Kapitel 7 - Zwischenden Fronten II
10:51 Uhr; Hauptquartier von Luxanus
Mein geschockter Blick wanderte zu Andrew, in dessen Augen sich die Überraschung bereits in Wut verwandelte. Er schob sich aufgebracht durch die herumstehenden Soldaten auf Tresher zu und deckte ihn mit einer Schimpftriade ein, bei dem ihn einige erschrocken ansahen.
Ich erwachte endlich aus meiner durch Schock und Überraschung hervorgerufenen Starre und seufzte in mich hinein. Kurz tauschte ich einen Blick mit Laurin undJason, letzterer hatte genervt von der ganzen Situation den Kopf mitgeschlossenen Augen in den Nacken gelegt, dann wanderte mein Blick wieder zu Andrew, der wutschäumend immer noch auf Tresher ein schimpfte. Davon, dass er eigentlichder ruhigste von uns vier war, merkte man gerade ziemlich wenig. Ich wusste selber wie das war, der T-Virus verstärkte das Adrenalin, das bei dem Angriff vorhin im Körper ausgeschüttet wurde und verlangsamte stark den Abbau dieses Stoffes, sodass wir nachdem noch einige Zeit stark reizbar und aufbrausend waren.
Ich schob mich nun ebenfalls durch die Anwesenden hindurch, die den Anführerder TVIs alle erschrocken (Racket Soldaten) oder neugierig und belustigt (LuxSoldaten) betrachten. Als ich Andrew erreichte, legte ich ihm eine Hand auf dieSchulter. Reg dich ab, verdammt noch mal! Er sah mich einen Moment wütend an, eh er die Augen schloss und mehrmals tief durchatmete.
Ich sah in fragend an. Alles wieder ok?
Ja.
Ich wandte mich an Tresher, der erstaunlicher Weise einen leicht verdatterten Blick aufgesetzt hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Mann anders alsarrogant und selbstverliebt schauen kann. „Wie kommen Sie eigentlich darauf,dass Thomas hinter dem Angriff stecken soll. Er ist der Stellvertretender Leiter von Luxanus. Warum sollte er so etwas tun? Haben Sie überhaupt...", ich brauch ab, als Andrew mir eindringlich auf die Schulter tippte.
„Was?", fragte ich und sah zu dem achtzehnjährigen auf, der locker fünfzehn Zentimeter größer war als ich.
Wo zu Teufel ist Thomas?!
Auf seine Frage in meinen Gedanken hin drehte ich mich suchend um, konnte den stellvertretenden Leiter jetzt aber nicht entdecken. „Das darf doch jetztnicht wahr sein!", murmelte ich leise und sah fragend zu Jason, der inzwischen alleine auf der Bank saß. Jas, wo ist Laurin?
Thomas nach. Der Gang links von euch. Beeilt euch.
Andrew, der mitgehört hatte, drehte sich bereits um und huschte zwischenden Soldaten hindurch zu dem genannten Gang. Ich folgte ihm und beachtete Tresher nicht, der nun ebenfalls Thomas fehlen bemerkte und sofort begann Befehle an seine Soldaten zu bellen.
Wir müssen ihn unbedingt vor Racket finden.
Ich weiß, erwiderte Andrew. Laurin? Wo bist du?
Vor der Zentrale. Ich finde Thomas aber nicht.
Ich bog hinter Andrew um die Ecke. Unsere Trainingshalle im Untergeschoss. Die kennen nur ganz wenige.
Jin hat Recht, wir schauen da zuerst nach, beschloss Andrew.
Als wir die Glastür erreichten, die ins Untergeschoss führten, kam Laurin gerade um die Ecke. „Meint ihr, er ist wirklich da unten?"
Andrew tippte den Code ein und drückte die Tür auf. „Es ist der einzige Ort, den die Racket Soldaten nicht kennen. Sie werden also einige Minuten brauchen, bis sie ihn dort finden."
Andrew nahm vor mir gar keine Stufen mehr, sondern sprang jedes Mal einfachüber diese hinweg. Unten stieß er die nächste Tür auf betrat vor ihnen die Trainingshalle.
„Na Gott sei Dank, ihr habt's verstanden", ertönte tatsächlich Thomas Stimme und als ich hinter Andrew hervortrat, sah ich ihn auch auf sie zueilen. „Ok,ihr müsst mir jetzt ganz genau zuhören", begann er. „Ich schwöre euch, dass ich absolut nichts mit dem Angriff zu tun habe. Ich habe niemanden Informationen weitergeleitet und absolut keine Ahnung, wer diese Angreifer waren. Ihr müsst mir das glauben."
Andrew warf mir und Laurin einen kurzen Blick zu. „Wir glauben dir auch, Thomas. Aber wie ist Tresher dann darauf gekommen, dass du das warst?"
„Ich weiß es nicht", meinte Thomas und schüttelte ratlos den Kopf.
Die Geräusche vom Gang erhaschten meine Aufmerksamkeit. „Die Soldaten haben uns gefunden. Wir müssen dich hier irgendwie hier rausbekommen." Ich sah sich um und versuchte mir einen Plan im Kopf zusammenzulegen.
„Lass gut sein, Jin. Ich komme hier eh nicht raus. Racket hat das gesamte HQ umstellt", meinte Thomas und sein niedergeschlagener Blick wanderte zu Tür, die gerade von Racket Soldaten geöffnet wurde, die in die Halle stürmten und uns vier mit erhobenen Waffen umstellten. Ich merkte erst, dass ich meine Hand auf meine Pistole am Gürtel gelegt hatte, als sich Laurins Hand beruhigend aufmeine legte. Ich sah ihn kurz an, als er kaum merklich den Kopf schüttelte und nahm dann langsam die Hand von der Waffe.
Einer der Soldaten, anscheinend ein Offizier, trat vor und wandte sich anThomas. „Ihr Waffe und ihre Schlüsselkarte, Agent Mitchall." Er streckte auffordernd die Hand aus. Thomas zog die Pistole seufzend aus dem Holster und übergab sie zusammen mit der Schlüsselkarte.
„Ihre Waffen ebenfalls", wandte sich der Offizier an uns.
„Was?" Ich sah verwirrt von ihm zu Andrew und Laurin und wieder zurück.
„Befehl von Mr. Tresher, Agent Marver", erwiderte der Racket Angehörige und sah mich erwartungsvoll an.
„Ach ja? Dann kann Tresher ja auch selber hier auftauchen", knurrte Andrew. „Wir haben nichts getan und Sie haben kein Recht, uns unsere Waffen abzunehmen."
„Agent Torres...", setzte der Offizier an, wurde aber von Tresher unterbrochen, der gerade den Raum betrat und zu uns trat. „Wir haben sehr wohl ein Rechtdazu, Andrew. Ihr mögt Mitglieder von Luxanus sein, aber ihr gehört durch das Projekt TVI auch zu Racket. Und solange Luxanus nicht in der Lage ist, dieses Projekt auszuführen, werdet ihr zu Racket gehören."
„Was heißt hier bitte, solange Luxanus nicht in der Lage ist?", fuhr ich ihn an. „Ihr habt nicht einmal das Recht, dieses Gebäude zu betrete. Geschweige denn, unseren Stellvertretenden Leiter zu verhaften! Wenn Matthew..."
„Und wo ist Matthew bitte, Jin?", fragte Tresher zurück. „Soweit ich weiß, ist er noch nicht wiederaufgetaucht."
Mein Blick wanderte fragend zu Andrew, der sofort zu dem Headset in seinem Ohrgriff und in das damit gekoppelten ID-Band die Frequenz eingab. „Gibt es schon irgendwas Neues?", fragte er, hörte dann demjenigen zu, der auf der anderen Seite der Leitung war. Als er mich wieder ansah, schüttelte er den Kopf. Das kaum merkliche Grinsen auf Treshers Zügen entging mir nicht.
Wütend funkelte ich ihn an. „Das gibt euch trotzdem nicht das Recht, Thomas zu verhaften!"
„Ich darf als Leiter einer Sektororganisation im Namen der Regierung Personen festnehmen, die in Verdacht stehen, gegen die Regierung zu arbeiten",entgegnete er.
„Dafür braucht ihr aber Beweise", mischte sich Laurin ein.
Tresher reichte ihm ein Tablet. Ich beugte mich wie Andrew zu Laurin rüber, um einen Blick darauf zu werfen. Geöffnet waren einige ehemalig verschlüsselte Emails, die von Thomas Computer verschickt worden waren. Die Mails handelte über den genauen Aufbau des Lux HQ, Wacheinteilungen und über die Planung des Angriffes. Die Mails waren eindeutig von Thomas Computer verschickt worden under war auch selber eingeloggt gewesen.
Mein Blick wanderte zu Thomas, der mich ahnungslos und irritiert ansah, als wüssteer nichts von dem, was Laurin hier in den Händen hielt. Kurz sah ich zu Tresher, der mich eindringlich musterte.
„Und woher wissen Sie, dass Thomas diese Mails verfasst und verschickt hat?", fragte Laurin skeptisch.
„Das werden wir noch prüfen. Aber im Moment ist Thomas Mitchall de rHauptverdächtige und wird damit vorläufig festgenommen."
„Ihre Waffen", bat der Offizier erneut mit Nachdruck. Andrew knurrte irgendwas in sich hinein und sein Blick wanderte wie meiner über die zahlreichen Soldaten, die uns noch immer mit erhobenen Waffen umzingelten, als würden wir jeden Moment irgendetwas gemein gefährliches machen.
Spielen wir erst einmal mit. Mit einem finsteren Blick drückte Andrew dem Offizier seine Pistole in die Hand. Ich zögerte kurz, überreichte dem Soldaten dann aber nach Laurin ebenfalls meine Waffe. Tresher gab den Soldaten ein Handzeichen, woraufhin sie Thomas Handschellen anlegten und nach oben führten.
„Ich würde euch raten, keinen weiteren Ärger zumachen", sagte der Racket Leiter noch an uns gewandt, drehte sich dann um und folgte seinen Leuten nach oben.
„Toll, und was jetzt?", fragte ich und drehte mich zu Andrew und Laurin um.
Der ältere von uns starrte Tresher noch immer nach. „Wir schnappen uns Jason und schauen, dass wir aus der Schusslinie von Tresher kommen, bevor er uns auch noch die Schuld an dem Angriff aufs HQ anhängt."
„Glaubt ihr wirklich, dass Thomas die Informationen nach außen geschickt hat?", fragte ich. Ich persönlich hatte gerade absolut keine Ahnung, was ich glaubensollte.
Andrew biss sich auf die Unterlippe. „Ich kann es eigentlich nicht glauben, aber Treshers Beweise deuten eindeutig auf Thomas."
„Warum sollte Thomas denn überhaupt so etwas tun?", Laurin sah von einem zum anderen.
„Ich habe keine Ahnung, Laurin", Andrew lief zur Tür. „Lass uns zu Jason gehen und schauen, ob es von Matt etwas Neues gibt."
Ich folgte denn beiden schweigend nach oben. Während Laurin und Jason leise miteinander sprachen, beobachtete ich die Gänge den Lux HQs. Inzwischen konnte manmehr Leute von Racket sehen, als von Luxanus selbst. Sie kontrollierten jeden Luxanus Angestellten und schienen systematisch das gesamte HQ zu durchsuchen.
„Was hat Tresher hier vor?", murmelte ich vor sich hin, während ich die Racket Soldaten mit einem nachdenklichen Blick betrachtete.
„Das wüsste ich auch gerne", antwortete Andrew, als er vor mir die Haupthalle betrat.
Mein Blick schweifte kurz durch den Raum, aber Matthew konnte ich nicht entdecken. Jason allerdings saß noch immer auf der Bank, auf der wir ihn zurückgelassen hatten und diskutierte mit einem Racket Soldaten, der vor ihmstand.
„Wie oft den noch? Ich habe keine Waffe bei mir. Ich lag bis vorhin auf der Medizinischen Station, irgendwie logisch, dass ich dann keine Schusswaffe bei mir trage oder nicht?", knurrte er genervt zu dem Soldaten, als sie näher kamen.
„Mir wurde gesagt, dass Sie alle immer eine Schusswaffe bei sich haben, Agent Clark", entgegnete der Racket Angehörige und Jason verdrehte genervt die Augen.
„Er hat keine Waffe bei sich", mischte sich Andrew ein. „Wenn Sie uns jetztbitte mal alleine lassen würden."
Der Soldat warf Jason noch einen letzten prüfenden Blick zu, eh er sich abwandte und ging.
„Was ist jetzt mit Thomas?", fragte Jason.
„Racket hat ihn fest genommen", erklärte ich. „Sie haben Beweise, dass er Informationen nach außen weitergegeben hat."
„Echt jetzt?", Jason sah mich überrascht und ungläubig an.
„Ja. Ich glaube ihnen allerdings nicht wirklich. Ehrlich gesagt, weiß ich gerade überhaupt nicht, wenn ich glauben soll."
Andrew nickte „Geht mir genauso. Ist Matt inzwischen aufgetaucht?"
„Nein", Jason deutete mit einer vagen Kopfbewegung auf einen Luxanus Offizier. „Frag ihn mal."
Während Andrew zu besagtem Mann lief, ließ ich mich neben Jason auf die Bank fallen. „Das ganze hier stinkt zum Himmel."
„Da sagst du was. Haben die euch auch eure Waffen abgenommen?"
Laurin nickte. „Was machen wir jetzt eigentlich, wenn Matt und Thomas weg sind?"
„Warte erst einmal ab, was mit Matt ist." Jason sah zu Andrew, der sich noch immer mit dem Offizier unterhielt.
Ich folgte seinem Blick, als mir auf einmal etwas Anderes in den Sinn kam. „Mal eine andere Frage. Wo ist eigentlich Alexa hin?"
„Unsere Spionin? Gute Frage", Laurin versuchte sich einen Überblick über die Haupthalle zu verschaffen, während Jason sich etwas vorlehnte. „Jetzt erzähltmal, was Alexa hier eigentlich getrieben hat."
„Laurin und ich sind in ihr Quartier eingebrochen und haben bei ihr Berichte an Racket gefunden, in denen sie über Luxanus berichtet, unteranderem auch verschlüsselte Forschungsergebnisse. Ebenfalls haben wir das Serum gefunden, mit dem du ausgeschaltet wurdest."
„Alexa hatte das Serum?", wiederholte er mit hochgezogenen Augenbraunen.
Ich nickte. „Irgendwas ist hier am Laufen. Und Racket hängt da mit drinnen."
Andrew kam zurück. „Unsere Leute haben das gesamte Hauptquartier durchsucht, aber Matthew haben sie nicht gefunden. Er ist definitiv nicht mehr hier im Gebäude."
Ein Sanitäter kam vorbei und gab mir ein Stück Verbandsmull, dass ich auf meine noch immer blutende Schulter drückte. Das Adrenalin hatte den Schmerz vorübergehend ausgeblendet.
„Wie er ist nicht mehr hier?", fragte Laurin und gab seine Suche nach Alexa auf.
„Er ist nicht mehr im Gebäude."
„Gab es Angreifer, die fliehen konnten?"
Andrew überlegte kurz. „Ja, ein paar."
„Meinst du, das sie Matt entführt haben?", fragte ich Jason.
Dieser zuckte mit den Schultern. „Das ist die einzige Theorie, die im Moment Sinn ergibt. Matt würde nicht einfach abhauen."
„Da hast du recht."
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SKYLINE - Aufstand
Science FictionTeil 1 der Skyline Reihe. Ein Technischer Virus, der ihr Leben rettete. Ein Technischer Virus, der die tödliche Genmutation in ihren Zellen aufhielt und ihr ein Leben ermöglichte. Aber dieses Leben wird nie ein normales sein. Seit dem Moment, seit...