Kapitel 15 - Der einzige Vertraute II

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Kapitel 15 - Der einzige Vertraute II

03:12 Uhr, Moning Sektor, Außenstützpunkt von Xernox

Beinah lautlos landete ich in einem Gang desStützpunktes, verlor allerdings mein Gelichgewicht und prallte mit der Schultergegen die Wand. „Elegant", murmelte ich sarkastisch und sah zu der Öffnung imLüftungsschacht, über den ich hier hergelangt war. Während ich über mich selberden Kopf schüttelte, sah ich Laurin zu, wie er weitaus eleganter als ich ausdem Schacht sprang. Es war ein Wunder, dass diese Schächte hier breiter warenals die im Lux HQ. Ohne ein Geräusch zu verursachen, schloss Laurin das Gitterwieder uns sah mich an. Seine Augen leuchteten schwach, genau wie meine. OhneNachtsicht hätte man hier vermutlich gar nichts sehen könnten, da Xernox diegesamte Beleuchtung im Zelltrakt abgeschaltet hatte. Ich horchte auf, als aufeinmal der Alam des Stützpunktes losging.
Scheint, als wäre dein Sprengstofferfolgreich hochgegangen. Schmunzelnd sah ich zu Laurin.
Hast du was anderes erwartet? Fragteer zurück.
Nein, ehrlich gesagt hatte ich das nicht. Laurin und Jason hatte die letztenzwei Tage damit verbracht, die kleine Bombe zu bauen. Diese hatten Andrew undJason vor ein paar Minuten auf der anderen Seite des Stützpunktes platziert undgerade hochgehen lassen. Mit etwas Glück, würde Xernox sich so auf diesenAngriff konzentrieren, dass sie mich und Laurin gar nicht bemerkten. Höchstenerst, wenn es zu spät war.
Ich deutete Laurin mit einem einstudierten Handzeichen an, dass er mir folgensollte. In dem Zelltrakt standen wir bereits, wenn ich das hier richtigerfasste, mussten wir also eigentlich nur noch einmal um die Ecke... Und promptknallte ich mit einem Wachmann zusammen.
Eh er überhaupt reagieren konnte, war Laurin an mir vorbei gehuscht und hatteihm den Griff seiner Pistole gegen die Schläfe gerammt. Bewusstlos ging derWachmann zu Boden. Bei Luxanus hatten man uns von Anfang an beigebracht unsereGegner mit dieser Methode ins Land der Träume zu befördern, da sie davon meistnur einen Bluterguss und nichts Schlimmeres davontrugen.
Laurin warf mir einen warnenden Blick zu. Wehedu rennst hier noch mehr Wachleute um!
Ich werde mir Mühe geben.
Ich wollte gerade weitergehen, als mir waseinfiel. Wenn wir schon einen Wachmann ausschalten musste, konnten wir unswenigsten den Fluchtweg erleichtern. Schnell hockte ich mich neben den bewusstlosenMann und nahm seine Schlüsselkarte an mich.
Auf dem nächsten Gang befanden sich endlich die Zellen, die ich suchte.Ungeduldig lief ich den Gang entlang, bis ich endlich die schwarze 124 aufeiner der Türen fand. „Hier ist es."
Laurin nahm augenblicklich behutsam die Abdeckung der Schalttafel neben der Türab und machte sich einige Minuten an den Kabeln zu schaffen. Ich wusste, dasser das schloss eigentlich schneller knacken konnte, aber er war so vorsichtigwie nur möglich, um gleichzeitig den Zellalarm stillzulegen. Sonst wären wirsofort aufgeflogen.
Mit einem leisen Klicken öffnete sich die schwere Tür und ich huschte in denRaum, während Laurin hinter mir gleichzeitig eine Taschenlampe anschaltete.
Matthew lag auf der schmalen Pritsche seitlich an der Wand und starrte dieDecke an. Also entweder hatte er gar nicht erst geschlafen oder war durch denAlarm wach geworden. Ich tippe ja mal auf letzteres.
Er hobden Kopf und sah uns als überrascht an. „Was macht ihr denn hier?", fragte erperplex und setzte sich auf.
„Dich hier raus holen", flüsterte ich, während Laurin sich an der Türpositionierte, um Wache zu stehen.
„Seid ihr verrückt? Wenn Xernox euch erwischt, seid ihr erledigt!"Matthew stand nun auf.
Was hatte er denn jetzt plötzlich mit Racket? Soweit ich weiß, hat Racketüberhaupt nichts mit diesem Xernox Stützpunkt zu tun. „Du hast uns selber Malfür verrückt erklärt", warf ich ein. „Und mit Racket haben wir eh schon Ärger.Wir sind abgehauen."
Matthew sah mich ungläubig an. „Ihr seid bescheuert."
„Ja ja, wissen wir. Jetzt komm endlich!", drängte ich und sah zu Laurin, dernickte. Also war die Luft rein.
„Auch, wenn ihr gar nicht hier sein solltet und ich euch eigentlich für dieseAktion hier meine Meinung geigen sollte. Danke", sagte Matthew und legte mirdie Hand auf die Schulter.
„Du kennst uns, Matt", grinste ich. „Wir hören nur auf dich und sonst aufniemand und machen was wir für richtig halten. Und jetzt komm endlich." Ichhuschte vor den beiden aus dem Raum und steuerte die entgegengesetzte Richtungan, als die, aus der wir gekommen waren. Als Laurin die Taschenlampe wiederausschaltete, damit wir ja nicht entdeckt werden, legte Matthew mir von hinteneine Hand auf die Schulter. Ich fasste kurz nach seiner Hand, um ihm zu zeigen,dass ich verstanden hatte und ihn durch die Dunkelheit führen würde. Kurz sahich zu Laurin, der in den Vertrauten Umrissen der Nachtsicht neben mirauftauchte und sich bereits suchend nach dem Treppenhaus umsah. Ich deutete ihmmit einem Handzeichen an, dass wir noch einmal links abbiegen musste. Nach derEcke standen wir auch schon vor besagtem Treppenhaus. Ich hielt erschrockeninne, als ich ein Geräusch vernahm. Schnell schob ich Matthew wieder zurück umdie Ecke und presste mich neben ihm an die Wand. Laurin stand noch immer aufdem Gang, aber seine Umrisse begangen zu verschwimmen, bis der T-Virus ihngänzlich an seine Umgebung angepasst hatte.
Zwei Wachleute eilten an uns vorbei ohne uns auch nur im EntferntestenWahrzunehmen. „Das war knapp", hauchte ich und öffnete so leise wie möglich dieTür zum Treppenhaus. „Vorsicht Treppe", flüsterte ich Matt zu uns führte ihnvorsichtig hinauf. Ich traute mich nicht, Laurin zu beten die Taschenlampewieder anzuschalten. Wenn noch einmal Wachen vorbeikommen sollten, würden sieuns sofort entdecken.
Als wir über die Treppen endlich den Keller, in dem sich der Zelltrakt befand,verlassen hatten, brauchten wir nur noch zwei Gänge weiterzulaufen und standenschon vor einen Nebenausgang. Ich wollte gerade die Zugangskarte, die ich demWachmann abgenommen hatte, durch den Schlitz ziehen, als ich mehrere Schrittehinter uns vernahm, die auf uns zu kamen. Alarmiert sah ich zu Laurin, dererschrocken herumwirbelte.
Bist du dir sicher, dass du den Alarm an derZelle abgeschaltet hast, Laurin?
Der Blonde sah nun zu mir. Hundertprozentigsicher bin ich mir nicht.
Ich kniff frustriert die Augen zusammen und drückte Laurin dieSchlüsselkarte in die Hand. „Bring Matt hier raus."
„Was hast du vor?", fragte Laurin.
„Ich verschaffe uns Zeit."
„Jin", hörte ich Matthew gerade noch eindringlich flüstern, aber ich war schonum die Ecke verschwunden. Ich konnte nur hoffen, dass Laurin und er tatsächlichdas Gebäude verließen und nicht auf irgendeine blöde Idee kamen. Die Wachleutekamen von links. Ich blieb solange auf dem Gang stehen, bis ich in ihremSichtfeld war.
„Hey, stehen bleiben!", brüllte einer von ihnen. Ich tat das genaue Gegenteil,wirbelte herum und rannte den Gang entlang. Mal im Ernst, hatte irgendjemand jemalsauf diesen Ausruf gehört? Ich rannte wieder zurück zum Treppenhaus, dieWachleute mir dicht auf den Fersen. Allerdings lief ich dieses Mal nicht runterin den Keller, sondern hinauf in die nächste Etage. Als ich die Tür aufstieß,überließ ich dem T-Virus die Überhand. Ich spürte das vertraute Kribbeln inmeinem Körper und passte mich meiner Umgebung an. In dem Glas der Tür sah ich,dass nur noch meine leicht glühenden Augen sichtbar waren. Sah bestimmtgruselig für jemanden aus, der nichts von den TVIs wusste.
Ich lief den Gang ein paar Meter entlang, bis ich eine kleine Einbuchtung fand,ich der ich verschwand. Die Wachleute liefen an mir vorbei, aber es waren nichtalle. Bestimmt hatten sie sich aufgeteilt. Ich merkte, wie meine Umrissebereits begangen zu flimmern. Die Tarnung durch den T-Virus aufrecht zu haltenkostete enorme Kraft. Deshalb nutzten wir es nur in Notfällen. Auch dass esmitten in der Nacht war und ich bereits seit fast 27 Stunden wach war, war nichtgerade fördernd. Das hier war aber ein Notfall.
Kaum war ich mir sicher, dass die Wachen in dem nächsten Gang verschwundenwaren, huschte ich aus der Einbuchtung und flitzte den Gang in dieentgegengesetzte Richtung davon. Einen kurzen Blick auf meine Hände verreitmir, dass ich wieder sichtbar war.
Jin, wo bist du? Eindringlich undbesorgt schoss Andrews Stimme durch meine Gedanken.
Noch im Gebäude. Kurz war ichunaufmerksam, als ich um die nächste Ecke rannte. Mitten auf dem Gang standenvier Wachleute, die sich alle zu mir umdrehten. Wie vom Blitz getroffenwirbelte ich herum und lief so schnell ich konnte wieder zurück. Kaum war ichum die Ecke, wurde ich an der Schulter festgehalten. Das brachte mich so ausdem Gleichgewicht, dass ich hinfiel. Fluchend wollte ich mich aufrappeln, alsich bereits erneut am Arm gepackt und hochgerissen wurde. „Du bleibst jetzthier", knurrte eine tiefe Stimme hinter mir und der Wachmann drückte mich gegendie Wand. Er nahm meine Arme auf den Rücken und ich hörte das unheilvolleKlicken von Handschellen, die sich um meine Hände schlossen. Verdammt.
Jin? Wieder Andrew.
Ihr müsst weg von hier! Ich brülltequasi in Gedanken.
Nicht ohne dich.
Ich schloss die Augen. Doch Andrew.Die haben mich erwischt.
Kurz herrschte Stille. Ich gehe nichtohne dich.
Jetzt hau endlich ab, Andrew! Wenn ihr noch länger hierbleibt, erwischen dieuns alle.
Bist du dir sicher?
Ich hörte die Unsicherheit in seiner Stimme deutlichheraus. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich Andrew das letzte Mal unsichergesehen hatte. Oder ob das überhaupt schon mal passiert war. Er war immer derAnführer gewesen, der selbst die schwierigste Situation unter Kontrollezuhalten versuchte.
Geht!
Weiterer Wiederstand seinerseits blieb aus. Ich hörte nichts mehr von ihm.Wenigstens hatte Xernox sonst niemand erwischt.
Ich wurde um sanft herumgerissen. Meine Waffe wurde mir sofort abgenommen.Mehrere Wachen standen um mich herum und zielten mit geladenen Waffen auf mich.Erst schienen sie überrascht, ein siebzehnjähriges Mädchen vorzufinden, bismich der Mann, der mich festhielt, erkannte. „Das waren die TVIs." Er drehtesich zu einem seiner Leute um. „Schau nach, ob Alcris noch da ist", befahl er.Der angesprochene Wachmann eilte sofort davon.
„Und du kommst mit." Wieder wurde ich nicht gerade freundlich am Arm gepacktund den Gang entlanggeführt.     

SKYLINE - AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt