineinschob. Es dauerte ungefähr anderthalb Minuten, bis der Tür aufsprang. „Geht doch."
„Wer hat die eigentlich abgeschlossen? Ich dachte das Gelände gehört euch Rebellen?", fragte ich, während er die Tür aufstieß.
„Vermutlich Torby oder Alain. Ich denke mal, dass sie nicht wollten, dass hier irgendwelche anderen Leute hineinkommen."
Als wir in den Wartungsraum eintrat, entdeckte ich ein mit Brettern zugenageltes Fenster. Ich durchquerte den Raum und versuchte an einem der Bretter zu ziehen, welches so verrottet war, dass es sofort nachgab. Licht durchflutete den Raum.
„Na endlich", seufzte Nathan, als er wieder etwas sehen konnte. Ich sah wie er sofort zu dem großen Gerät in der Ecke ging und eine Weile daran herumbastelte, während ich den T-Virus zurückdrängte. Ungefähr fünf Minuten später begann das Gerät zu summen und in der Halle sprangen mehrere Lampen an.
Ein schepperndes Geräusch aus der Halle ließ uns beide herumwirbeln. Nathan zog eine Pistole von seinem Gürtel und hielt sie schussbereit vor sich, während er vorsichtig in die Halle schielte. Meine Hand huschte ebenfalls zu meinem Gürtel, wo aber das vertraute Holster mit meiner Waffe fehlte, seit Racket mir dies abgenommen hatte. Also blieb mir nicht viel anderes übrig, als Nathan zu folgen, der sich nun vorsichtig in die Halle wagte. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie vertraute ich ihm, wobei ich eigentlich allen Menschen gegenüber, außer den anderen TVIs, Matthew und Thomas, misstrauisch war. Der dunkelblonde riss seine Waffe hoch, als auf einmal ein Schatten eilig zu Tür huschte.
„Nur ein Waisenkind", murmelte Nathan, als auch ich den kleinen Jungen erkannte, der gerade aus der Tür rannte. „Vermutlich hat er hier Unterschlupf gesucht."
Nathan wollte weitergehen, als er merkte, dass ich stehen geblieben war und immer noch zur Tür sah, wo der Junge gerade verschwunden war. „Was ist los?"
Irritiert schüttelte ich den Kopf. „Nichts. Ich musste nur gerade an etwas denken."
Er sah mich immer noch fragend an, während ich an ihm vorbeiging und mich erneut in der Halle umsah. Seufzend blieb ich stehen und sah ihn an. „Ich war selber ein Waisenkind, bevor Luxanus mich aufgenommen hat."
Er nickte verstehend und schien zu bemerkten, dass ich nicht weiter darüber sprechen wollte, denn er fragte nicht weiter nach. Stattdessen ließ er nun ebenfalls seinen Blick durch die Halle schweifen und deutete dann auf die Empore. „Als ich das letzte Mal hier war, waren da oben noch Sachen von uns."
Ich folgte ihm die Treppe hinauf. Tatsächlich war auf der Empore ein kleines Lager errichtet. Aus Matratzen waren drei Schlafplätze gebaut worden, ein alter Tisch mit vier Stühlen stand an dem Geländer, seitlich stand noch ein länglicher Tisch auf dem mehrere Kabel lagen, anscheinend waren hier einmal mehrere Computer angeschlossen gewesen, und dazwischen standen noch mehrere Kisten. Nathan öffnete eine von diesen. „Ich denke ihr solltet hier zurecht kommen", meinte er dann und schloss die Kiste, in der sich Decken und so weiter befanden. Er zog sein Handy aus der Jackentasche, als dies zu Klingeln begann. „Walker", meldetet er sich, als er dranging und ich sah mir in der Zeit den Inhalt der anderen Kisten an.
„Ja, ich komme", damit legte Nathan auf und sah dann zu mir. „Ich muss wieder zurück. Du bleibst hier?"
„Ja, ich sage den anderen jetzt Bescheid, dass sie herkommen sollen."
„Ok, man sieht sich sicherlich noch einmal", er hob zum Abschied die Hand und ging zu Treppe.
„Ja. Auf Wiedersehen. Und danke, Nathan."
„Keine Ursache."
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SKYLINE - Aufstand
Khoa học viễn tưởngTeil 1 der Skyline Reihe. Ein Technischer Virus, der ihr Leben rettete. Ein Technischer Virus, der die tödliche Genmutation in ihren Zellen aufhielt und ihr ein Leben ermöglichte. Aber dieses Leben wird nie ein normales sein. Seit dem Moment, seit...