Kapitel 11 - Neuer Standpunkt
16: 37 Uhr, Alpha Sektor
Das hektische Treiben der Bewohner Lisamis auf den Straßen des Alpha Sektors, des Herzen der Stadt, war perfekt, um darin unterzutauchen. Unzählige Menschen drängelten sich aneinander vorbei, versuchen zu Läden, Ständen oder Bahnsteigen zu gelangen und schenkten uns kaum Beachtung. Mein Blick wanderte prüfend zu Laurin, um ihn nicht aus dem Auge zu verlieren. Er schob sie einige Meter von mir entfernt ebenfalls durch die Menschenmasse und hatte sich die Kapuze übern Kopf gezogen, sodass er völlig in der Menge verschwand.
Unruhig sah ich sich so unauffällig immer wieder um. Ich war mir ziemlich sicher, dass Racket bereits nach uns suchte. Nur zu gut konnte ich mir Tresher vorstellen, der gerade vor Wut schäumen musste.
Kurz nachdem wir das Hauptquartier von Racket verlassen hatten, hatte wir uns aufgeteilt. Während ich mit Laurin über die nördlichen Straßen unterwegs war, versuchten es Andrew und Jason etwas weiter südlich. Unser Ziel war es, den Alpha Sektor so schnell wie möglich zu verlassen. Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir diesen gar nicht erst hätten betreten müssen. Dieser Sektor war der am besten gesicherte und kontrollierte, da auch hier die Regierung ihren Hauptsitz hatte.
Ich reckte den Kopf, da ich Laurin für einen Moment aus den Augen verloren hatte, fand ihn aber relativ schnell wieder. Wenn alles gut lief, würden wir die anderen Beiden an der vor uns liegenden Kreuzung treffen.
Jin! Eindringlich schoss Laurins Stimme durch meinen Kopf, was mich augenblicklich alarmiert aufschauen ließ. Was ist?
Ich glaube Racket Polizisten verfolgen uns.
Ich tat so, als würde ich kurz stehen bleiben, um mir den Eingang eines gut besuchten Lokals anzuschauen und sah mich dabei unauffällig um. Tatsächlich konnte ich in der Menge gelegentlich die dunklen Rüstungen der Racket Anhänger ausmachen, die sich durch die Menschenmasse auf uns zu schoben.
Du hast recht. Ich ging weiter.
Laurin gab mir ein kaum merkliches Handzeichen und entfernte sich weiter von mir. Wir waren auffallender, wenn wir uns in der Nähe des anderen befanden. Ein unwohles Gefühl befiel mich. Wenn die Racket Polizisten uns erwischen würden, würden wir ein weiteres Mal nicht entkommen können. Tresher wollte offensichtlich nicht, dass wir uns selbständig machten, aber im Hauptquartier wollte er uns auch nicht haben. Ich verstand absolut nicht, was dieser Mann eigentlich vorhatte.
Ein unauffälliger Blick über die Schultern verriet mir, dass sich der Anstand zwischen mir und den Polizisten verkleinert hatte. Unruhig schaute ich mich nach Laurin um, den ich aber nicht entdecken konnte. Ich wich einigen Passanten aus und erreichte eine große Kreuzung, an der sich die zwei Hauptstraßen dieses Sektors trafen. Ich sah an dem Mann vorbei, der vor mir ging, und entdeckte noch mehr Polizisten, die die Passanten kontrollierten. So wie es aussah, wusste Racket, dass wir hier waren. Aber woher?
Leichte Panik steig in mir auf, als ich gezwungen war, mich in der Schlange einzureihen, die sich vor den Kontrollen bildete. Laurin konnte ich noch immer nicht entdecken.
Laurin? Wo bist du?
Ich wartete mehrere Sekunden, aber er antwortete nicht. Nicht immer funktionierte unsere Gedanken Kommunikation. Sie erforderte hohe Konzentration und konnte auch durch andere Faktoren gestört werden. Wir wussten noch lange nicht alles darüber.
Vermutlich lang es an mir selbst, dass ich ihn nicht erreichen konnte. Die Panik breitete sich immer mehr in mir aus, je näher ich den Kontrollen kam. Ungewollt tastete ich nach dem kleinen Chip in meiner Tasche, auf dem mein Personalausweis gespeichert war. Jeder Einwohner Lisamis besaß so einen. Unruhig sah ich mich um und mein Blick fiel auf eine Seitenstraße, die mir bis gerade völlig entgangen war. So unauffällig wie möglich löste ich mich aus der Schlange und schob mich durch die Menschenmasse. Kaum hatte ich die Seitengasse erreicht, packte jemand meinen Arm und zog mich ruckartig in eine kleine Einbuchtung eines Hauses.
Erschrocken riss ich meinen Arm los und wollte mich gerade zur Wehr setzen, als ich herumgedreht und mit dem Rücken gegen die Wand gepresst wurde. Ohne überhaupt richtig wahrzunehmen, wer überhaupt vor mir stand, sammelte ich meine Kraft zusammen, riss erneut meinen Arm los und schlug meinem Gegenüber mit dem Handrücken gegen die Schläfe.
Ein schmerzerfülltes Stöhnen. „Mensch Jin! Ich bin es!"
Erschrocken erkannte ich, wer da eigentlich vor mir stand. „Verdammt Jason! Sorry!" Augenblicklich hörte ich auf, mich zu wehren.
Jason ließ meinen Arm los und wischte sich das Blut von der Stirn, dass aus der kleinen Platzwunde tropfte. „Kraft hast du, dass muss man dir lassen", murmelte er.
„Tut mir leid", zerknirscht sah ich zu ihm auf und begegnete seinen grauen Augen. Eine seltsame Stille legte sich über uns und ich spürte, wie mein Körper leicht kribbelte, wie wenn ich dem T-Virus die Oberhand ließ. Auch er wandte den Blick nicht ab und die feinen schwarzen Streifen in seiner Iris schienen nur umso deutlicher zu werden.
„Wie auch immer", riss er sich los und brach die Stille. Er trat einen Schritt zurück und schüttelte leicht den Kopf, während er den Blick abwandte. Dieser seltsame Moment war vorbei.
Ich fuhr mich über die Augen. Was auch immer das gerade war, es war nicht das erste Mal zwischen uns passiert.
„Wo sind die anderen?", fragte ich, als ich meine Gedanken wieder sortiert hatte und Jason mich wieder ansah.
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SKYLINE - Aufstand
Science FictionTeil 1 der Skyline Reihe. Ein Technischer Virus, der ihr Leben rettete. Ein Technischer Virus, der die tödliche Genmutation in ihren Zellen aufhielt und ihr ein Leben ermöglichte. Aber dieses Leben wird nie ein normales sein. Seit dem Moment, seit...