Kapitel 3 - Vertrauen ist schwer zu erlangen

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Kapitel 3 - Vertrauen ist schwer zuerlangen

22:15 Uhr, Delta Sektor, Hauptplatz des Sektors

Der riesige Hauptplatz, der zentral in jedem Sektor der Stadt lag, sollte als Treffpunk dienen. Selbst um diese Uhrzeit waren noch einige Leute hier unterwegs. Die meisten bekanntesten und beliebtesten Läden befanden sich hier und hatten auch teilweise jetzt noch geöffnet. Ich stand seitlich auf dem Platz, tat so als würde ich mir die Auswahl einer der Läden anschauen, dabei beobachtete ich eigentlich eine kleine Gruppe von Leuten, die sich gerade auf dem Platz traf und miteinander redeten. Man konnte sie schnell für ein paar einfache Bewohner halten, die sich einfach an einem Freitagabend trafen und durch die Gegend ziehen wollten. Aber mir war inzwischen bewusst, dass dies nicht der Fall war. Bereits seit fast zwei Jahren gingen die Gerüchte um, dass es eine Gruppe von Rebellen geben sollte, die sich zusammengeschlossen hatten, um die Regierung im Auge zu behalten und wenn diese von ihren Idealen abkam, wollten sie eingreifen. Die Regierung selbst sah dies anders, sie glaubte, dass die Rebellen sie bereits jetzt stürzen wollten. Sie konnten sie aber bis jetzt noch nicht finden oder irgendwelche Mitglieder identifizieren.
Ich beobachtete die angeblichen Rebellen aus eigenem Interesse bereits seit einige Monaten immer mal wieder. Ich konnte mit Gewissheit sagen, dass sie Gerüchte mehr Wahrheit beinhalten, als die Meinung der Regierung. Die Rebellen beobachteten ebenfalls nur und behielten alles im Auge. Noch keine einzige anderweitige Aktivität war von ihnen ausgegangen.
Erst vor wenigen Monaten hatte ein bekannter Nachrichtensender einen Bericht über die Rebellen gesendet, in dem berichtet wurde, dass die Rebellen ursprünglich Parteien waren, die Sektororganisationen bilden wollten und die Leitung verschiedener Sektoren übernehmen wollten. Die Regierung hatte ihnen aber keine Zulassungen gegeben. Aus diesen Gruppierungen hatten sich dann die Rebellen entwickelt.
Die wenigen Männer und Frauen, die sich gerade auf dem Platz trafen, schienen ebenfalls zwei oder drei ihrer Beobachtungspatrouillen zu sein. Wenn man genau hinsah, sah man, dass sie alle einem Mann berichteten. Anscheinend war dieser der ranghöchste unter ihnen.
Ich musterte ihn mit leicht zusammen gekniffenen Augen. Ich würde ihn auf fast eins neunzig schätzen und Mitte zwanzig. Er hatte kurze dunkelblonde, fast braune und leicht lockige Haare und markante Gesichtszüge.
Ich wusste nicht woher, aber der Mann kam mir bekannt vor. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wo ich ihn schon einmal gesehen hatte, aber da war keinerlei Erinnerung. Zu mindestens nichts, seit ich bei Luxanus war und den T-Virus verabreicht bekommen hatte. Seitdem hatte ich durch den T-Virus ein stark ausgeprägtes fotografisches Gedächtnis. Ich musste den Mann vor dieser Zeit gekannt haben oder begegnet sein. Leider konnte ich mich kaum noch an meine Vergangenheit erinnern. Alles was ich noch wusste war, dass meine Eltern bei einem Unfall umgekommen waren und ich seitdem als Waisenkind auf der Straße gelebt hatte. Ich konnte mich noch daran erinnern, dass ich mit drei oder vier anderen Kindern oder Jugendlichen damals zusammengelebt hatte, aber als im Alter von fünf Jahren die tödliche Genmutation in meinem Körper ausgebrochen war, konnte ich mich nicht mehr genauer daran erinnern. Meine Erinnerungen setzten dann erst wieder ein, als Matthew mich bei Luxanus aufnahm, als er mich mit den T-Virus vor der Genmutation gerettet hat und ich Andrew, Jason und Laurin kennen lernte, denen das gleiche Schicksal wiederfahren war.
Der Mann, den ich glaubte zu kennen, sah sich nun auf dem Platz um, während die anderen Rebellen zu den drei Autos gingen, die in meiner Nähe geparkt waren. Der Mann folgte ihnen und sah sich immer noch um, eh sein Blick an mir hängen blieb und er mit einem irritierten Stirnrunzeln stehen blieb. Er befand sich inzwischen nur etwa fünfzehn Meter von mir entfernt, so dass auch er mich in dem schwachen Licht der Laterne, unter der ich stand, erkennen konnte.
Der verwirrte Blick des Mannes bestärkte mich nur in dem Glauben, ihn zu kennen, so wie er anscheinend auch mich irgendwoher kannte.
„Caleb!", rief ein Mann, der wie die anderen Rebellen gerade in eins der Autos steigen wollte.
Bei dem Namen zuckte ich unmerklich zusammen. Der Name kam mir so vertraut vor. Ich war mir sicher, dass ich den Mann von früher kannte. Es war in meinen Erinnerungen zum Greifen nah, aber ich schaffte es nicht ihn irgendwie zuzuordnen.
Der Mann, Caleb, sah mich noch einen Augenblick an, eh er leicht den Kopf schüttelte, als hätte er sich getäuscht, und ging dann zu den anderen, wo er ebenfalls in das Auto stieg, in das der Mann gestiegen war, der ihn gerufen hatte.
Ich wandte mich ebenfalls ab, aber meine Gedanken kreisten unaufhörlich um diese Begegnung.

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